Automatisierung

Wie nachhaltig handelt die Industrie?

Umfrage: Mit welche Maßnahmen reduzieren Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck und welchen Stellenwert nimmt Nachhaltigkeit heute in der Industrie ein?

27.02.2023 - Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Doch was bedeutet das konkret? Wir haben nachgefragt.

„Schon in der Designphase unserer Produkte sind Prinzipien der Kreislaufwirtschaft fest verwurzelt – Langlebigkeit, Reparierbarkeit oder Modernisierung“

Nachhaltige Produktion ist für uns kein Zukunftsszenario, sondern wir leben das Thema bereits heute. Ein Beispiel dafür sind unsere Synchronreluktanzmotoren, die keine Komponenten mit Seltenen Erden beinhalten, wie es etwa bei Permanentmagneten der Fall ist und deren Gewinnung die Umwelt belastet. Hinzu kommt, dass diese Motoren die höchste Energieeffizienz-Klasse IE5 aufweisen und somit einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Anwender profitieren von einem geringeren Energieverbrauch und weniger CO2-Emissionen bei gleichzeitig höherer Produktivität und geringeren Lebenszykluskosten. Wenn wir den kompletten Lebenszyklus eines Produktes betrachten, ist die Fertigung die eine Seite der Medaille, die andere Seite ist die verantwortungsvolle Entsorgung. Hier bieten wir aktuell unseren Kunden in einigen Schlüsselmärkten Rücknahme- und Recyclingdienste durch Partnerschaften mit Recycling-Unternehmen.

Weitere Aspekte einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft sind für uns ein ressourcenschonender Betrieb – wir verfügen schon über einige Standorte, die keine Deponieabfälle mehr aufweisen, andere werden künftig dazukommen. Schon in der Designphase unserer Produkte sind Prinzipien der Kreislaufwirtschaft fest verwurzelt wie Langlebigkeit, Reparierbarkeit oder Modernisierung. Beispielsweise konnten wir durch die Modernisierung von Anlagensteuerungen mit Hilfe von Updates die Lebensdauer von Mittelspannungsantrieben um mehr als ein Jahrzehnt verlängern, da nur die Steuerungsplattform ausgetauscht wird und Leistungselektronikkomponenten, Stromschienen und Schaltschränke wiederverwendet werden. Natürlich sind all das keine singulären Maßnahmen, sondern Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2030, in deren Rahmen wir unter anderem Klimaneutralität in unseren eigenen Betrieben zum Ziel haben.

„Nachhaltigkeit bedeutet deutlich mehr, als nur umweltgerecht im engeren Sinn zu handeln“

Nachhaltigkeit ist für unser Unternehmen ein zentraler Bestandteil der Unternehmenspolitik und zwar seit der Gründung vor 25 Jahren. Das gilt in einem ganzheitlichen Ansatz nicht nur für Prozesse und den Standort, das Fabrikle, sondern auch für die Produkte. Mit den aktiven Energiemanagementgeräten und -systemen für die elektrische Antriebstechnik wird die Energieeffizienz von Antrieben erhöht, darüber hinaus aber auch Menschen, Maschinen und Werkzeuge geschützt und das immer fragiler werdende Stromnetz geschont. Man kann das als ein kleines Rundumpaket für die Nachhaltigkeit elektrischer Antriebe bezeichnen. Als Unternehmen sind wir seit über 20 Jahren EMAS-zertifiziert, seit vielen Jahren klimaneutral und arbeiten hart daran, dass sich diese Situation noch weiter verbessert. Bei allen Anstrengungen geben die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen Orientierung, unter denen wir unsere aktuell rund 120 konkreten Maßnahmen organisieren. Also wird schon hier deutlich, dass Nachhaltigkeit deutlich mehr bedeutet, als nur umweltgerecht im engeren Sinn zu handeln. Konkrete Beispiele aus dem großen Maßnahmenbündel sind persönliche Entwicklungsförderung sowie Aus- und Weiterbildung, lebenslagenorientiertes Personalmanagement, mehrere PV-Anlagen sowie Ökostrom- und Ökogasbezug, Bezuschussung von E-Bike-Leasing mit 100 Euro/Monat, fast kompletter Fuhrpark vollelektrisch mit entsprechender Lade­infrastruktur, aktive Sportgruppen, aktiver Einsatz für Projekte des Artenschutzes, um nur einige interne und externe Aktionen zu nennen, die alle langfristig angelegt sind. Unsere Anstrengungen wurden Ende 2022 mit der Auszeichnung als familienfreundliches Unternehmen der Region und mit dem Umweltpreis Unternehmen des Landes Baden-Württemberg öffentlich anerkannt, was uns noch einen weiteren Motivationsschub gegeben hat, nicht nachzulassen.

