Automatisierung

Wärmebildtechnik erkennt für Radartechnik „unsichtbare“ Objekte im Hafen von Sydney

11.06.2015 -

Harbour City Ferries ist ein Fährdienst, bei dem die Sicherheit der Passagiere und anderer Wasserfahrzeuge im Hafen von Sydney an oberster Stelle steht. Damit die Kapitäne auch bei Dunkelheit und schlechten Sichtverhältnissen sämtliche Bewegungen auf dem Wasser im Blick behalten, wurde die gesamte Flotte mit Wärmebildkameras ausgestattet.

Seit mehr als 135 Jahren gibt es den Fährendienst Harbour City Ferries, der pro Jahr auf seinen rund 175.000 Fahrten etwa 15 Millionen Menschen transportiert. Insgesamt legen die Fähren eine Strecke von 1,3 Millionen Kilometern im Hafen von Sydney und dem Parramatta River flussaufwärts zurück. Pendler nutzen die Fähre für ihren täglichen Weg zur Arbeit und Besucher, um Sydneys Wasserstraßen, das Stadtzentrum und die umliegenden Bereiche zu erkunden.

Der Hafen ist zum einen Umschlagplatz, über den zahlreiche Handelsschiffe und Yachten mit Waren versorgt werden, zum anderen nutzen ihn viele Freizeitpaddler und Kayaker als Ausgangspunkt für ihre Touren. Aufgrund der intensiven Nutzung und der Fokussierung der Harbour City Ferries auf das Thema Sicherheit wurde die Ausrüstung der gesamten Fährflotte mit Wärmebildkameras beschlossen – für 28 Schiffe, davon sechs Doppelendfähren, wurden insgesamt 34 M320L-Wärmebildkameras von Flir geordert. Durch die Ausrüstung der gesamten Flotte mit Flir-Wärmebildkameras wurde der Hafen deutlich sicherer als zu Zeiten, in denen man nur mit Radarsystemen arbeitete.

Beispielsweise wirft die Harbour Bridge einen Radarschatten, sodass Radar in diesem Bereich nur eingeschränkt einsetzbar ist. Die Verwendung eines Radarsystems ist auch dann kritisch, wenn das anvisierte Schiff klein ist und nicht mit Radar reflektierenden Materialien gebaut wurde beziehungsweise keinen Radarreflektor besitzt. Nach unten gerichtete Scheinwerfer der Harbour Bridge, Beleuchtung im Hintergrund und Lichtreflexe auf dem Wasser können die Erkennung mancher Schiffe zusätzlich erschweren. Im Jahr 2009 beschloss das Fährunternehmen daher, seine Flotte für die Navigation bei Nacht und schlechten Sichtverhältnissen mit moderner Technologie auszustatten, zu der auch M320L-Kameras von Flir gehörten.

Restlicht- und Wärmebildkamera in einem
Der Kontakt von Flir zu Harbour City Ferries entstand über die australische Unfallforschungsbehörde OTSI (Office of Transport Safety Investigation). Diese hatte sich mit der Bitte, an der Nachstellung eines Unfalls teilzunehmen, an die australische Niederlassung von Flir gewandt. Flir kontaktierte daraufhin Coursemaster Autopilots, seinen Vertriebspartner vor Ort. „Wir stellten einen Flir-Navigator und Personal für die Simulation zur Verfügung“, so Paul Garske, Geschäftsführer von Coursemaster Autopilots. „Danach bestellte Sydney Ferries einen Navigator, um das Gerät zu testen. Die Verantwortlichen waren mit der Leistungsfähigkeit dieses Systems sehr zufrieden, aber letztendlich entschied man sich doch für die Flir M320L, da sie sowohl eine Restlicht- als auch eine Wärmebildkamera bietet.“

„Wärmebildkameras generieren zwar in völliger Dunkelheit scharfe Bilder, aber wir arbeiten auch häufig in Zeiten der Dämmerung, wenn noch ein wenig Sonnen- beziehungsweise Mondlicht vorhanden ist. Zudem gibt es auch bei Anlegemanövern immer etwas Licht von der Hafenbeleuchtung. Für diese Situationen wollten wir eine Restlichtkamera nutzen“, erläutert Glenn Young, bei Harbour City Ferries für das Betriebs- und Anlagenmanagement verantwortlich. „Als uns klar war, dass für Sydney Ferries nur eine Kombination aus Wärmebild- und Restlichtkamera in Frage kam, beschlossen wir, die Flir M320L vorzuführen“, erklärt Paul Garske.

Unterstützung bei schlechter Sicht
Die Installation der Flir M320L begann 2009 zusammen mit anderen Navigationshilfen. Mit der Lieferung, Montage und Einrichtung wurde die Firma Electrotech Australia beauftragt. „Die Wärmebildkameras von Flir fungieren als Navigationshilfen für die Kapitäne und Crews der Fähren und sollen sie in Zeiten schlechter Sicht, wie beispielsweise bei Nebel, Regen, grellem Sonnenlicht, wenig Licht und in den Nachtstunden unterstützen“ erklärt Stephen Penny, Electrotech Projektmanager. Die Systeme werden ebenfalls für die Aufzeichnung von Zwischenfällen genutzt, wobei GPS-Daten, Zeitpunkt und Geschwindigkeit eingeblendet werden. Die gesamte Montage erfolgte durch Electrotech.

