Der Kern der Dinge: Ein Interview mit Gebhard Kübler
11.12.2015 -
In den vergangenen Jahren ist das schwäbische Familienunternehmen Kübler stark gewachsen. Kein Grund für das Führungsteam, einfach so weiter zu machen. Im Rahmen der Planung bis zum Jahr 2020 zeigt sich nicht nur ein starkes Bewusstsein für Unternehmenswerte, sondern auch ein klare Kübler 2020 Strategie. Mit neuen Technologien, starken Kernprodukten und Branchen- und Kundenlösungen sollen neue Märkte und Kunden gewonnen werden. Entscheidend dabei ist auch ein klar definiertes Versprechen, für das die Marke Kübler steht.
Im Fokus der Unternehmensstrategie steht die Erweiterung des Markenkerns. Seit wann beschäftigen Sie sich mit diesem Thema und was genau steckt dahinter?
Gebhard Kübler: Das ist keine Sache, die in einem Jahr abgeschlossen ist, sondern eine Strategie, die über mehrere Jahre lang umgesetzt wird. Vor fünf Jahren begannen wir, die Grundaussage der Marke Kübler zu erarbeiten: Wir stellten uns Fragen wie „Über welche technologischen und Produkt-Kompetenzen verfügen wir?“, „Für welchen Qualitätsgedanken stehen wir, und für welche anderen Kundennutzen sind wir bekannt?“. Heraus kam, dass uns eine führende Position für Technologie und Drehgeber zugeschrieben wird, übrigens auch in Sachen sichere Drehgeber. In diesem Bereich sind wir sehr stark, da kommen wir her und da haben wir auch stetig Marktanteile gewonnen. Auf der Qualitätsseite stehen wir aus Sicht der Kunden für sehr hohe Zuverlässigkeit. Wir werden auch in Sachen Flexibilität positiv wahrgenommen wird. Subjektiv empfunden entscheiden wir schnell, setzen für unsere Kunden Technologien rasch in Produkte um und bieten eine sehr gute Verfügbarkeit unserer Produkte.
Aus dieser starken Position heraus schauen wir in die Zukunft. Wir haben weitere Markenaussagen definiert, für die wir stehen wollen. Die Kernstrategie heißt weitere Technologie- und Produktkompetenzen aufzubauen.
Sie verfügen aktuell über einen erheblichen Marktanteil im Bereich Weg- und Winkelsensoren, haben 2015 bisher bereits knapp zweistelliges Wachstumsplus verzeichnet, ein zweites Werk gebaut und stärken jetzt mit Dr. Reinhold Weiland als Business Unit Manager für Ihren neuen Bereich Schleifringe ihr Geschäft.
Wie sehen in diesem Zusammenhang Ihre Wachstumsziele aus? Worin schlägt sich die Produkt- und Technologiekompetenz nieder?
Gebhard Kübler: Bis zum Jahr 2020 haben wir uns ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt. Das können wir nicht linear erreichen, indem wir einfach weiter machen wie bisher. Unser Markenversprechen können wir nur untermauern, wenn wir neue Aktivitäten aufnehmen, dem Markt Beweise liefern.
Vor etwa fünf Jahren haben wir begonnen, den Safety-Bereich aufzubauen, Mitarbeiter eingestellt und sichere Drehgeber und Steuerungen für sichere Bewegung am Markt eingeführt. Unser Safety-Konzept ist klar in sichere Bewegung und Positionierung differenziert – hier liegt unsere Kernstärke, aus der heraus wir uns ausbreiten und drei Dinge liefern: Die sicheren Drehgeber / die Sicherheitsmodule und Steuerungen und die gesamte Dienstleistung.
Mit Schleifringen beschäftigen wir uns auch seit knapp 5 Jahren. Dort sind wir beispielsweise in der Verpackung sehr stark. Dr. Weiland als Brancheninsider hat die Hauptaufgabe, unser Wachstum im Schleifring -Bereich noch weiter zu beschleunigen, in dem wir neue Applikationen angehen.
Für unser neues sehr breites ATEX Encoder-Programm erhalten wir spannende Projekte. Bei den Ex-/Atex-Produkten haben wir in der vergangenen Zeit investiert und sehen eine steigende Nachfrage.
Der Bereich Neigungssensorik läuft gut, aber auch hier kann man noch viel erreichen. Und im Bereich Öl, Gas und Stahlwerke sehen wir ebenfalls weiteres Potenzial.
Heute sind Sie stark im Bereich Getriebe-Motoren. Welche anderen Motorarten bedienen sie?
Gebhard Kübler: Wir setzen in Zukunft verstärkt auf Encoder mit besonderem Mehrwert für Antriebe und Motoren. Dazu gehört eine optimierte Anbautechnik oder die richtigen Schnittstellen. Wir bedienen klassisch zum Beispiel die Asynchronmotoren und AC-Motoren; für Gearless-Motoren in Aufzügen haben wir in den letzten Jahren ebenso ein rundes Programm entwickelt. Da immer mehr Umrichter Hersteller BISS als Schnittstelle anbieten, kommen unsere Gearless-Absolutdrehgeber bei vielen Kunden zunehmend zum Einsatz.
