„Wir kümmern uns liebevoll auch um die kleinen Aussteller“
Interview mit Holger Bödeker, Geschäftsführer der AMA Service
Auf der Sensor+Test finden nicht nur kleine Aussteller die richtige Plattform für ihre Produkte, sondern auch viel diskutierte Themen wie Cloud, Big Data, Industrie 4.0. Denn wie Holger Bödeker, Geschäftsführer der AMA Service, treffend formuliert, „stellen Sensoren und Messsysteme dafür das Rohmaterial zur Verfügung“. Welche Themen die Branche noch beschäftigen und welchen persönlichen Tipp Herr Bödeker den Besuchern mit auf den Weg geben möchte, erfahren Sie im Interview.
Das diesjährige Sonderthema der Sensor+Test wird die Vernetzte Messtechnik für mobile Anwendungen sein. Wie wird sich dieses auf der Messe widerspiegeln?
Holger Bödeker: Es wird eine Vielzahl von Aktivitäten geben. Ganz vorne stehen dabei der Sonderstand in Halle 5 und die Vortragsreihe auf dem Forum, ebenfalls in Halle 5. Da dort nicht alle Aussteller Platz finden, die etwas zum Thema beizutragen haben, gibt es zudem eine Guided Tour, die die Besucher zu allen Anbietern führt, die etwas zum Sonderthema präsentieren. Und es gibt auch wieder konkrete Anwendungen in der Praxis zu sehen – und zwar auf der Fahrfläche inklusive Datenübertragung an den Messestand.
Und welchen Anteil hat die Mess- und Prüftechnik an der Sensor+Test?
Holger Bödeker: Mit dem Umzug in die neuen Hallen im vergangenen Jahr hat der Ausstellerbeirat die bisherige Trennung von Sensorik und Messtechnik in separate Hallen beendet. Die Sensor+Test ist damit endgültig zur Messtechnik-Messe geworden. In unserer zunehmend vernetzten Welt sehen sich die Sensorhersteller ohnehin immer mehr als der bedeutende Teil ganz am Anfang der Messekette und werden auch in ihrem Selbstverständnis zunehmend zu Messtechnikern. Ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und sich alle unsere Aussteller in Zukunft noch intensiver mit ihrer Messtechnik-Messe identifizieren können.
Welche Rolle spielen die Sensorik und die Messtechnik im Kontext von Industrie 4.0?
Holger Bödeker: Die Innovation von Industrie 4.0 basiert auf einer durchgängigen Verfügbarkeit digitaler Daten. Aus ihrer umfassenden Auswertung erwartet man neue Erkenntnisse zur Optimierung industrieller Prozesse. Sensoren und Messsysteme stellen dafür das Rohmaterial zur Verfügung. Sie erzeugen aus den analogen Prozessen der realen Welt digitale Messdaten, füllen damit Clouds und produzieren Big Data. Sensorik und Messtechnik sind schon immer Schlüsseltechnologien gewesen, die bedeutende Innovationen erst ermöglicht haben. Industrie 4.0 ist ein besonders gutes Beispiel hierfür.
Welche Themen außer Industrie 4.0 beschäftigen die Branche noch?
Holger Bödeker: Die Weiterentwicklung physikalischer Messprinzipien macht insbesondere im Bereich der chemischen Sensorik weiter Fortschritte. Hier wird es zahlreiche neue Produkte für die Analyse von Gasen und Flüssigkeiten zu sehen geben. Einen weiteren Trend beschreibt unser diesjähriges Sonderthema: Konnektivität. Die meisten Sensoren und Messesysteme sind heute bereits in der Lage, sich über die verschiedenen Netzwerke mit dem Internet und anderen IT-Systemen zu verbinden. Zum einen ist dies Voraussetzung für die Einbindung in das Industrial Internet of Things, zum anderen muss es, wie die Bedienung und Integration auch, unproblematisch und intuitiv für den Anwender sein. Zunehmend gerät auch das Thema Sicherheit in den Fokus, denn wo Daten unterwegs sind, muss dafür gesorgt werden, dass diese nicht in falsche Hände geraten oder manipuliert werden können. Und wenn Sensoren oder Messesysteme über digitale Netze erreichbar sind, dann müssen sie intensiver geschützt werden, als dies bisher der Fall war.
