„Wir bleiben auf Wachstumskurs“
Hans Wimmer, Geschäftsführer bei BuR, zur Übernahme durch ABB
Der Automatisierungsspezialist B&R wird von ABB übernommen. Im Interview bekräftigt B&R-Geschäftsführer Hans Wimmer, dass B&R mit der bisherigen Mannschaft und als eigenständiges Unternehmen weiterbestehen wird.
Herr Wimmer, was ändert sich nach der Übernahme durch ABB für Ihre Kunden?
Hans Wimmer: Für unsere Kunden ändert sich nichts. B&R bleibt ein eigenständiges Unternehmen, das seine Entscheidungen selbständig trifft. Auch die Ansprechpartner bei B&R bleiben gleich. Mittel- und langfristig werden unsere Kunden davon profitieren, dass wir ihnen mit ABB an unserer Seite ein noch breiteres Produktportfolio anbieten. Ich denke da zum Beispiel an die Robotik und an die Digitalisierungsplattform ABB Ability, die hervorragend zu unseren Produkten passen.
Passt die Unternehmenskultur des mittelständischen Unternehmens B&R überhaupt zum Weltkonzern ABB?
Wimmer: Absolut. Bereits die ersten Kontakte haben gezeigt, dass die Firmenkulturen von B&R und ABB sehr gut harmonieren. Im täglichen Geschäft bleibt B&R ein dynamisches, kundenorientiertes und flexibles Unternehmen. Wir werden unsere Kunden weiterhin mit innovativen Lösungen begeistern. Im Hintergrund unterstützt uns der Weltkonzern ABB mit hoher Investitionsbereitschaft und globalem Marktzugang.
B&R legt sehr großen Wert auf Kundennähe. Bleibt das weltumspannende Vertriebs- und Supportnetz erhalten?
Wimmer: Das steht außer Frage. Unser Erfolg basiert auf zwei Säulen: Auf der einen Seite die technische Innovation und auf der anderen Seite die sehr enge Verbindung zu unseren Kunden. Wir behalten unsere Niederlassungen in der ganzen Welt und werden diese weiterhin ausbauen. Die lokalen Einheiten bleiben ein wichtiger Teil von B&R.
Wie sieht es am Hauptsitz in Eggelsberg aus? Wird es dort Änderungen geben?
Wimmer: Wir werden unsere Produktionskapazitäten und auch die Büroflächen weiter ausbauen, um auch infrastrukturell mit unserem Wachstum Schritt halten zu können. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Ich bleibe der Geschäftsführer von B&R und werde mit den gleichen Management-Teams und dem gleichen Mitarbeiterstamm weiterarbeiten. Schließlich sind es unsere Mitarbeiter, die die Erfolgsgeschichte von B&R erst möglich gemacht haben.
Es gibt Überschneidungen im Produktportfolio von ABB und B&R. Hat das Auswirkungen auf B&R?
Wimmer: Die Ergänzung des Portfolios ist für unsere Kunden, die vermehrt auf Gesamtlösungen und Belieferung durch einen Partner setzen, eine großartige Bereicherung. Dort wo es kleine Überlappungen gibt, werden wir in enger Abstimmung mit allen Bestandskunden nach dem Abschluss der Übernahme, dem sogenannten Closing, eine Strategie ausarbeiten und umsetzen. Die Fortführung der laufenden Geschäfte und die lückenlose Belieferung aller Kunden stehen dabei stets im Vordergrund. Bereits festgelegt wurde, dass die ABB-Teams für die Bereiche Steuerungen (SPS) und Servoantriebstechnik in die B&R-Organisation integriert werden.
Wie sieht es im Bereich Prozessautomatisierung aus? Steht das B&R-Produkt APROL nicht in Konkurrenz zur Prozessleittechnik von ABB?
Wimmer: APROL wird seit vielen Jahren erfolgreich im Bereich der Fabrikautomatisierung eingesetzt und daran wird sich auch nichts ändern. Die ABB-Leittechnik-Produkte hingegen kommen bei großen Prozessautomatisierungsaufgaben zur Anwendung. Wie die Verbindung der Lösungen aussehen kann, gilt es zu prüfen, das hat allerdings keine hohe Priorität, weil aktuell die Produkte beider Unternehmen am Markt Platz haben und erfolgreich sind.
Wie sehen die nächsten Schritte bei B&R aus?
Wimmer: Derzeit erweitern wir unter anderem unseren Standort für mechatronische Fertigung in Gilgenberg – wenige Kilometer vom Hauptsitz in Eggelsberg entfernt. In unserem Hauptwerk wird in den nächsten Wochen eine neue SMT-Linie in Betrieb genommen, mit der wir unsere Produktionskapazität für Leiterplatten um nahezu 20% steigern können. Ansonsten konzentrieren wir uns weiterhin mit voller Kraft auf die Anliegen unserer Kunden und werden wie gewohnt unser Portfolio um neue Innovationen ergänzen.