Mit Neco haben Sie ein komplett neues Getriebekonzept  entwickelt. Können Sie das zugrunde liegende Konzept kurz erläutern? 

Daniel Obladen: Mit Neco machen wir die Zykloidgetriebetechnologie, die in der Robotik bereits seit über 35 Jahren erfolgreich eingesetzt wird, dem allgemeinen Maschinenbau zugänglich. Anwenderfreundlichkeit, Leistungsfähigkeit sowie Design waren die treibenden Faktoren bei der Entwicklung. Das modulare Konzept der Getriebe ermöglicht maximale Flexibilität und eine hohe Wirtschaftlichkeit. Zudem zeichnen sich die Servogetriebe durch ein modernes cleanes Design, einen ganzheitlichen Korrosionsschutz und eine kompakte Bauweise aus. Einzigartig ist auch der Usability-Ansatz. Suche, Konfiguration, Montage und Anwendung sind so einfach wie möglich gestaltet. Alles ist intuitiv und ohne spezielles Expertenwissen nutzbar. Damit beschreiten wir neue Wege auf dem Getriebemarkt. Insgesamt umfasst die Neco-Serie fünf Baugrößen: 25, 42, 80, 125 und 160. Dieses sehr fein abgestufte Portfolio ermöglicht eine absolut passgenaue Getriebeauslegung.

Das Zykloidgetriebe Neco soll hinsichtlich Leistungsdichte, Anwenderfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit Maßstäbe setzen. Durch welche Parameter hebt sich das Servogetriebe von Produkten anderer Hersteller ab?

Daniel Obladen: Die Getriebe erreichen eine hohe Präzision mit einem Hystereseverlust von lediglich 0,5 arc.min und sind durch doppelt gelagerte Exzenterwellen sowie die gelagerte Antriebswelle extrem robust. Die für Zykloidgetriebe typische Kraftübertragung über Kurvenscheiben und Rollen sorgt für einen hohen Wirkungsgrad, eine enorme Widerstandsfähigkeit gegen Schockbelastungen (bis zu 500 Prozent des Nenndrehmoments) sowie ein minimales Spiel über die gesamte Lebensdauer. Das zweistufige Untersetzungsprinzip führt zu einem exzellenten Verhalten hinsichtlich Dynamik und Laufruhe sowie einer hohen Wiederhol- und Bahngenauigkeit. Auch bei großen Lasten oder hohen Beschleunigungsmomenten stellen die Servogetriebe exakt ausgeführte Bewegungen sicher und gewährleisten ein schnelles und präzises Greifen sowie Ablegen. Das geringe Gewicht der Neco-Serie sorgt zudem für eine niedrigere Massenträgheit, verbesserte Lastbedingungen und Energieeinsparungen bei der Anwendung. Die Motorwellenadaption erfolgt über einen Radialklemmring in Low-Inertia-Ausführung. Dieser reduziert die Trägheit auf der Motorwelle um bis zu 39 Prozent. Durch ein ausgeglicheneres Verhältnis von Anwendungsträgheit zu Motorträgheit entstehen weniger Vibrationen. So schafft der Kunde mehr Zyklen in gleicher Zeit, was seine Anwendung wirtschaftlicher macht. Für einzelne Prozessschritte lässt sich eine Zeitersparnis von bis zu 40 Prozent erreichen.

Welche Merkmale prädestinieren das Getriebe für den Einsatz in hygienesensiblen Anwendungen?

Daniel Obladen: Bei der Neco-Serie handelt es sich um komplett geschlossene Zykloidgetriebe. Sie bringen exzellente Performance und hohe Wirtschaftlichkeit mit guter Reinigbarkeit in Einklang und erfüllen die grundlegenden Anforderungen hinsichtlich Hygienic Design. Auf raue Gussbauteile und scharfe Kanten wurde gänzlich verzichtet. Es gibt weder Toträume noch Spalten oder Nischen, in denen sich Reinigungsmittel oder Produktionsreste sammeln könnten. Die Verschraubungen befinden sich auf der Anwendungsseite, sodass die Motorseite ohne Schraubenlöcher und vorstehende Teile auskommt. Glatte Oberflächen und das abgerundete Getriebegehäuse sorgen dafür, dass Schmutz sich nicht festsetzen kann und Flüssigkeiten ungehindert abfließen können. Das minimiert das Kontaminationsrisiko und gewährleistet eine schnelle und effiziente Reinigung. Für weniger hygienekritische Anwendungen steht neben der Gehäuseverschraubung von der Anwendungsseite (Gehäuseform Typ A) auch die konventionelle Variante (Gehäuseform Typ B) zur Verfügung, die eine Verschraubung von der Motorseite ermöglicht. Damit lässt sich das Getriebe sowohl von der Motor- als auch von der Anwendungsseite verschrauben. Der Anwender erhält so maximale Flexibilität bei der Motoradaption.

