Automatisierung

Getriebe lässt Antriebe grüner werden

22.04.2024 - Wie Präzisionsgetriebe die Industrie dabei unterstützen, Ressourcen effizienter zu nutzen

Ob steigende Energiepreise oder neue staatliche Richtlinien im Zuge der Energiewende: Es gibt viele gute Gründe, warum Unternehmen jeder Größe künftig noch nachhaltiger wirtschaften ­müssen. Getriebe können ihren Beitrag dazu leisten. Gleichzeitig zeigt ein Getriebehersteller auf, wie konsequent nachhaltiges Handeln in einem Familienunternehmen aussehen kann.

Wenn es darum geht, ein Unternehmen angesichts steigender Energiepreise und staatlicher Richtlinien „grüner“ und damit nachhaltig zukunftssicher zu machen, zählt jedes Detail. Die Bedeutung von Elektromotoren, die nach aktuellen Schätzungen der Europäischen Kommission (https://ec.europa.eu) in den EU-Ländern rund 50 Prozent des hier erzeugten Stroms verbrauchen, wurde in diesem Zusammenhang längst erkannt und schlägt sich beispielsweise auch in der europäischen „Verordnung (EU) 2019/1781 zur Festlegung von Ökodesign-Anforderungen an Elektromotoren und Drehzahlregelungen“ nieder. 

Weniger im Bewusstsein ist hingegen, dass sich der Wirkungsgrad eines Servomotors durch den Einsatz eines Getriebes verbessern lässt. So kann insbesondere dasselbe Drehmoment bei geringerer Wellendrehzahl mit einem kleiner dimensionierten Motor erreicht werden. Der Energieverbrauch, aber auch Investitions- und Betriebskosten sowie der Bedarf an Platz und Steuerungsperipherie reduzieren sich dementsprechend. Die Auswahl des Getriebes entscheidet damit maßgeblich über die Effizienz und die Langlebigkeit des gesamten Antriebs. Dabei zählen vor allem drei Punkte: seine Form, seine Auslegung und nicht zuletzt die Fertigungsqualität.


Hoher Wirkungsgrad über die gesamte Lebensdauer 

Den höchsten Wirkungsgrad aller Getriebeformen sowie eine große Leistungsdichte in sehr kompakter Bauform bieten Planetengetriebe. Bei diesem Typ umkreisen in einem Hohlrad mindestens drei Zahnräder (Planetenräder) ein Zentralrad (Ritzel oder Sonnenrad) wie Planeten die Sonne. Weil – anders als etwa bei Kegelrad- oder Zykloidgetrieben – immer mehrere Zahneingriffe gleichzeitig stattfinden, wird das zu übertragende Drehmoment auf mehrere Verzahnungselemente verteilt, sodass sich die Reibung je Zahneingriff verringert. Hochwertige Werkstoffe und eine perfekte Oberflächenbearbeitung unterstützen diesen positiven Effekt. So kommen am Abtrieb bis zu 98 Prozent der am Antrieb eingesetzten Energie an. Zudem erfordert die Konstruktion einen geringeren Material­einsatz bei Lagern und Gehäuse als etwa ein vergleichbares Stirnradgetriebe.

Seinen optimalen Wirkungsgrad entwickelt das Getriebe, wenn es möglichst nah an seinem idealen Arbeitspunkt betrieben wird. Eine Auslegungssoftware wie das Neugart Calculation Program (NCP) ermöglicht die Dimensionierung und Überprüfung der entsprechenden applikationsbedingten Kennwerte. Anhand eines digitalen Modells kann das Tool zudem das thermische Verhalten des Getriebes in der Applikation abbilden, sodass der tatsächliche Wirkungsgrad in der Simulation bereits sehr genau vorherberechnet werden kann.
Noch stärker tragen energie- und platzeffiziente Lösungen zu einer nachhaltigen Unternehmensführung bei, wenn sie möglichst lange eingesetzt werden können. So sind die Getriebe des Herstellers standardmäßig auf 30.000 Betriebsstunden ausgelegt. Bei entsprechender Betriebsweise sind noch deutlich längere Lebensdauern realisierbar. Zudem sind alle Modelle lebensdauergeschmiert. Das bedeutet zum einen, dass sie ihren Wirkungsgrad über die gesamte Betriebsdauer beibehalten. Zum anderen wird das Schmiermittel selbst optimal genutzt und muss nur ein einziges Mal am Ende des Produktlebenszyklus umweltverträglich entsorgt werden. Die Hauptbestandteile eines Planetengetriebes (rund 95 Prozent) sind Stahl und Aluminium, wodurch sich das Getriebe fast vollständig recyceln lässt.


