„Unsere Entwicklung spiegelt die Not unserer Kunden wider“
Frank Neuwirth, Produkt Manager RFID bei IFM, spricht über automatisierte und transparente Logistikprozesse am Warenein- und -ausgang
Herr Neuwirth, was gab den Ausschlag zur Entwicklung des neuen Track-and-Trace-Gates?
Frank Neuwirth: RFID-Gates sind natürlich nicht neu. Unsere Entwicklung spiegelt aber die Not unserer Kunden wider. Denn diese müssen eine Gesamtapplikation realisieren, die deren Anforderungen komplett erfüllt. Engineering, Software-Integration und Tests sind in solchen Projekten immer mit einem hohen Aufwand verbunden. Und obwohl die Anwendungen immer wieder ähnlich sind, fällt dieser Aufwand in jedem Projekt wieder neu an. Deswegen haben wir hier eine fertige Lösung entwickelt, die diesen Aufwand deutlich reduziert.
Verwenden Sie Track-and-Trace-Gate erprobte Produkte oder mussten Sie einen
Teil der Komponenten neu entwickeln?
Frank Neuwirth: Praktisch alle Produkte, die im Track-and-Trace-Gate eingesetzt werden, sind auch vorher im Portfolio von IFM zu finden gewesen: RFID-Tags, RFID-Antennen und Auswertesysteme, IO-Link-Master und passende Leitungen, Lichtschranken sowie die O3D-Kamera. Auch der mit Codesys programmierbare Edge-Controller mit der fertig installieren Software ist nicht neu. Der große Vorteil der Lösung liegt darin, dass der Kunde fertige Pakete erhält, in denen alles enthalten ist und mit der er sofort starten kann.
Wie gestaltet sich die Inbetriebnahme?
Frank Neuwirth: Das ist das eigentlich Neue, denn hier liegt der große Unterschied zu den Lösungen, die Kunden für eine solche Anwendung in der Vergangenheit eingesetzt haben: Nach der Installation und der Parametrierung von RFID-Antennen und gegebenenfalls der O3D-Kamera kann der Anwender sofort loslegen. Alle Parameter lassen sich direkt am Edge-Controller eingeben. Programmierung fällt überhaupt nicht an. Mit einem Basispaket, in dem ein Edge-Controller enthalten ist, kann ein Tor ausgestattet werden. Mit entsprechenden Erweiterungs-Paketen lassen sich dann bis zu neun weitere Tore mit dem gleichen Controller betreiben.
Auch in der Logistik ist häufig von Datendurchgängigkeit die Rede. Wie findet der Datentransfer zwischen dem Track-and-Trace-Gate und übergeordneten Systemen statt?
Frank Neuwirth: Die Anbindung an ein WMS oder auch direkt an ein ERP-System ist mit dem Edge-Controller sehr flexibel. Die Anbindung findet aktuell über einen Dateiaustausch statt. In einem json-File (JavaScript Object Notation) werden die wesentlichen Informationen an übergeordnete Systeme übergeben – also etwa, welches Objekt welches Tor in welche Richtung passiert hat. Das ist in solchen Anwendungen das übliche Vorgehen. Auch eine Rückmeldung aus dem ERP ist möglich. Der Controller kann dann die ordnungsgemäße Be- bzw. Entladung signalisieren. Die Anbindung an SAP ist mit SFI (Shop Floor Integration) von der GIB mbH möglich.
Das klassische Barcodeetikett ist nach wie vor der dominierende Informationsträger
auf den Versandeinheiten in Produktion und Logistik. Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund das Marktpotenzial des Track-and-Trace-Gates ein?
Frank Neuwirth: Das ist eher eine generelle Frage, welche Technologie zum Einsatz kommt. Barcodes sind günstiger, haben aber auch viele Nachteile: So benötigt man freie Sicht auf das Etikett, und bei einer Gate-Lösung muss in der Regel ein Mitarbeiter manuell den Barcode einscannen. Ein RFID-Tag ist hier deutlich robuster etwa gegenüber Verschmutzung und kann, wie bei unserem Track-and-Trace-Gate, vollautomatisch ausgelesen werden. Zudem besteht die Möglichkeit, während der Erfassung Daten auf den Tag zu schreiben. Das Besondere an unserer Lösung ist aber unabhängig von der Technologie: Der Aufwand für Engineering, Softwareentwicklung und Tests ist viel geringer. Im Übrigen wäre es beispielsweise auch möglich, zusätzlich einen Barcodescannner einzubinden.