Wir haben inzwischen auch Feedback-Drehgeber für Servomotoren, dort handelt es sich um Derivate auf Basis unserer erfolgreichen F36 Produktfamilie, also um sehr kompakte Single und Mutiturn-Drehgeber mit BISS- oder SSI-Schnittstelle.
Dabei folgen wir immer einem wichtigen Grundsatz: Drehgebertechnologie heißt für uns nie einseitig auf ein Pferd zu setzen – wir wissen, jede Applikation erfordert unterschiedliche Funktionen und Arbeitsweisen. Deshalb beherrschen wir beispielsweise drei Technologien im Bereich Multiturn: die Rundenzählung mit Getrieben, mit elektronischen „Getrieben“ oder neu auch energieautarke Systeme. Das sind die Themen, die hinter dem Schlagwort Produkt- und Technologiekompetenz stehen.
Was tun Sie, um den Qualitätsanspruch Ihrer Kunden zu erfüllen?
Gebhard Kübler: Wir bauen die Produktqualität kontinuierlich aus. Wir arbeiten stark kundenzentriert, das ist für uns selbst ein Qualitätsanspruch per se. Wir haben Kunden, die von uns eine Automotive-ähnliche Qualität fordern. Wir lernen aus diesen Anforderungen, werden besser, und die Menschen, die bei uns arbeiten, sind stolz darauf, hervorragende Qualitätsergebnisse zu erzielen. Wenn der Kunde Anforderungen an uns stellt, ist das wie eine kostenlose Unternehmensberatung aus dem Feld heraus. Wir lernen voneinander – der Austausch, das Vertrauen – das sind Gespräche auf hoher Flughöhe, die sind extrem produktiv. Ich halte es ebenfalls für einen Qualitätsanspruch zu sagen, dass wir die richtigen Produkte für bestimmte Applikationen haben.
Was haben Sie konkret getan, um Ihre Flexibilität zu erhöhen?
Gebhard Kübler: Wir haben durch die konsequente Umsetzung des Wertschöpfungsgedanken viele Verbesserungen in den Bereichen Durchlaufzeit, Prozesszeit, Liefertreue und Lieferfähigkeit erzielen können. Mit in Summe nur leicht steigenden Gesamtbeständen haben wir in den letzten Jahren zweistellige Umsatzsteigerungen bei einer stabilen Liefertreue von über 95 Prozent erzielt.
Flexibilität bedeutet für uns, dass wir uns auf die steigenden Schwankungen des Marktes anpassen können, ohne dabei den Kundennutzen und die Kosten aus den Augen zu verlieren. Es spielt für uns beispielsweise an vielen Stellen keine Rolle mehr, ob wir Losgröße 1 oder 1.000 produzieren. Das schaffen wir mit sehr flexiblen One-Piece-Flow Montageverfahren, qualifizierten, flexiblen Mitarbeitern und einer selbststeuernden Materialversorgung nach Kanban-Prinzip.
Ein weiteres Beispiel sind verkürzten Gesamtdurchlaufzeiten vom Kundenauftrag bis zur Auslieferung, die sich durch die Reorganisation von Prozessen von Tagen auf Stunden verkürzt haben. Das bringt uns in die glückliche Lage, dass wir nun fast eine Million Varianten in einem Tag fertigen und liefern können, dieses Programm starten wir für Inkremental-Drehgeber Ende des Jahres.
Ihre Unternehmenswerte – rühren die noch aus den Zeit Ihres Vaters her oder wurden sie weiter entwickelt, schließlich haben sich die Werte in unserer Gesellschaft seither gewandelt. Wie viel „Fritz Kübler“ ist heute noch vorhanden?
Gebhard Kübler: Werte sind für ein Unternehmen sehr wichtig. Werte sollen so formuliert sein, dass sie keinen aktuellen Modetrends unterliegen, sondern langfristig verbindlich sind. Unsere Werte, wie wir sie heute haben, stammen zum Teil von meinem Vater, zum Teil haben wir sie im Rahmen der 2020-Planung überarbeitet.
Dazu haben wir 2014 im Führungskreis damit begonnen, Werte, Vision und Mission unseres Unternehmens zu überarbeiten und auf Papier zu bringen. Anschließend ging es darum dies in der Firmengruppen international auszurollen. Das ist ein wichtiger Prozess, denn wir wollen unser Leitbild leben, anstatt es nur an den Wänden nachzulesen.
Ein beständiger Wert aus der Zeit unseres Vaters ist beispielsweise die Unabhängigkeit als Familienunternehmen. Es ist und bleibt Ziel, zukünftig weiter als solches zu bestehen. Flexibilität ist ebenfalls ein Wert, den wir schon lange leben, wenngleich wir ihn mit neuem Verhalten besetzen.
Werte, die wir in den letzten Jahren weiterentwickelt haben, sind unter anderem der besondere kundenorientierte Innovationsgeist und unser Wertschöpfungsstreben. Neu hinzugekommen ist Eigenverantwortung. Wir ermutigen unsere Mitarbeiter dazu, eigenständig und auch unter Risiko Entscheidungen zu treffen. Fehler zuzulassen ist dabei wichtig, daraus lernt man schließlich.
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