Nachhaltigkeit bei Neugart

Als Familienunternehmen fühlt sich die 1928 gegründete Firma schon immer an Werte gebunden, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Menschen und Ressourcen selbstverständlich erscheinen lassen. Dazu zählt eine traditionell große Wertschöpfungstiefe ebenso wie die regionale Verwurzelung am Produktionsstandort Deutschland und besonders am badischen Stammsitz in Kippenheim. Die positiven Effekte dieser Mischung zeigen sich nicht zuletzt angesichts immer schwierigerer Rahmenbedingungen. So lassen sich beispielweise mit kurzen Transportwegen Lieferzeiten stabil halten. Und ein – im besten Sinne – nachhaltig zufriedener Mitarbeiterstamm gewährleistet Stabilität in wirtschaftlich bewegten Zeiten und federt den allgemeinen Fachkräftemangel zumindest ab.


Nachhaltige Produktions-, Gebäude- und Energietechnik

Auf Basis solcher weicher Faktoren hat sich Neugart im Zuge seiner Nachhaltigkeitsstrategie ganz konkrete und quantitativ messbare Ziele gesetzt: So soll bis 2025 die Klima­neutralität (Scope 1 und 2) ohne Kompensationsmaßnahmen am Standort Kippenheim erreicht sein. Auf dem Weg dorthin setzt man als Hightech-Unternehmen auch auf alle verfügbaren Möglichkeiten in der Produktions-, Gebäude- und Energietechnik und möchte auf Kompensationsgeschäfte ganz verzichten.

Schon das 2008 neu eröffnete (und 2014 erweiterte) Werk 2 in Kippenheim setzte seinerzeit neue Effizienz- und Umweltstandards – von einer energiesparenden Betonkernkühlung über entsprechende Belüftungs- und Beleuchtungskonzepte bis zur Regenwassernutzung und zur Renaturierung des Dorfbachs. Das Bestandswerk (Werk 1) wurde entsprechend nachgerüstet. Das neue Werk 3, das derzeit am Stammsitz Kippenheim entsteht, wird diese Ansätze konsequent weiterführen. 

Ein weiteres Optimierungsprojekt beschäftigte sich mit der Druckluftversorgung: Durch entsprechende technische Maßnahmen konnte nicht nur der Strombedarf der energieintensiven Anlagen deutlich reduziert werden, sondern auch die Lärmentwicklung bei der Handhabung der Druckluftpistolen. Zudem wurde die Kälte­anlage modernisiert und wird nun mit dem CO2-freundlicheren Kühlmittel R290 Propangas betrieben. 

Die hundertprozentige Nutzung von Strom aus regenerativen Energiequellen am gesamten Standort Kippenheim ist schon seit einiger Zeit abgeschlossen. Im Jahre 2022 wurde dann auf ausschließlich regionalen Ökostrom umgestellt. Eine wichtige Maßnahme in diesem Zusammenhang war dabei die Inbetriebnahme einer eigenen großflächigen Photovoltaik-Anlage. Mit 749 kWp Leistung ist diese bei voller Auslastung in der Lage, die Hälfte des Strombedarfs des Standorts in Kippenheim zu decken. Auch ein Messstellen- bzw. Energiemonitoring-Konzept für mehr Verbrauchsdatentransparenz wurde umgesetzt.

Autoren
Andreas Beinroth, Leiter Finance 
Sven Borho, Teamleiter Produktmanagement
Swen Herrmann, Geschäftsführer

Kontakt

Neugart GmbH

Keltenstr. 16
77971 Kippenheim
Deutschland

+49 7825 847 0
+49 7825 847 2999

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