„Die M320L besitzt ein kleines, kompaktes Gehäuse, kann stufenlos um 360° schwenken und sich von +90 bis -90° neigen. Das bedeutet für den Kapitän, dass er hinschauen kann, wo er will“, berichtet Peter De Ieso, Flir-Vertriebsmanager für den Bereich Schifffahrt. Kameras werden auf den Fähren dort installiert, wo sie das beste Sichtfeld nach vorne, Steuerbord und Backbord ermöglichen. Durch die geringen Abmessungen der M-Serie ist es möglich, sie zusätzlich zu bestehenden Geräten, beispielsweise Radarsystemen, zu installieren. Bei den meisten Schiffen ist das über der Brücke.

„Die M-Serie lässt sich problemlos mit dem Kugelkopf nach oben oder nach unten montieren. Durch eine Menüeinstellung kann der Bediener die Bildausrichtung auf dem Bildschirm um 180° drehen“, erklärt Peter De Ieso. „Ihre Bilder lassen sich auf nahezu jedem vorhandenen Multifunktionsdisplay (das heißt Chartplotter) anzeigen, das Composite-Videosignale verarbeiten kann.

Eine Kamera der M-Serie besitzt zwei Videoausgänge: einen ausschließlich für das Videosignal der Wärmebildkamera, einen anderen entweder für das Videosignal der Wärmebildkamera oder für das der Restlichtkamera. Mit der Joystick-Bedieneinheit lässt sich das entsprechend hin- und herschalten. Das Videobild der Kamera der M-Serie kann daher auf einem oder zwei Video-Displays angezeigt werden. Zusätzliche Joystick-Bedieneinheiten für die Steuerung der M-Modelle von verschiedenen Standorten aus sind auf Wunsch erhältlich und einfach zu installieren“, ergänzt der Flir-Vertriebsmanager weiter.

„Für Harbour City Ferries haben wir uns dazu entschieden, die M320L an einen separaten 15”-Hatteland-LCD-Bildschirm anzuschließen. Mit nur einem Tastendruck kann der Kapitän zu jedem Zeitpunkt einfach zwischen dem Bild der Restlichtkamera und dem Wärmebild hin- und her schalten.  Die Kameras werden in Ausgangsstellung montiert und jeder Kapitän kann sie dann nach seinen Bedürfnissen einrichten“, erklärt Glenn Young, verantwortlich für das Betriebs- und Anlagenmanagement bei Harbour City Ferries.

Positives Feedback seitens der Kapitäne
„Die Rückmeldungen seitens der Kapitäne zur Flir M320L waren absolut positiv“, fährt Glenn Young fort. „Sie berichten übereinstimmend, dass die M320L ihnen zu einem besseren Überblick über die Situation rund um ihr Schiff verhilft. Ihrer Meinung nach ist diese Kamera sehr einfach zu bedienen. Zudem lassen sich mit der Joystick-Bedieneinheit sämtliche Funktionen der M320L ansteuern, zum Beispiel Schwenken und Neigen oder Hin- und Herschalten zwischen Tageslicht- und Wärmebild.“ Auf jeder Brücke befindet sich der Joystick so nah wie möglich beim Steuerrad, sodass alle Funktionen direkt unter den Fingerspitzen des Kapitäns liegen.

Durch die von der M320L erzeugten scharfen Bilder hat sich der Überblick der Kapitäne über die Gesamtsituation wesentlich verbessert, sodass ihnen nun mehr Zeit bleibt, vorausschauend zu handeln beziehungsweise auf das zu reagieren, was rund um ihr Schiff passiert. In der Dämmerung oder wenn noch etwas Licht vorhanden ist können sie die Restlichtkamera einsetzen. Wird es zu dunkel, kann auf die Wärmebildkamera umgeschaltet werden, sodass die Kapitäne trotz Dunkelheit den Überblick über die Situation behalten.

Kajakfahrer selbst bei völliger Dunkelheit erkennbar
Wie Sydneys Tageszeitung The Daily Telegraph berichtete, gehen bei warmem Wetter und wenn die Sonne morgens später aufgeht, Kajakfahrer und Ruderer auch während der Dunkelheit aufs Wasser. Bevor Wärmebildkameras eingesetzt wurden, setzten Fährkapitäne regelmäßig Warnmeldungen über unbeleuchtete Kajakfahrer oder andere Boote ab, aus Angst, es könnte zu einem tödlichen Zusammenstoß kommen. „Mit einem Radar sind kleine Objekte nur schwer zu erfassen“, so Fährkapitän Wayne Pritchard. „Sie sind so konzipiert, dass sie nur wenig aus dem Wasser herausragen, was es für das Radarsystem schwer macht, sie zu erkennen.“ Jetzt, ausgerüstet mit den Wärmebildkameras der M-Serie von Flir, können die Kapitäne selbst bei völliger Dunkelheit klar erkennen, wer oder was sich auf dem Wasser bewegt.

Kontakt

Teledyne Flir

Berner Straße 81
60437 Frankfurt am Main
Deutschland

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