Sie erwarten in diesem Jahr annähernd so viele Aussteller wie im vergangenen Jahr und rechnen auch in puncto Besuchern wieder mit rund 9.000. Das heißt Sie gehen nicht davon aus, eine nennenswerte Steigerung verzeichnen zu können?
Holger Bödeker: Die entscheidende Steigerung, an der wir uns messen, ist die des Nutzens der Sensor+Test für Aussteller und Besucher. Aber natürlich arbeiten wir auch intensiv an der Steigerung der Messegröße. Da die in den geraden Jahren stattfindende European Telemetry and Test Conference mit ihren rund 50 Ausstellern erst 2018 wieder mit dabei ist, wäre das Halten der Ausstellerzahl schon ein Fortschritt. Aber wir arbeiten ja noch daran und lassen uns von der jetzt bereits deutlichen Steigerung der Standfläche sowie den neuen Höchstwerten bei der Internationalität unserer Messe anspornen.
Zahlreiche Unternehmen stornieren sogenannte Weltleitmessen zugunsten kleinerer, fachspezifischerer Veranstaltungen. Inwieweit ist der Wandel für die Sensor+Test spürbar?
Holger Bödeker: Ich sehe eher den Trend, dass Unternehmen sich neue Plattformen für ihre Messeauftritte suchen und dazu unterschiedliche Veranstaltungen erproben. Dies können, wie von Ihnen beschrieben, fachspezifische oder auch Anwendungsmessen sein. Ausschlaggebend ist nicht mehr die Größe oder der Bekanntheitsgrad einer Messe, sondern der Erfolg beim Erreichen der individuellen Ausstellungsziele. Die Sensor+Test hat dabei sicherlich einen Vorteil, da sie als Messe des AMA Verbandes für Sensorik und Messtechnik besonders intensiv von den Anforderungen und Wünschen der Branche geprägt wird. Und wir kümmern uns bekanntermaßen besonders liebevoll auch um die kleinen Aussteller, die oft nur eine Messe im Jahr besuchen – die Sensor+Test.
Im kommenden Jahr findet die Sensor+Test erst Ende Juni statt. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Holger Bödeker: Leider steht uns der bisherige Traditionstermin der Sensor+Test in der Woche vor Pfingsten ab 2018 nicht mehr zur Verfügung. Wir haben zusammen mit der NürnbergMesse intensiv an einem möglichst optimalen neuen Termin gearbeitet. Zukünftig wird unsere Messe nun in der letzten Juniwoche stattfinden. Vorteilhaft sind dabei die verbesserte Kontinuität und die geringere Beeinflussung durch Feiertags- und Ferientermine. Aber es gab auch kritische Stimmen aus der Ausstellerschaft, da das Zeitfenster für die Messenachbearbeitung bis zum Anbruch der Sommerferien deutlich verkürzt wird. Wir werden in jedem Fall das Beste daraus machen.
Welchen Tipp oder wichtigen Hinweis möchten Sie Ihren Besuchern mit auf dem Weg geben?
Holger Bödeker: Wie wir aus unseren Umfragen wissen, haben unsere Besucher meist ein volles Programm für ihren Messetag. Wenn zwischen oder nach den Gesprächen an den Ständen noch etwas Zeit bleibt, dann empfehle ich einen Blick in die technologische Zukunft. Für die AMA Kongresse, in denen Forscher und Wissenschaftler aus aller Welt ihre neuesten Entwicklungen vorstellen, gibt es eine sogenannte „Streifenkarte“, mit der sich unsere Besucher kostengünstig bis zu drei Kongressvorträge anhören können. Ganz kostenlos gibt es die Vorträge auf den Foren und die Präsentationen auf der Fahrfläche im Messepark. In jedem Fall lohnt sich ein Blick in die Programme.
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