Retrofit der Antriebstechnik im Paketverteilzentrum
27.08.2020 -
Im Rahmen eines Retrofitprojekts im DPD-Paketverteilzentrum Worms wurde neue Antriebstechnik installiert. Der Umbau erfolgte an nur einem Samstag, sodass kein Empfänger in der Region Rheinhessen-Mannheim auf sein Paket länger warten musste.
Nachmittags, zur besten Kaffeezeit gegen halb vier, kommt Leben in die riesige Halle der DPD Deutschland im rheinlandpfälzischen Worms. An 19 Toren des Verteilzentrums docken Abholfahrzeuge an und bringen Pakete jeglicher Formen und Größen aus Mannheim, Mainz, Heidelberg, Bad Kreuznach, Monsheim, Gau-Odernheim und Bürstadt ins Zentraldepot. Der Paketeingang im Nahverkehr beträgt durchschnittlich 30.000 Pakete pro Tag. Je nach Saison steigt diese Zahl auf bis zu 38.000. Im Fernverkehr, also im Ausgang werden in Spitzenzeiten 42.000 bis 48.000 Pakete bearbeitet. Vom Wormser Depot aus nehmen sie ihren Weg über den nächtlichen Fernverkehr zu ihren Zieladressen. „Unser Ziel ist es, dass bis 21 Uhr hier wieder Ruhe einkehrt. Dann sollte sämtliche Ware verteilt und verladen sein“, sagt Michael Meitzler, Umschlagsleiter bei DPD Worms.
„Wir sind darauf angewiesen, dass die Pusher funktionieren“, konstatiert Michael Feneis, Technischer Leiter Depot 167 DPD Worms. Antriebs- und Steuerungstechnik von SEW Eurodrive war schon von Anfang an in der Anlage verbaut, die 1994 in Betrieb genommen wurde. Die Antriebe der Pusher (Abweiser), die die Pakete vom Stahlförderband in die richtige Richtung zur Ausgangswechselbrücke lenken, waren in die Jahre gekommen und mussten erneuert werden. Im Rahmen eines Retrofitprojekts wurde entlang der Sorterlinie B die Antriebs- und Steuerungstechnik 2019 komplett erneuert: 28 Pusher, die in Material und Mechanik wie bisher verblieben sind, erhielten neue Antriebe. Neben den Synchronmotoren installierte SEW-Eurodrive sechs Schaltschränke mit jeweils einem Controller, einem Versorgungsmodul und bis zu fünf Achsmodulen. Jedes Einzel-Achsmodul steuert den Synchronmotor eines Pushers und sorgt dafür, dass die Pakete zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle einen ordentlichen Schubs bekommen. Dadurch werden sie auf die korrekte Förderstrecke zur Wechselbrücke und somit zur richtigen Destination gelenkt.
„Alles an einem Tag“
Das Retrofitprojekt war für ein Wochenende ausgelegt. Freitags nach Schichtende in der DPD-Halle rückte Gabriel Currle, Service Elektronik SEW-Eurodrive und Projektleiter des Wormser Vorhabens, mit seinem Team zu den ersten vorbereitenden Arbeiten an der Sorter-Linie B an. Zwei Elektroinstallateure sowie zwei Monteure des Service Mechanik nutzten den Samstag für die Demontage der bisherigen Schaltschränke, die Montage der neuen Schaltschränke, die Demontage der alten Antriebe, die Montage der neuen Antriebe sowie die komplette Leitungsverlegung. Die Konfiguration der Antriebsfunktionen, die Datensicherung sowie Tests und die Inbetriebnahme übernahmen zwei Serviceingenieure des Elektronikservice. Am Abend war alles erledigt – der Sonntag blieb frei. „Ich hätte nie gedacht, dass sich das alles an einem Tag realisieren lässt“, zeigt sich Michael Feneis beeindruckt.
Punktgenaue Bewegung
Die Pusher der Sorterline A sind teilweise mit über 25 Jahre alter Technik ausgestattet. „Die tut noch das, was sie soll“, bestätigt der Technikleiter und betont, dass dies für die Zuverlässigkeit und Qualität der SEW-Produkte spricht. Auch sonst läuft im Wormser Verteilzentrum von Anfang bis Ende alles rund: Die Paketdaten werden an den Eingangstoren in der Entladestation an zwei zentralen Scanstationen erfasst: Abmaße, Volumen, Gewicht. Samt Zieladresse sind alle Paketdaten von nun an im Rechner hinterlegt. Von der Scanstation aus werden die Pakete zu den beiden Stahlbandsortern A und B transportiert und durchlaufen die Lesestation, an der die Zieladresse am Label detektiert wird. Mittels Drehgeber wird nun genau derjenige Pusher angesteuert, der das Paket zur korrekten Wechselbrücke bugsiert – vollflächig und punktgenau, damit das Paket sauber den plötzlichen, sehr schnellen Richtungswechsel vollzieht. „Die Herausforderung besteht darin, dass bei der Vielfalt der unterschiedlichen Pakete der Pusher exakt den richtigen Punkt trifft. Sowohl Beschädigungen als auch Stau sind unbedingt zu vermeiden“, gibt Michael Meitzler zu bedenken. Lichtschranken würden einen Stau erkennen und das Band stoppen.
Für die Zukunft gewappnet
Die Paketverteilung funktioniert aktuell ohne Bildverarbeitung und weitere Sensorik einwandfrei. Sie ließe sich aber aufrüsten: Sollte zum Beispiel an den Abweisstationen eine Kraft- und Lageregelung des Pusherausschlags erfolgen, um die Pakete individuell und schonend zu behandeln, wäre das mit Movi-C-Komponenten schon heute möglich: „Darauf sind wir vorbereitet. Das jetzt installierte Automatisierungssystem könnte eine Regelung mit neuer Sensorik sofort umsetzen“, so Gabriel Currle. Auch Michael Feneis sieht die Anlage für die Zukunft gerüstet: „Bei einem eventuellen Ausfall eines Moduls können wir es einfach per Plug & Play austauschen – ohne neue Parametrierung. Denn der Movi-C-Controller übernimmt die komplette Datenhaltung des Achsverbundes in der Anlage. Hinsichtlich der Wartung müssen wir lediglich ab und zu die Filter am Klimagerät des Schaltschranks wechseln. Ansonsten bleibt für uns nur ein minimaler Wartungsaufwand“, bestätigt Michael Feneis.
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