Prozesstechnik optimiert Abläufe im den Milchwerken Berchtesgadener Land
14.02.2019 -
Bei den Milchwerken Berchtesgadener Land trifft konventionelle Landwirtschaft auf moderne Verfahrenstechnik. Die genossenschaftlich organisierten Bergbauern arbeiten bis heute sehr traditionell und extensiv. Mit Industrie-4.0-Technologie erwirtschaften sie dennoch überdurchschnittliche Erträge.
Die Region scheint wie aus dem Werbeprospekt: Sanfte Täler, felsige Gipfel und beschauliche Dörfer bestimmen das Bild des Berchtesgadener Lands. Selbst die Kühe, die in kleinen Herden auf den sattgrünen Weiden grasen, scheinen besonders zufrieden dreinzuschauen. Im Südosten Bayerns ist die Welt noch in Ordnung, so zumindest der Eindruck.
„Doch globale Umweltprobleme wie die Erderwärmung oder das Insektensterben sind längst auch bei uns angekommen“, so Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau in Piding. Er setzt sich intensiv mit diesen Themen auseinander, denn die natürliche Umgebung vor dem Fenster seines Büros ist die Grundlage für die Produkte der Molkerei. „Die Menschheit lebt auf Pump, auf Kosten künftiger Generationen“, ist er überzeugt.
Für die Molkerei Berchtesgadener Land ist Nachhaltigkeit deshalb kein Lippenbekenntnis. Der gesamte Betrieb ist konsequent auf Ökologie und Effizienz ausgerichtet. „Die Mitglieder unserer Genossenschaft haben beschlossen, sich aktiv gegen die Zerstörung des Planeten zu positionieren“, erklärt Bernhard Pointner. Umweltschutz, ein fairer Umgang mit Mensch und Tier sowie das Schonen der natürlichen Ressourcen sind deshalb seit vielen Jahren Programm.
Vor kurzem haben Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig beschlossen, den Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat auf Grünland und Ackerflächen der Mitgliedsbetriebe ab sofort zu verbieten. Diese Einstellung verursacht zwar Aufwand, rechnet sich aber – gesellschaftlich wie finanziell. „Zum Glück“, betont Bernhard Pointner, „gibt es immer mehr Menschen, die bereit sind, für hochwertige, fair produzierte Produkte entsprechend zu bezahlen.“
Durch und durch digitalisiert
Um die ökologische Vorreiterrolle behaupten zu können, setzt die Molkerei auf moderne Technik. Weit mehr als 100 Millionen Euro hat die Molkerei seit 1986 in Produktion und Logistik investiert. Die Milchwerke unterhalten eine eigene Flotte von Tanklastwagen, um täglich die Rohmilch einzusammeln. Die Tempomaten der LKW sind mit Navigationssystemen verknüpft und berücksichtigen die Gegebenheiten des bergigen Geländes beim Beschleunigen und Bremsen. So lässt sich jede Fahrt energetisch optimieren.
Der Molkereibetrieb wird stetig erweitert und erneuert, um Abläufe und Verfahren zu verbessern und weiterzuentwickeln. Hiervon zeugen die kürzlich fertiggestellte Energiezentrale ebenso wie die Baustellen der neuen Milchannahme und der CIP-Reinigungsanlage. „Die Digitalisierung der Anlagen ist unsere größte Herausforderung“, konstatiert Geschäftsführer Bernhard Pointner. Bereits heute werden fast alle Messwerte über die Prozesse, die Hilfskreisläufe und die Energienutzung in einem Computersystem zusammengeführt.
Die Daten werden sowohl zu Überwachungszwecken als auch zur Anlagensteuerung verwendet. Dazu überzieht ein dichtes Netz an Messstellen den gesamten Betrieb. Die genaue Zahl der Instrumente kennt nicht einmal Andreas Holleis, der Leiter Prozessautomation – „aber es dürften in Summe einige Tausend sein“, schätzt er, „Tendenz steigend.“ Und fast alle tragen das blaue Logo von Endress+Hauser.
Möglichst individuell bei geringer Typenvielfalt
Für die Prozessmesstechnik setzen die Milchwerke Berchtesgadener Land praktisch ausschließlich auf Endress+Hauser als Lieferanten. Das hat auch einen ganz menschlichen Grund: Seit gut 25 Jahren betreut und begleitet Friedhelm Möginger aus dem technischen Büro München den Kunden. „Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Koordination von Drittparteien wie Anlagenbauern und Dienstleistern bei den vielen Projekten der Molkerei.“
Wenn die Messtechnik für ein neues Vorhaben spezifiziert wird, berät Friedhelm Möginger bei der Auswahl der Geräte, Komponenten und Systeme. „Die Herausforderung ist, einerseits für jede Aufgabe das richtige Messprinzip und die richtige Geräteausführung zu identifizieren“, erklärt der Vertriebsingenieur. „Andererseits soll die Typenvielfalt möglichst gering bleiben, um mit einem schlanken Ersatzteillager auszukommen.“ Dabei werden im Hygiene-Bereich ganz andere Ausführungen eingesetzt als in den Hilfskreisläufen. Besondere Anforderungen stellen auch die Reinigungs- und Desinfektionslösungen, die im CIP-Prozess verwendet werden.
Auf Seiten der Molkerei-Techniker herrscht Zufriedenheit nicht zuletzt mit der Qualität und Zuverlässigkeit der Endress+Hauser Geräte. „Es funktioniert halt einfach. Wir haben mit den Geräten kaum zu tun“, konstatiert Florian Lexhaller, der technische Leiter der Milchwerke. Natürlich, räumt er ein, habe es über die Jahre auch schon einmal da und dort Probleme gegeben. „Aber einen guten Partner erkennt man besonders dann, wenn es mal schwierig wird und eine Lösung gefunden werden muss.“
Hoher Wirkungsgrad
Jüngst hat die Molkerei eine neue Energiezentrale in Betrieb genommen – „ein echtes Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit“, so Geschäftsführer Bernhard Pointner stolz. Eine Gasturbine erzeugt Strom aus Erdgas. 1,6 bis 2,0 MW elektrischer Leistung fließen direkt in die Milchverarbeitung. Insgesamt liegt der Wirkungsgrad der neuen Energiezentrale bei über 90 Prozent. „Die Turbine rechnet sich sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch.“
Die Molkerei nutzt die Abwärme der Gasturbine, um Dampf zu erzeugen. „Dampf ist die teuerste Energieform in einer Prozessanlage“, erklärt der technische Leiter Florian Lexhaller. „Wir benötigen in der Molkerei Dampf an vielen Stellen.“ Die Restwärme der Dampfproduktion dient wiederum der Warmwassererzeugung, sowohl für den Prozess als auch zum Heizen der Bürogebäude. Messtechnik von Endress+Hauser hilft, die neue Anlage zu regeln und zu steuern, die Energieströme zu erfassen sowie die Energiekreisläufe zu überwachen.