„Offen zeigen, was Mitarbeiter denken“
Die Präsentation von Unternehmen auf Online-Plattformen wie Kununu
Der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften ist hoch. Das gilt insbesondere für Unternehmen, die sich unter anderem auf die Entwicklung von technisch anspruchsvollen Lösungen spezialisiert haben. Der Sensoranbieter Ipf Electronic ist daher kreativ, um Mitarbeiter zu halten und potentielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen.
Eine hohe Motivation, die Leistung und damit auch Eigeninitiative fördert, kommt nicht von ungefähr, weiß Christian Fiebach, Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens Ipf Electronic mit derzeit knapp 140 Beschäftigen: „Mitarbeiter können nur so gut sein, wie es ein Unternehmen zulässt. Wir möchten daher zunächst einmal, dass sie sich wohlfühlen und mit dem Unternehmen verbunden sind. Gleichzeitig benötigen wir neue qualifizierte Fachkräfte und sind daher bestrebt, potenzielle Bewerber auf uns als attraktiver Arbeitgeber aufmerksam zu machen. Das bedeutet letztendlich, mit konkreten Maßnahmen die Initiative ergreifen.“
Die Bereitstellung von modernen, ergonomisch gestalteten Arbeitsplätzen gehört sicherlich dazu, reicht aber nach Auffassung von Christian Fiebach allein nicht aus. So bietet das Unternehmen seinen Angestellten auch die Möglichkeit, zusätzliche Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen, die mit entsprechenden Zuzahlungen unterstützt werden. Beispiele hierfür sind etwa Einzahlungen in eine Unterstützungskasse des Arbeitgebers, um neben der gesetzlichen Rente einen zusätzlichen Rentenanspruch zu erwerben, oder der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsrente.
„Für Unternehmen unserer Größenordnung sind solche Angebote sicherlich nicht selbstverständlich. Gleichwohl möchten wir unseren Mitarbeitern zeigen, dass wir sie wertschätzen und uns auch über ihre tägliche Arbeit hinaus Gedanken über sie machen. Da wir jeden Tag ein bisschen besser werden wollen, sind solche Maßnahmen immens wichtig, denn zufriedene Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren, sind ein entscheidender Erfolgsfaktor“, meint Fiebach und betont: „Solche Mitarbeiter bekommt man aber nur, wenn sie außerdem die Gelegenheit erhalten, offen ihre Meinung zu sagen – und das bedeutet für uns durchaus auch öffentlich.“
Offener und kritischer Umgang mit Meinungen
Seit Mitte Februar 2016 präsentiert sich Ipf Electronic daher mit einem eigenen Employer-Branding-Profil auf Kununu, einer führenden Online-Plattform für Arbeitgeberbewertungen, die 2007 in Wien gegründet und Anfang 2013 von der Xing AG übernommen wurde. Kununu ist ein Wort aus der afrikanischen Sprache Kiswahili und bedeutet so viel wie „unbeschriebenes Blatt“. Dass dieses Blatt nicht unbeschrieben bleibt, dafür sorgen mittlerweile rund 270.000 gelistete Unternehmen, die von Arbeitnehmern, Auszubildenden sowie Bewerbern aus der D-A-CH-Region anonym bewertet werden können.
Für Christian Fiebach ist das Unternehmens-Profil auf Kununu vor allem eine Frage zeitgemäßer Transparenz: „Natürlich kann sich ein Unternehmen auf seiner eigenen Internetseite als Arbeitgeber präsentieren. Oder aber, man setzt sich diesbezüglich offen und kritisch auf einer eher neutraleren Plattform mit seinen Qualitäten auseinander, sowohl mit den eigenen Mitarbeitern als auch mit potenziellen Bewerbern. In Zeiten, in denen Social Media eine ganz zentrale Rolle bei der Meinungsbildung spielen, ist dies nach unserer Auffassung der richtige Weg.“
Social Media: Der Umgang muss gelernt sein
Aus diesem Grunde entschied sich Ipf Electronic, als Open Company auf Kununu proaktiv zu werden und hat seine Mitarbeiter dazu eingeladen, ihren Arbeitgeber zu bewerten. Ein solcher Entschluss bedarf allerdings einer guten Vorbereitung, meint Sascha Seeling, der das Projekt maßgeblich initiierte, organisierte und aktuell begleitet: „Abgesehen davon, dass die Angestellten und Auszubildenden von dem Vorhaben in Kenntnis gesetzt werden müssen, ist es wichtig, eine gewisse Sensibilität im Umgang mit sozialen Medien zu wecken, da die Bewertungen anonym und für jeden sichtbar sind. Wir haben daher unseren Mitarbeitern im Vorfeld einige Verhaltensempfehlungen mit auf den Weg gegeben, denn Kritik ist zwar willkommen, darf aber nie beleidigend sein respektive irgendwelche Persönlichkeitsrechte verletzen.“
Mutiger Schritt in die Zukunft
Christian Fiebach kann mit der bisherigen Resonanz auf das Employer-Branding-Profil zufrieden sein. Innerhalb der ersten acht Monate verzeichnete das Profil über 3.000 Zugriffe. Rund 90 Prozent aller Mitarbeiter empfehlen das Unternehmen als Arbeitgeber weiter. Die Bewertungen sind dementsprechend überwiegend positiv, wobei vor allem das familiäre Klima und das Arbeitsumfeld hervorgehoben werden. Es gibt auch kritische Stimmen, aber das gehöre nach Meinung von Fiebach dazu: „Für uns ist die Anonymität, die die Plattform gewährt, ein Garant für ehrliche Meinungen und zumindest teilweise ein Indikator für die Stimmung im Unternehmen. Wächst die Kritik, machen wir etwas falsch und müssen gegensteuern. Doch dazu gab es bislang keinen konkreteren Anlass.“
Die Entscheidung für eine proaktive Präsenz auf Kununu habe ipf electronic nicht bereut, zumal man spürbar das Interesse potenzieller Bewerber wecke. Gleichzeitig sei dies aber auch ein mutiger Schritt. „Nur knapp 1 Prozent aller Unternehmen auf der Bewertungsplattform haben sich zu einem Profil als „Open Company“ entschieden und zeigen damit offen, was die Mitarbeiter wirklich denken“, so der Geschäftsführer.