Automatisierung

IPCs helfen bei Routenoptimierung bei Abfallentsorger

08.11.2013 -

Mit einem speziellen Bordcomputer wurden über Monate die täglichen Hindernisse der Entsorgungsstrecke aufgezeichnet. Durch eine integrierte Navigations-Software erhielten die Müllfahrer eine optimierte Route, die ihnen täglich kostbare Arbeitszeit einspart. Wie dies genau funktioniert, wie viel Zeit dadurch gespart wird und warum Technik von Beijer Electronics es möglich macht, erfahren Sie hier.

Es ist ein roter Polo. Immer dann, wenn die Müllmänner mit ihrem Wagen um die Ecke biegen wollen, steht er genau so, dass das Abfallfahrzeug nur schwer passieren kann. Weil dies bekannt ist, nimmt der Fahrer eine günstigere Route und spart sich unnötiges Rangieren. „Solche Informationen sind in keinem Kartenmaterial der Welt zu finden", erklärt Florian Reischer. Der gelernte Informatiker ist einer von drei Geschäftsführern und Teilhabern bei Infeo in Dornbirn. Das Unternehmen hat sich spezialisiert auf Dienstleistungen wie Planung, Optimierung und Durchführung von Entsorgungsrouten sowie Telematik-Lösungen für die Abfallwirtschaft. Zu seinen Kunden gehören Kommunen, Verbände und private Entsorgungsunternehmen, die ihre Abfallsammelsysteme optimieren wollen.
Das Spin-Off-Unternehmen ging aus der Fachhochschule Vorarlberg und dem Vorarlberger Umweltverband hervor und hat mit ALOA awm eine Software entwickelt, mit deren Hilfe Abfallsammeltouren aufgezeichnet, ausgewertet, optimiert und simuliert werden können.

Zwölf Stunden täglich
Seit September 2012 betreut Infeo ein aktuelles Projekt in Kreuzlingen im Schweizer Kanton Thurgau. Mit dem hiesigen privaten Entsorger, der Labhardt Transport AG, einer Tochter der TIT Imhof AG, fand man einen Kunden, der mit der Müllbeseitigungssituation in seinem Los nicht zufrieden war. „Unsere Fahrer hatten zum Schluss 10- bis 12-Stunden-Tage, was auf Dauer nicht tragbar war", beschreibt Marcel Senn, Geschäftsführer bei Labhardt, die Arbeitssituation seiner Mitarbeiter. Durch das stetige Wachstum der Stadt Kreuzlingen war es zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Haushalte gekommen. Deshalb konnten manche Gebiete an einem regulären Arbeitstag nicht mehr bewältig werden.

Fahrer liefern Detailwissen
Um die Fahrer nicht länger zu überlasten und für zukünftige Erweiterungen gut aufgestellt zu sein, überlegte man bei Labhardt und der KVA Thurgau (Kehrichtverwertungsanlage), wie die Situation verbessert werden kann. So entschied man, Infeo als Spezialisten für Routenoptimierung in der Abfallwirtschaft hinzu zu nehmen. Mit deren Software wurden sämtliche Sammelstellen aufgezeichnet und geokodiert. Anhand dieser detaillierten Datenbasis konnte mittels mathematischer Streckenoptimierung die Tourenlänge um bis zu drei Stunden pro Woche reduziert werden. Die optimierten Routen wurden in Zusammenarbeit mit den Fahrern von Labhardt verfeinert und konnten somit als Grundlage für eine Routenführung verwendet werden. Zur Umsetzung wurde ein robuster Bordcomputer benötigt, der den schwierigen technischen Rahmenbedingungen in der Müllabfuhr gewachsen ist.

