Automatisierung

Industrie 4.0 beeinflusst grundlegend

21.05.2015 -

Elmar Büchler, Industriemanager bei Balluff, erklärt, warum er Industrie 4.0 für deutsche Unternehmen als Chance sieht und individualisierte und personalisierte Massenprodukte den Markt in den kommenden Jahren umkrempeln werden.

Von Industrie 4.0 existieren zahlreiche Definitionen. Wie sieht Ihre persönliche Begriffsklärung aus?
Elmar Büchler: Es ist richtig, dass zahlreiche, zum Teil sogar divergierende Definitionen von Industrie 4.0 existieren. Die beiden wichtigsten Herausforderungen von Industrie 4.0 sehe ich zum einen in der Individualisierung (Losgröße 1) der Produktion zu den ökonomischen Konditionen einer Massenproduktion und zum anderen in einer hoch-flexiblen, hoch-produktiven, effizienten und ressourcenschonenden Produktion. Dies ist bereits heute eine unserer Stärken - sowohl in großen Stückzahlen (Massenproduktion) als auch in Losgröße 1 kundenspezifische Produkte hoch-flexibel und wirtschaftlich fertigen zu können.

Inwieweit beeinflusst Industrie 4.0 beziehungsweise das Industrial Internet of Things die Entwicklung Ihrer Produkte?
Elmar Büchler: Insbesondere unsere Lösungen werden durch Industrie 4.0 grundlegend beeinflusst. Selbst bisher einfach schaltende Sensoren bieten wir mit intelligenten Schnittstellen und Funktionen, die neben den Prozesswerten zahlreiche weitere Informationen bereitstellen, an. Damit ist eine durchgängige Kommunikation „vom Sensor bis ins Internet" bereits heute möglich. Die bisher nur unidirektionale Kommunikation wird durch eine intelligente multidirektionale Kommunikation revolutioniert. Dadurch wird die starre Automatisierungspyramide aufgelöst und der Weg führt hin zu Cyber Physischen Systemen (CPS) beziehungsweise vermaschten Netzwerken.

Individuelle Produkte bis hinab zu Losgröße 1 - was bedeutet diese Entwicklung für die Produktion im Allgemeinen und die Steuerungsarchitektur im Speziellen?
Elmar Büchler: Für Balluff ist eine individualisierte Produktion selbst mit Losgröße 1 heute schon Realität. Unsere eigenen Erfahrungen in der Herstellung individualisierter Lösungen haben wir in die Entwicklung unserer Produkte einfließen lassen. Damit ist zum Beispiel ein Format- oder Rezepturwechsel oder eine Umparametrierung unserer IO-Link-Sensoren im laufenden Fertigungsbetrieb problemlos möglich. Neben unseren Sensoren bieten wir auch für alle gängigen Steuerungsarchitekturen weltweit passende IO-Link-Master an. Daher lässt sich eine Integration in bestehende Steuerungsarchitekturen einfach realisieren.
  
Und wo sehen Sie bislang den größten Restriktionsfaktor, der eine einheitliche Umsetzung des Industrie-4.0-Konzepts in allen Produktionsanlagen verhindert?
Elmar Büchler: Es besteht zum Teil noch immer Unklarheit und Unwissenheit hinsichtlich des Nutzen und der Benefits von Industrie-4.0-Lösungen für Produktionsanlagen. Des Weiteren fehlen teilweise noch einheitliche technologische und herstellerübergreifende Standards und semantische Datenmodelle, die noch spezifiziert werden müssen.

Inwieweit kann denn Balluff den Anwender bei der Umsetzung von Industrie 4.0 unterstützen?
Elmar Büchler: Wir bieten Anwendern für die Umsetzung von Industrie 4.0 bereits heute schon die dafür notwendigen Lösungen, kompetente Beratung und Service. Zudem ist Balluff in verschiedenen Kooperationen mit Kunden und anderen Herstellern ein geschätzter Partner, um heutige Visionen in gemeinschaftlichen Entwicklungsprojekten in die Realität umzusetzen.

Welche technischen Voraussetzungen müssen die eingesetzten Automatisierungskomponenten erfüllen, um eine vernetzte Produktion zu ermöglichen?
Elmar Büchler: Sie müssen über eine intelligente Schnittstelle wie beispielsweise IO-Link verfügen. Dies ist die Grundvoraussetzung für Cyber-Physische-Systeme, um eine vermascht vernetzte Produktion zu ermöglichen. Neben einer intelligenten Schnittstelle ist es zudem wichtig, entsprechende Daten (zum Beispiel Infos zu Hersteller, Version, Identifikation, Typ, Artikel Nummer, Lokation, Diagnose, etc.), Profile und Funktionen über einheitliche Datenmodelle in den jeweiligen Automatisierungskomponenten abzubilden.

Sind die Unternehmen und ihre internen Strukturen Ihrer Meinung nach überhaupt bereit für Industrie 4.0?
Elmar Büchler: Ich sehe dies insbesondere für deutsche Unternehmen als Chance, unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen und weltweit unsere Spitzenposition zu halten. Unternehmen, die für diesen Wandel nicht bereit sind, werden es in Zukunft im internationalen Wettbewerb sehr schwer haben.

Was denken Sie: Welche gravierenden Veränderungen wird die industrielle Produktion in den kommenden drei Jahren erfahren?
Elmar Büchler: Der bereits begonnene Trend individualisierter und personalisierter Massenprodukte, wie zum Beispiel von Coca Cola, Nutella, Nike, Adidas, MyMuesli, M&M‘s, Rossmann Kosmetikprodukte, myparfum, Briefmarken, u.s.w. wird alle Branchen von Kleidung, Auto, Lebensmittel, Technik, Möbel nach und nach verändern.

 

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