Damit der Funke nicht überspringt
Ex-Gehäusesysteme schützen die Elektronik im Bereich des LNG-Terminal in Wilhelmshaven
In Wilhelmshaven hat das erste deutsche LNG-Terminal seinen Betrieb aufgenommen. Explosionsgeschützte Gehäusesysteme eines norddeutschen Spezialisten übernehmen darin eine wichtige Aufgabe. Welche genau, lesen Sie auf diesen Seiten.
Das neue LNG-Terminal in Wilhelmshaven wurde in gerade einmal sechs Monaten fertiggestellt. Im Mai 2022 begannen die Bauarbeiten, Mitte November fand die Eröffnung statt. Für Heiko Felsmann war das eine ungewöhnliche Erfahrung: Der Vertriebsleiter beim Gehäusespezialisten Rose Systemtechnik kennt von vergleichbaren Großprojekten im Öl- und Gasbereich deutlich längere Bauzeiten. In den vergangenen Monaten haben sich Felsmann und seine Kollegen intensiv mit dem Thema Flüssigerdgas (LNG) und dem Terminal an der Nordseeküste beschäftigt, denn „wir fertigen eine große Bandbreite explosionsgeschützter Gehäuse, die sich sehr gut für den Einsatz in diesen Anwendungen eignen“. Das Team von Rose recherchierte, welche Planungsbüros und Ausrüster für die Ausstattung der Anlage in Wilhelmshaven zuständig sind. Was folgte, war die übliche Akquisephase – nur, dass diese wesentlich kürzer ausfiel als gewohnt.
Listung erfolgte in Rekordgeschwindigkeit
Um überhaupt als Zulieferer für Projekte im Öl- und Gasbereich gelistet zu werden, muss sich ein Komponentenhersteller zunächst als „approved supplier“ qualifizieren. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass das Unternehmen auch den Zuschlag erhält. „Man wird erst einmal dazu eingeladen, ein Angebot abzugeben“, so Felsmann. Für die Registrierung als „approved supplier“ sind viele Fragebögen und Dokumente auszufüllen – ein aufwendiges und langwieriges Verfahren. Ganz anders war es beim LNG-Terminal in Wilhelmshaven: Über das etablierte Netzwerk von Heiko Felsmann und seinen Kollegen ging die Listung in diesem Fall sehr schnell.
Erfahrung im Ex-Bereich gab den Ausschlag
Rose machte schließlich mit seinem Angebot das Rennen. Die Anlagenplaner überzeugten nicht nur die Eigenschaften der Ex e- und Ex d-Gehäuse aus Porta Westfalica, sondern auch die umfangreichen Bearbeitungsoptionen, die das Unternehmen anbietet. Dazu zählen neben dem Fräsen und Bohren auch das Gewindeschneiden, die Rückwärtssenkung, Gravuren und die Laserbearbeitung. Der Gehäusespezialist bedruckt, lackiert und beschichtet seine Produkte darüber hinaus auf Wunsch nach den Vorgaben des Kunden.
Die Erfahrung von Rose in der Fertigung explosionsgeschützter Gehäusesysteme war ein weiterer wichtiger Grund für die Entscheidung, dem Unternehmen den Zuschlag zu erteilen. „Unsere Gehäuse verfügen über alle einschlägigen Zulassungen und werden schon seit Jahrzehnten weltweit in Anwendungen der Öl- und Gasindustrie verwendet“, berichtet Felsmann.
Rose Systemtechnik fertigt ein breites Spektrum an Klemmengehäusen, Steuergehäusen sowie Anzeige- und Bediengehäusen verschiedenster Zündschutzarten für Applikationen im Bereich Öl und Gas. Die Gehäuse werden je nach Bedarf aus Polyester, Edelstahl oder Aluminium hergestellt und mit anwendungsspezifischem Zubehör wie zum Beispiel Tastern, Leuchtmeldern oder Schaltern ausgestattet.
Welche Anforderungen die Öl- und Gasindustrie an Gehäusesysteme stellt, weiß Heiko Felsmann aus langjähriger Erfahrung. Von 2007 bis 2017 leitete er Rose Middle East und baute dort das Geschäft mit Firmen auf, die Erdöl- und Erdgas-Förderanlagen planen beziehungsweise betreiben. Da sich die Förderstätten oft in Regionen mit rauen klimatischen Bedingungen befinden, muss die Technik dort besonders gut gegen die Witterung geschützt sein. Gleichzeitig kann sich jederzeit rund um die Anlagen eine explosionsfähige Atmosphäre bilden. Die zum Schutz der elektronischen Komponenten eingesetzten Gehäusesysteme sollten daher robust sein und eine der Anwendung entsprechende Zündschutzart aufweisen.
Konstruktion sorgt für hohe Schutzwirkung
Ex-Gehäuse von Rose erfüllen diese Voraussetzungen, denn sie halten Umgebungstemperaturen von –55 °C bis + 90 °C stand und besitzen die nötigen Zulassungen für den Einbau spezieller Dichtungen. Diese entsprechen den Anforderungen der Zündschutzarten Ex e (erhöhte Sicherheit) und Ex i (Eigensicherheit). Als Ex-Gehäuse aus Aluminium oder Edelstahl mit dem Kürzel „d“ (druckgekapselt) bezeichnet man Gehäuse, deren Bauweise die Ausbreitung einer internen Explosion auf die Außenatmosphäre verhindert. Sie verfügen über einen sogenannten Zündschutzspalt: Funken, Flammen und heiße Gase werden beim Verlassen des Gehäuses so weit abgekühlt, dass sie eine explosionsfähige Atmosphäre in der Umgebung nicht mehr entzünden können.
Umfangreiches Ex-Gehäuseprogramm
Rose fertigt Ex-Gehäusesysteme der Zündschutzarten Ex d, Ex e, Ex i und Ex t (Schutz durch Gehäuse). Sämtliche Ex-Gehäuse erfüllen die Anforderungen der ATEX- und der IEC-Ex-Richtlinie sowie weiteren länderspezifischen Ex-Vorschriften. Das neue LNG-Terminal in Wilhelmshaven wurde mit Ex e-Gehäusen ausgestattet. Die Polyestergehäuse sind dort in Bereichen der ATEX-Zonen 1 und 2 zu finden und beherbergen wichtige Steuer-Elektronik.
Individuelle Bearbeitung und strenge Qualitätsprüfungen
Rose bearbeitet die explosionsgeschützten Gehäusesysteme für das LNG-Terminal nach Kundenzeichnung und stattet sie mit den gewünschten elektronischen Bauteilen aus. Der Montageservice ist für den Gehäusespezialisten selbstverständlich, die meisten Produkte werden voll- oder teilkonfektioniert ausgeliefert. Fester Bestandteil jeder Lieferung von explosionsgeschützten Gehäusesystemen ist auch eine strenge Funktions- und Qualitätskontrolle.
Viel Potential im Bereich der Wasserstofftechnologie
Die Ausstattung des LNG-Terminals in Wilhelmshaven ist nur eines von vielen Projekten im Bereich Flüssigerdgas für Rose. Großes Potenzial sieht man bei dem Gehäuse-Spezialisten auch bei der Ausrüstung von Anlagen zur klimaneutralen Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse.