Software-Tool optimiert Arbeitsprozesse
25.03.2020 -
Mit wenigen Klicks zum IPC-Gehäuse: Mit einer neuen Software hat ein Hersteller den Bestellprozess für den Anwender vereinfacht und beschleunigt. Was die Software kann, welche Gehäuse man sich damit zusammenstellt und was die hauseigenen Konstrukteure davon haben, erfahren Sie auf den nächsten zwei Seiten.
„Die Idee, einen Konfigurator zu entwickeln, hatten wir schon 2015“, erinnert sich Konstruktionsleiter Axel Brandhorst. Zu dieser Zeit war das Team, das die Kundenaufträge für die Kollegen in der Fertigung aufbereitet, mehr als ausgelastet. Die Anwendungskonstrukteure verbrachten relativ viel Zeit damit, technische Zeichnungen für neue Gehäuse-Lösungen zu erstellen, zu prüfen und die Stücklisten manuell in das SAP-System einzutippen. „Wir haben uns deshalb gefragt, ob man diese standardisierten Abläufe nicht automatisieren könnte“, so Brandhorst. Der Gedanke dahinter: Wenn eine Software die technischen Zeichnungen erstellen würde, stünden die bisher damit beschäftigten Konstrukteure für andere, anspruchsvollere Aufgaben zur Verfügung. Zum Beispiel für die stark nachgefragte Anwendungsberatung, in der die Anwendungskonstrukteure gemeinsam mit den Kunden individuelle Gehäusesysteme konzipieren.
Kollegen in Indien nutzten bereits eine Software-Lösung
Rose überlegte zunächst, einen extern programmierten Produkt-Konfigurator zu kaufen. „Wir haben aber schnell gemerkt, dass man für die Erstellung dieses Tools detailliertes Produktwissen braucht, und das besitzen nur wir“, erinnert sich Brandhorst. Die Konstruktionsabteilung entschied sich deshalb, selbst einen Konfigurator zu erstellen. Wie so etwas aussehen könnte, wusste der Entwicklungsleiter von seinen Kontakten zum indischen Rose-Werk. Die Kollegen dort bestücken mit einem auf der Software DriveWorks basierenden Tool explosionsgeschützte Ex d-Gehäuse. Man beriet sich mit den Fachleuten in Indien und beschloss gemeinsam, DriveWorks auch als Grundlage für den neuen Konfigurator zu verwenden. „Es ist das einzige Programm mit weltweitem Support und die Kollegen haben nur positive Erfahrungen damit gemacht“, begründet Konstruktionsleiter Axel Bandhorst den Entschluss. Anfang 2018 kauften die Rose-Konstrukteure dann eine DriveWorks-Lizenz und erstellten einen Konfigurator für interne Tests auf Basis des Steuergehäusesystems Commander SL 4000. Für den Commander entschieden sich die Konstrukteure, „weil wir dachten, es wäre eines unserer einfachsten Produkte. In Wahrheit war die Programmierung ziemlich kompliziert, weil der SL 4000 aus sehr vielen Bauteilen besteht und wir damals noch in der Lernphase waren“, erinnert sich Brandhorst.
Arbeitsaufwand um die Hälfte reduziert
Durch den Einsatz des internen SL 4000-Konfigurators konnte der Aufwand für die Erstellung und Prüfung technischer Zeichnungen deutlich reduziert werden. Wo früher 15 bis 20 Minuten Arbeit erforderlich waren, ist das Grundmodell des SL4000 jetzt in rund zehn Minuten fertig berechnet. „Im Anschluss muss der Konstrukteur Bearbeitungen an den automatisch generierten Modellen vornehmen und die Zeichnungen aktualisieren. Die Konstruktionszeit hat sich im Vergleich zu vorher aber auf jeden Fall stark reduziert“, berichtet Brandhorst. Davon profitiert auch der Kunde, der bei einer Anfrage deutlich schneller „seine“ Daten zugeschickt bekommt.
Programm wird ausgeweitet
Nach dem erfolgreichen Testlauf entschloss man sich, auch für das neue Rose Modular System (RMS) einen Konfigurator zu programmieren. Das RMS bietet Anwendern einen großen Teile-Baukasten, aus dem sie die Komponenten für ihr Edelstahlgehäuse selbst auswählen können. Grundlage des RMS ist eine einheitliche Basiskonstruktion, die von standardisierten Einzelkomponenten ergänzt wird. Es gibt 25 Gehäusegrößen mit unterschiedliche Einbautiefen, die insgesamt über 40.000 verschiedene Gehäusevarianten ermöglichen.
Edelstahlgehäuse bieten jetzt viel Bauraum
Für das neue Baukasten-System hat Rose die Unterteile seiner Edelstahlgehäuse etwas modifiziert. So wurden Haltewinkel in das Unterteil integriert, die eine flexible Positionierung von elektrischen Bauteilen ermöglichen. Zudem können Tragschienen über zwei zusätzlich aufgebrachte Schweißbolzen jetzt auch vertikal montiert werden. Insgesamt steht dem Kunden im Gehäuseunterteil der größtmögliche Bauraum für die Bestückung zur Verfügung. Er kann seine Einbauten dort so positionieren, wie es für seine Anwendung am günstigsten ist.
Mit dem Edelstahl-Baukastensystem RMS bietet Rose seinen Kunden noch mehr Optionen für die Gestaltung ihrer Gehäuse als bisher schon. Die Anwender profitieren außerdem von einer vereinfachten Montage und von kurzen Lieferzeiten durch eine schnellere Fertigung der nun weitestgehend standardisierten Bauteile.
RMS-Konfigurator befindet sich in der Testphase
Der Konfigurator für das Rose Modular System wird – anders als der SL 4000 Konfigurator – auch von den Kunden direkt genutzt werden können. Sie haben dann die Möglichkeit, sich ihr individuelles Edelstahl-Gehäuse aus dem Baukastensystem am PC oder Tablet zusammenzustellen. Zurzeit befindet sich der RMS-Konfigurator noch in der Testphase. „Nach den Komponenten für das Leergehäuse definieren wir jetzt die Zubehörteile wie z.B. Klemmen und Kabelverschraubungen, die in das Gehäuse integrierbar sein sollen“, beschreibt Brandhorst den Projektstatus. „Das ist im Prinzip einfach, weil man die Software DriveWorks nur um eigene Regularien und Parameter ergänzt. Man gibt dem Programm vor, was möglich sein soll. Mehr ist es eigentlich nicht.“ Was in der Theorie einfach klingt, bedeutet in der Praxis allerdings eine Menge Kleinarbeit. „Wir haben teilweise unendlich lange Formelreihen, die wir mit neuen Variablen verschachteln müssen, weil sonst keiner den Überblick behalten würde.“
Bei der Erstellung ihrer Konfiguratoren sind die Rose-Mitarbeiter aber nicht auf sich alleine gestellt, denn sie bekommen Unterstützung von einem DriveWorks-Distributor.
Weitere Gehäuse-Serien sollen folgen
Mit einer Live-Schaltung des RMS-Konfigurators auf der Rose-Website rechnet Axel Brandhorst Mitte 2021. Von da an werden die technischen Zeichnungen für die Edelstahl-Gehäuse nicht nur automatisch erstellt, sondern auch direkt in die Fertigung von Rose weitergeleitet, ohne dass ein Konstrukteur sie noch einmal zu Gesicht bekommt. Selbst die Dokumente für die Mitarbeiter in der Produktion generiert dann der Konfigurator.
Fazit
Durch die Einführung der neuen Software-Tools ist es den Gehäuse-Spezialisten gelungen, ihre internen Prozesse zu optimieren und zugleich einen deutlichen Mehrwert für ihre Kunden zu erzielen. In den kommenden Jahren wird Rose deshalb auch Konfiguratoren für die Standardgehäuse einführen. Die Konstrukteure können dann noch mehr Zeit als bisher in die Entwicklung individueller Gehäuselösungen, in den Kundensupport und in die Anwendungsberatung investieren.