Interview mit Dr. Gunther Kegel, Pepperl + Fuchs
Big Data und Industrie 4.0
Dr. Kegel, beschäftigt sich Ihr Sensorunternehmen schon mit Big-Data-Anwendungen ?
Ja, wir prüfen unterschiedliche Ideen, welche der von unseren Sensoren generierten Daten für neue, zusätzliche Geschäftsprozesse geeignet sein können und in welcher Form wir diese Daten bereitstellen müssten.
Haben Sie schon darüber nachgedacht, in die Auswertung der Daten zu investieren?
Ja, auch die Möglichkeit, die von unseren Sensoren generierten Daten selbst zu sammeln und diese z. B. für „Lifecycle Management“ oder „Condition Based Maintenance“-Ansätze zu nutzen und die Erkenntnisse unseren Kunden als Dienstleistung zur Verfügung zu stellen. Der Kundennutzen muss allerdings erkennbar groß genug sein. Hier liegen noch große Herausforderungen.
Könnten Sie sich als Sensorik-Hersteller vorstellen, mit anderen Unternehmen aus der IOT-Welt zu kooperieren
Da voraussichtlich alle Hersteller von Automatisierungsprodukten und –systemen kurzfristig „IOT”-Produkte anbieten, werden wir wie bisher auch mit diesen Herstellern in vielen Projekten kooperieren. Auch mit Unternehmen, die aus einem anderen Blickwinkel in die IOT-Welt vorstoßen, können interessante Kooperationen entstehen. Hier stehen wir aber noch am Anfang.
Haben Kunden solche Wünsche bereits geäußert?
Nein, unsere Kunden explorieren die Möglichkeiten von IOT und Industrie 4.0 genauso intensiv wie wir auch, aber klare Kundenanforderungen sind bisher daraus noch nicht entstanden. Es sind vielmehr bereits seit langem existierende Anforderungen (Datenaustusch, Geräte-Integration), die wir jetzt mit den neuen Möglicheiten des IOT gegebenenfalls zufriedenstellend lösen können.
Welche Hürden sehen Sie, wenn es um neue Ausrichtungen aus Ihrem etablierten Bereich heraus geht?
Zunächst einmal steht bei jedem Geschäftsmodell der Kundennutzen im Vordergrund. Wenn es uns nicht gelingt, auch klar bezifferbaren Kundennutzen für neue „big data“-zentrierte Geschäftsmodelle zu erkennen und zu kommunizieren, werden wir uns bei der erfolgreichen Etablierung solcher Ideen schwer tun.
Die Stärke vieler Sensorik-Hersteller ist ihr Know-how für applikationsspezifische Lösungen. Steht ihnen diese Spezialisierung womöglich künftig im Weg?
Nein, Sensorik bleibt weiterhin die applikationsspezifische Schnittstelle zwischen realem Prozess, realer Physik und der elektronischen Verarbeitung der Signale. Zum Prozess hin werden wir eher wenig Veränderungen sehen. Gänzlich anders wird die elektronische Verarbeitung der Sensorsignale und Daten. Durch die erhöhten Bandbreiten können vor allem sehr viel mehr im Sensorbereich vorhandene Informationen übertrag werden, die bisher nur im Sensor „intern“ genutzt wurden.
Industrie 4.0, Big Data: Megatrends, die unsere Wirtschaft wohl nachhaltig verändern werden. Ohne Sensorik-Hersteller geht es nicht. Wie nutzen Sie Ihre Schlüsselposition?
Wir entwickeln zur Zeit unsere eigene “digitale Agenda”. Jeder Unternehmensbereich wird bezüglich der notwendigen und sinnvollen Veränderungen, die mit der vollständigen Digitalisierung der Wirtschaft einhergehen, seinen eigenen Maßnahmenplan mit der Unternehmensleitung abstimmen. So entsteht unser eigener „Industrie 4.0-Masterplan“, der alle Unternehmensbereiche und Prozesse umfasst.
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