„Bei der Konzeption hat sich Nabtesco auf die wichtigsten Bedürfnisse seiner Kunden konzentriert und alles, was nicht absolut notwendig war, weggelassen. Durch diese Fokussierung auf Perfektion ist eine sehr wirtschaftliche Lösung entstanden, ohne Abstriche bei den technischen Spezifikationen machen zu müssen.“

Welche Komponenten erachten Sie als nicht notwendig und was heißt wirtschaftlich in Zahlen?

Daniel Obladen: Bei der Entwicklung der Getriebe haben wir uns von einem vielzitierten Satz des französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry inspirieren lassen: Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzuzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann. Diesem Konzept sind wir konsequent gefolgt – von der Planungsphase über die Umsetzung bis zum Testen. Wesentlichen Einfluss auf die Konstruktion hatten dabei die Grundbedürfnisse unserer Kunden: Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit. Bekanntermaßen lassen sich 80 Prozent der Kosten durch das Design beeinflussen. Daher haben wir unter anderem die eingesetzten Materialien und Bearbeitungsschritte gründlich hinterfragt und entsprechend unseren Kriterien angepasst. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Im Vergleich zur RH-N-Serie bieten die Neco-Getriebe nicht nur ein Upgrade an Leistung, sondern erreichen auch ein höheres Level in puncto Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit. Das Konzept der Modularität sowie die hohe Langlebigkeit der Produkte wirken sich ebenfalls positiv auf die TCO aus. Aufgrund des modularen Baukastenprinzips ist eine bessere Verfügbarkeit der Materialien sichergestellt. Dadurch werden Bestellzyklen kürzer und die Einkäufer beziehungsweise der Kunde kann kurzfristiger planen.

Eingangs ist die Rede von Anwenderfreundlichkeit. Welche Features erleichtern das Handling für den Nutzer?

Daniel Obladen: Da gibt es so einiges. Los geht es bereits bei der Getriebeauswahl und -auslegung. Unser neuer Produktkonfigurator ist intuitiv gestaltet und führt den Kunden in nur wenigen Klicks zum für seine Anwendung optimalen Getriebe. Zudem garantiert ein flexibles System mit modularen Hülsen und Flanschen die unkomplizierte Adaption aller gängigen Servomotoren. Durch Kombinationen standardisierter Elemente entsteht ohne viel Aufwand eine Vielzahl an definierten Interfaces, die ein breites Spektrum an Antrieben abdecken. So können Anwender die Getriebe mit sämtlichen auf dem Markt verfügbaren Motorenmarken und -typen nutzen. Das gewährleistet ein Maximum an Flexibilität, eine einfachere Konfiguration, eine schnellere Montage sowie kürzere Lieferzeiten. Auch die Anwendung ist dank unterstützender Tools kinderleicht. So gibt es künftig über das Internet oder einen QR-Code auf den Getrieben Zugang zu Manual-Videos, Betriebsanleitungen sowie Live-Support.

Welche Möglichkeiten des Customizings gibt es bei Ihren Neco-Getrieben?

Daniel Obladen: Durch das intelligente modulare Getriebekonzept stehen uns beim Thema Customizing nahezu alle Möglichkeiten offen. Was immer der Kunde wünscht, wir finden eine passende Lösung – sei es eine spezielle Motoradaption, eine Ausführung in Edelstahl oder Speziallackierungen. Dafür steht uns ein großer Baukasten an Neco-Komponenten zur Verfügung. Mit diesem können wir eine Vielzahl an individuellen Anforderungen abdecken. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, sind wir systemmäßig auch in der Lage, komplett kundenspezifische Ausführungen zu realisieren. Die Modularität der Serie gewährleistet dabei eine optimale Wirtschaftlichkeit. (agry)