Per Handgriff ins Ersatzfahrzeug
Fündig wurde Infeo bei Beijer Electronics. Das TREQ VM ist ein Sieben-Zoll-Touchpanel mit Breitbild-Display, das in einem stabilen Kunststoffgehäuse mit Gummikantenschutz untergebracht ist. Der integrierte GPS/GPRS-Empfänger bietet einen schnellen Empfang, der für eine Routenführung zwingend erforderlich ist. Eine Touch-Oberfläche gewährleistet zuverlässige Eingaben, selbst mit dreckigen, feuchten Arbeitshandschuhen. Mit Hilfe des Lithium-Polymer-Akkus werden Spannungsschwankungen des Fahrzeugs abgefangen. Außerdem kann der Fahrer das Gerät mit einem Handgriff aus der Halterung nehmen, wenn das Sammelauto eine Störung hat und der Betrieb mit einem Ersatzfahrzeug weitergehen muss. „Unsere Sammelfahrzeuge sind im täglichen Betrieb einem hohen Verschleiß ausgesetzt und deshalb einmal im Monat zur Wartung in der Werkstatt. Deshalb ist die mobile Computerversion für uns sehr wichtig, denn so können wir ohne Verzögerung und logistischen Aufwand unsere Routen weiter abarbeiten", erläutert Marcel Senn den typischen Einsatz.

Verbesserung von 15 Prozent ist möglich
Bei der Ist-Analyse der aktuellen Route diente das TREQ-VM als Eingabemedium für die Fahrer. Diese hielten die wichtigen Streckenparameter wie rechts- oder beidseitiger Sammelpunkt, oder rückwärts fahren erforderlich per Touch-Bedienung fest. Aus Erfahrung weiß der Infeo-Geschäftsführer, dass die einzig vernünftige Datengrundlage die direkte Aufzeichnung ist. Über einen Zeitraum von circa drei Monaten kamen etwa vier Aufzeichnungen je Route und Tag zusammen. Dem gegenüber stellte man am Computer eine Streckenoptimierung, die mit Hilfe der ALOA awm entwickelt wurde. Durch Clustern von mehreren Straßenzügen wurde berechnet, wie viel Müll zusammenkommt und an einem Tag abgefahren werden kann.
Die Zielvorgabe der KVA Thurgau war es, die Routen der einzelnen Wochentage nicht zu verändern, um den bereits veröffentlichten Sammelkalender beizubehalten. Deshalb wurde lediglich die Reihenfolge der Straßen pro Tag optimiert, was bereits zu einer Einsparung von drei Wochenstunden führte. Bei einer Neuplanung der Routenführung mit modifiziertem Sammelkalender ist sogar eine Aufwandsreduzierung von 15 Prozent machbar.

Gute Partnerschaft
Ein wichtiger Bestandteil, der zum Gelingen beiträgt, ist der Support während der Testphasen. Nur durch den engen Kontakt der Technologiepartner konnte die Beijer Electronics Hardware mit der Infeo Software erfolgreich „verheiratet" werden. „Für uns war es wichtig, mit jemandem zusammen zu sitzen, der unsere Sprache spricht. Das ist bei Lieferanten aus Asien nicht immer der Fall. So wie wir bei unseren Kunden vor Ort Anpassungen vornehmen, so erwarten wir es auch von unseren Partnern. Und das hat sehr gut geklappt." resümiert Florian Reischer den bisherigen Projektverlauf.

Fazit
Das Projekt läuft seit etwa einem halben Jahr und alle Beteiligten sind zufrieden. Marcel Senn fasst es aus seiner Sicht so zusammen: „Mit dem TREQ-VM Bordcomputer könnte selbst ich die Route fahren, weil sie nicht mehr nur in den Köpfen der Fahrer ist. Das ist auch bei Urlaub oder Krankheit wichtig, denn da kann sofort jemand anderes einspringen." Insgesamt konnte Labhardt die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter wieder auf ein erträgliches Maß reduzieren.

 

Kontakt

Beijer Electronics GmbH & Co. KG

Kelterstr. 59
72669 Unterensingen
Deutschland

+49 7022 9660 0
+49 7022 9660 103

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