Ablaufsteuerungen mit Multifunktionscontroller ohne Programmierkenntnisse erstellen
27.08.2020 -
Waschen, trocknen, bügeln – die Wäscherei Bauer aus Großwechsungen bietet professionelle Textilreinigung für Privathaushalte und Unternehmen. Als moderner Familienbetrieb setzen die Thüringer seit einem Jahr auf Wärmerückgewinnung. Gesteuert wird die Anlage von einem Multifunktionscontroller (MFC). Der Regler ermöglicht, komplexe Automatisierungsabläufe auch ohne Programmierkenntnisse selbst zu erstellen.
Textilreinigungen und Wäschereien haben einen hohen Energiebedarf: Gut zehn Prozent der Gesamtkosten wenden sie durchschnittlich für Energie- und Wasserkosten auf. Damit gehören sie zu den energieintensivsten Branchen im Handwerk. Der Großteil – 85 bis 90 Prozent – wird für die Erzeugung von thermischer Energie benötigt, zum Beispiel zum Beheizen der Waschstraßen, Waschmaschinen, Mangeln und Trockner sowie für Prozesse wie Bügeln und Formen. Dabei fällt Abwärme an, die meist ungenutzt ins Freie entweicht, obwohl es sich hierbei um wertvolle Energie handelt. Mit einer Wärmerückgewinnungsanlage lässt sie sich auffangen und wieder nutzbar machen, was den Energieverbrauch und die Betriebskosten reduziert.
Auch die Wäscherei Bauer aus Großwechsungen am südlichen Rand des Harzes arbeitet kontinuierlich daran, Prozesse zu optimieren und Kosten zu senken. Der moderne Familienbetrieb holt, bringt und bearbeitet hauseigene sowie Mietwäsche für Hotels, Pensionen, Gastronomie, Haushalte, öffentliche Einrichtungen, Betriebe und Pflegeheime. Zur Effizienzsteigerung wurde vor zwei Jahren eine Wärmerückgewinnungsanlage installiert. Entsprechende Systeme gab es auf dem Markt reichlich. Doch so gut wie alle Hersteller bestanden auf ihre eigene SPS. „Diese SPSen waren für meine Zwecke aber zu teuer und unflexibel“, so Inhaber Lothar Bauer zurückblickend. Als gelernter Elektroinstallateur kennt er sich mit der Materie aus, verfügt aber über keinerlei spezielle Programmierkenntnisse – ohne diese kommt man bei einer SPS aber nicht weit. „In meiner Wäscherei gibt es laufend Verbesserungsbedarf. Daher muss ich ständig erweitern, steuern, überwachen und regeln können“, erzählt Bauer. „Das möchte ich gern selbst übernehmen, ohne jedes Mal einen SPS-Programmierer beauftragen zu müssen.“ Also machte sich Bauer auf die Suche nach einem Anlagenhersteller, der ihm nur die Wärmerückgewinnungstechnologie liefert (ohne SPS), sowie einem intelligenten Regler, der ihm die gewünschte Freiheit bot.
Erstellen, optimieren, überwachen – ohne spezielle Programmierkenntnisse
Bei seiner Internetrecherche stieß er auf den Multifunktionscontroller (MFC) von Hesch und war sofort begeistert: „Mit dem MFC lassen sich Ablaufsteuerungen selbst erstellen, optimieren und überwachen – und zwar ohne, dass man ein Studium als Programmierer absolviert haben muss“, so Bauer. „Genau danach hatte ich gesucht.“ Seit mehr als 40 Jahren entwickelt und produziert Hesch Steuerungs- und Automatisierungskomponenten für industrielle Anwendungen. Mit dem Multifunktionscontroller hat das Unternehmen aus Neustadt am Rübenberge bei Hannover eine moderne Reglerplattform für Industrieprozesse entwickelt, die die Lücke zwischen einem Standardregler und der SPS schließt. Der MFC ist modular erweiterbar und bietet eine einfache Inbetriebnahme, intuitive Bedienung sowie vielfältige Kommunikationsschnittstellen (Profinet, Profibus, Modbus, CAN-Bus, HPR-Bus). Zudem steht eine umfangreiche Funktionsbibliothek mit über 100 vorgefertigten Funktionen zur Verfügung. Diese können am PC einfach per Drag & Drop zu dem gewünschten Prozessablauf zusammengestellt werden. Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich. Das spart Zeit und Kosten.
Für alle Steuerungs- und Überwachungsaufgaben
Inzwischen ist der MFC seit knapp einem Jahr in der Wäscherei im Einsatz. Dort steuert und überwacht er die komplette Wärmerückgewinnungsanlage. Er sorgt dafür, dass die beiden Wärmetauscher effizient arbeiten und stellt sicher, dass immer genügend warmes Wasser für die Produktion vorhanden ist. Zudem managt er die Versorgung weiterer Firmengebäude (Speiseraum, Umkleiden, Büroräume) sowie des angrenzenden Wohnhauses mit Heizenergie. Dazu misst der MFC an mehreren Stellen im Prozess die Temperaturen und regelt (öffnet/schließt) die 3-Wege-Ventile und Umwälzpumpen. Auch der Anlagendruck wird überwacht.
„Sehr interessant ist für uns auch die Datenlogger-Funktion“, berichtet Bauer. Der MFC zeichnet den Wärmeverlauf über den ganzen Produktionstag auf. Die Daten lassen sich lokal sichern sowie übersichtlich in Tabellenform betrachten und analysieren. „So habe ich jederzeit einen Überblick über die Prozesse und kann auf Grundlage der Daten weitere Optimierungen vornehmen.“ Durch seine Kommunikationsschnittstellen lässt sich der MFC in alle Anlagen integrieren und ermöglicht von überall Zugriff auf die Daten.
Modulares Konzept
Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten kommt in der Wäscherei Bauer zusätzlich zum Multifunktionscontroller ein Erweiterungsmodul zum Einsatz. Der Feldbuskoppler HE 5813 verbindet das modulare Prozess-I/O-Himod-System mit einem Modbus-RTU Netzwerk und ermöglicht eine Anwendung auch außerhalb des Schaltschranks. Aufgrund seiner eigenen Intelligenz ist das mehrkanalige I/O-Modul in der Lage, die eingehenden Signale der Temperaturfühler vorzuverarbeiten. Das entlastet die Anlagensteuerung. Die Himod-Erweiterung ist im Produktionsbereich verbaut, die Hauptsteuerung befindet sich im 100 Meter entfernten Kesselhaus. Über eine Datenleitung sind beide verbunden. „Dieses intelligente Feldbussystem ist für uns von Vorteil“, so Bauer. „Es erlaubt uns, sämtliche Steuerrelais im Produktionsbereich zu installieren, ohne weitere Leitungen verlegen zu müssen.“
Der Multifunktionscontroller ist nicht die erste Steuerung in der Thüringer Wäscherei. Mehrere SPSen von unterschiedlichen Herstellern kommen bereits zum Einsatz. Doch der MFC ist der erste Regler, der Bauer überzeugt hat: „Er ist einfach und intuitiv zu bedienen, intelligent vernetzt sowie jederzeit flexibel veränder- und erweiterbar. Das ist perfekt für uns. Ich kann ihn jedem Wäschereibetrieb nur empfehlen.“ Einen weiteren, positiven Effekt gibt es außerdem: Bauer rechnet beim Energieverbrauch mit einem Einsparpotenzial von mindestens 20 Prozent.
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