„Unsere verbesserten, nachhaltigen Produktionsabläufe erhöhen auch die Sicherheit unserer Mitarbeitenden“

Nachhaltigkeit bedeutet bei Gefran viel mehr als umweltfreundliche Produktion. Unsere nachhaltige Geschäftsstrategie berücksichtigt seit jeher die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Faktoren in allen Abläufen im Unternehmen. Damit schaffen wir langfristige Vorteile für das Unternehmen und unsere Mitarbeitenden und achten gleichzeitig darauf, Ressourcen zu schonen und zu erhalten.

Wir sind ständig bestrebt, Produktionsstrukturen und -prozesse zu verbessern, Abfälle und Produktionsfehler zu verringern, die Produktivität zu steigern und Kosten zu optimieren – immer mit Fokus auf die Bedürfnisse unserer Kunden. Wir verbinden Flexibilität mit moderner Technologie, unterstützt von einem breiten Netzwerk an Partnern. Durch diese Strategie sind wir auch mit Blick auf Nachhaltigkeit erfolgreich:

  • Die Treibhausgas-Emissionen in den Bereichen von Scope 1 und Scope 2 sanken von 4.602 t CO2 im Jahr 2019 auf 2.003 t CO2 im Jahr 2021 (–56,5 Prozent). Im gleichen Zeitraum stiegen die Umsätze von 141 auf 160 Millionen Euro (+13,5 Prozent).
  • 2023 werden die Scope-3-Emissionen berechnet – die Basis für unseren Weg zur CO2-Neutralität.
  • Der relevante Prozentsatz der zu verwertenden Abfälle wurde von 61,5 Prozent im Jahr 2019 auf 67,8 Prozent im Jahr 2022 erhöht. Der Prozentsatz der zu beseitigenden Abfälle sank im gleichen Zeitraum von 38,5 Prozent auf 32,2 Prozent.
  • Unsere verbesserten, nachhaltigen Produktionsabläufe erhöhen sogar die Sicherheit unserer Mitarbeitenden. Die Gesamthäufigkeit der Unfälle (ohne Wegeunfälle) pro eine Million Arbeitsstunden sank von 3,41 im Jahr 2019 auf 1,46 im Jahr 2021. Im gleichen Zeitraum sank die Schwerequote, die sich aus der Anzahl der durch Unfälle verlorenen Arbeitstage pro tausend Arbeitsstunden ergibt, von 0,22 auf 0,03.

„Für 2030 haben wir das Ziel, 100 Prozent Klimaneutralität zu erreichen“

Harting engagiert sich seit 30 Jahren nachweislich für den Klimaschutz. Seit 2011 sind wir Mitglied in der bundesweiten Vorreiter-Initiative Klimaschutz-Unternehmen. Wir haben uns im ersten Schritt auf die deutschen Standorte konzentriert und dort von 2011 bis 2022 unseren Corporate Carbon Footprint um 92 Prozent reduziert. Der Bezug grüner Energie ist hierbei ein zentrales Element. Fast 25 Prozent unseres Energiebedarfs decken wir über die Biogasanlage unseres Seniorchefs Dietmar Harting. An den ausländischen Standorten sind die Erzeugung und der Bezug von grüner Energie abhängig von den lokalen Möglichkeiten – diese prüfen wir regelmäßig. Vergangenes Jahr haben wir eine weitere Photovoltaikanlage an unserem Werk in Rumänien installiert.

Für 2030 haben wir das Ziel, 100 Prozent Klimaneutralität zu erreichen und unsere direkt beeinflussbaren Emissionen vor- und nachgelagerter Prozesse um 50 Prozent zu reduzieren. Hierfür verfahren wir nach dem Prinzip: vermeiden, reduzieren und erst als letzten Schritt kompensieren. Umweltschutz beginnt demnach bereits beim Design der Prozesse und Produkte. Wir bilden für jedes neue Produkt ein Projektteam. Ziel ist es, ein Design mit optimalem Energie- und Materialverbrauch, hohem Recyclinganteil und hoher Recyclingfähigkeit zu entwickeln. Denn das Produktdesign setzt den Rahmen für die Energie- und Materialbedarfe der Produktion. Im Prozessdesign werden diese unter anderem über Druckluftversorgung, Vorkühltemperatur und Werkzeugkonzepte optimiert.

„Operativ betrachtet das Unternehmen die Nachhaltigkeit vor allem aus den Blickwinkeln Ökologie, Ökonomie und Soziales“

Buzzword Nachhaltigkeit? Wie schaffen wir es, dass Klimaschutz und der sparsame Umgang mit Ressourcen nicht zu leeren Worthülsen verkümmern? Phoenix Contact ist sich als Produzent seiner Verantwortung bewusst, hat die Nachhaltigkeit zum Unternehmenszweck erklärt und damit als Dekadenziel in die eigene Wachstumsstrategie aufgenommen. Operativ betrachtet das Unternehmen die Nachhaltigkeit vor allem aus den Blickwinkeln Ökologie, Ökonomie und Soziales. Dieser Dreiklang wird innerhalb der nachhaltigen Unternehmensführung bei allen anstehenden Entscheidungen gleichwertig berücksichtigt.

