Josef Papenfort, Beckhoff Automation: SPS-Expertenrunde zeigt vielfältige Möglichkeiten auf - Teil 2
17.05.2011 -
Welche neuen Funktionen werden zukünftig in einer Steuerung zu finden sein?
Die Steuerung wird in Zukunft die zentrale CPU sein. Hier werden neben den klassischen SPS-Funktionen auch Motion Control und Robotik in Software realisiert. Beckhoff nennt diesen Ansatz Scientific Automation. Das bedeutet, dass immer mehr aus dem Umfeld der klassischen SPSen in eine zentrale - nach Beckhoff-Meinung - PC-basierte Steuerung einfließen. Motion Control mit Punkt-zu-Punkt-Achsen, die dann noch die klassischen Getriebe- oder Kurvenscheibenkopplungen beinhalten, sind mittlerweile schon in vielen SPSen fest integriert. Bei Beckhoff können aber auch CNC-Applikationen in Software realisiert werden. Die Robotik ist ein weiterer Baustein. Roboter können auf dem PC in Echtzeit gesteuert und geregelt werden. Gerade wenn ein Roboter in einem größeren Verbund mit Förderbändern und Fertigungszellen integriert ist, ist es durchaus sinnvoll, auch den Roboter als ein Set aus mehreren Achsen zu begreifen, die mit einer speziellen kinematischen Transformation bewegt werden müssen. Weitere neue Aufgabengebiete gibt es in der Messtechnik. Hier können komplexe Analysen von Messdaten auf dem PC gerechnet werden. Ein Einsatzgebiet ist hier das Condition Monitoring. Vorteil der integrierten Lösung ist, dass neben den Schwingungssignalen auch andere Signale oder Maschinenzustände miteinander korreliert werden können.
Wie sieht Ihre Strategie im Bereich Sicherheits-Steuerungen aus?
Die Integration der Sicherheitssteuerung als Softwarebaustein auf dem PC ist natürlich naheliegend. Beckhoff geht diesen Weg konsequent und hat bereits 2010 ein entsprechendes Konzept vorgestellt. Damit ist es möglich, auf dem unsicheren PC mit einem auch nicht sicheren Betriebssystem eine Sicherheitssteuerung zu rechnen. Die Sicherheit wird in Software realisiert. Der Vorteil ist die vollständige Integration. Gleiche Engineeringtools, gleiche Runtime-Eigenschaften und nahezu unbegrenzte Ressourcen und Performance.
Letztes Jahr tauchte erstmals ein Virus in einer SPS auf. Inwieweit haben Sie mit Ihren Produkten darauf reagiert bzw. was haben Sie verändert?
Stuxnet hat die Verletzbarkeit auch gerade klassischer SPSen deutlich gezeigt. PC-basierte SPSen sind hier natürlich schon länger deutlich besser aufgestellt. Kommerzielle Virenscanner können und sollten installiert werden und schützen so den PC und damit natürlich auch die SPS vor Angriffen von außen. Natürlich muss auch der Nutzer der SPS sensibilisiert sein. Alle möglichen Einfallstüren müssen schon von vornherein abgedichtet werden. Wenn kein zugänglicher USB-Port vorhanden ist, kann auch kein Virus über diesen Weg verteilt werden. Aber auch der Hersteller der SPS muss entsprechende Sicherheitsempfehlungen dokumentieren und zur Verfügung stellen.