Klimaschutz und CO2-Emission sind die treibenden Themen für nachhaltige Ökologie. Hierbei bezieht Phoenix Contact nicht nur den primären Energiebedarf, sondern alle Ressourcen innerhalb seiner Wertkette ein. Wie lassen sich Abfälle vermeiden, wie Material sparsamer einsetzen und welche Möglichkeiten gibt es für ein sinnvolles Recycling sowie eine wirksame Kreislaufwirtschaft? Das sind nur vier typische Fragestellungen, auf die Nachhaltigkeitsteams von Phoenix Contact in Deutschland und der Welt Antworten finden. Generell handelt das Unternehmen nach den sogenannten ESG-Kriterien. Dabei steht E für Environmental als ökologischen Part, S für Social als gesellschaftliche Anforderungen sowie G für Governance in Gestalt gesetzlicher Vorgaben.

Bei Phoenix Contact herrscht die Überzeugung, dass in Zukunft gerade die Unternehmen erfolgreich sein werden, die nachhaltig arbeiten. Somit erhält der Klima- und Ressourcenschutz ebenso wie die soziale Nachhaltigkeit auch eine wirtschaftliche Bedeutung. Der Umkehrschluss: Es können lediglich die Unternehmen in Nachhaltigkeit und Klimaschutz investieren, die wirtschaftlich erfolgreich sind. Phoenix Contact sieht hier die Zukunft der Gesellschaft in einer All Electric Society, in der das gesamte Handeln auf regenerativ erzeugtem Strom basiert. Das Unternehmen arbeitet bereits seit 2022 weltweit CO2-neutral in der Energieversorgung und baut die eigenen regenerativen Energiequellen stetig aus, um mehr zum Selbstversorger zu werden.

„Der größte Hebel, um unsere indirekten Emissionen deutlich zu senken, ist die Kreislaufwirtschaft“

Für uns ist klar: Wir bewerten unsere Nachhaltigkeit und die Nachhaltigkeit unserer Produkte vor allem anhand von Treibhausgasemissionen und des Ressourcenverbrauchs. Dazu haben wir für das Jahr 2021 erstmals eine komplette Analyse der durch Pöppelmann verursachten Treibhausgasemissionen durchgeführt. Das Ergebnis zeigt: Die Emissionen durch unsere Verarbeitungsprozesse (Scope 1 und 2) machen knapp zehn Prozent der Gesamtemissionen aus, der Anteil der indirekten Emissionen (Scope 3) durch unsere Kunststoffe und die Entsorgung unserer Produkte liegt bei über 80 Prozent der Gesamtemissionen.

Nur auf unsere direkten Emissionen haben wir unmittelbaren Einfluss. Darum ist deren Reduktion aktuell das Hauptziel unseres Umwelt- und Energiemanagements. Durch ein umfangreiches Monitoring unseres Energieverbrauches identifizieren wir regelmäßig neue Einsparpotenziale. Zusätzlich prüfen wir aktuell die Eignung aller Hallendächer für den Zubau von Photovoltaik-Anlagen. Bis 2024 wollen wir Anlagen mit einer Gesamtleistung von 6.000 kWp installieren. Der größte Hebel, um unsere indirekten Emissionen deutlich zu senken, ist die Kreislaufwirtschaft. Durch Produkte, die nach ihrer Nutzung recycelt und nicht verbrannt werden, können wir die Emissionen durch die Entsorgung unserer Produkte deutlich reduzieren. Zusätzlich setzten wir schon zu über 40 Prozent Rezyklate aus gebrauchten Produkten in unserer Fertigung ein. Hierdurch schonen wir primäre Ressourcen, schaffen Nachfrage nach Rezyklaten und fördern das Recycling. So liefern wir dank der Kreislaufwirtschaft Nachhaltigkeit in Serie.

Warum Kunststoffe nachhaltig sein können, wenn man den Werkstoff richtig nutzt und recycelt, darüber und über viele weitere Themen sprechen wir mit Tanja Sprehe, Bereichsleitung Marketing & Innovation bei Pöppelmann.

Im Gespräch: Tanja Sprehe, Bereichsleitung Marketing & Innovation bei Pöppelmann | wileyindustrynews.com

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68309 Mannheim
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+49 621 4381 432

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Zum Grenzgraben 28
76698 Ubstadt-Weiher

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Harting Deutschland GmbH & Co. KG

Simeonscarre 1
32427 Minden
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Phoenix Contact GmbH & Co.KG

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+49 5235 341 713
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Pöppelmannstraße 5
49393 Lohne

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