Interview mit Geschäftsführer der Quiss GmbH Rudolf J. Resch
Die Firma Quiss war jahrelang in verschiedenen Branchen aktiv.Wird dies auch weiterhin der Fall sein?
R. RESCH: Die Quiss GmbH ist seit ihrer Gründung im Jahr 1988 ein auf industrielle Bildverarbeitung (IBV) spezialisiertes Unternehmen, dessen Charakter vorwiegend der eines Systemintegrators war und auch noch ist. In den mittlerweile 17 Jahren der Unternehmensentwicklung wurden sehr unterschiedliche Anwendungslösungen für eine Vielzahl von Branchen konzipiert und realisiert. Künftig werden wir uns auf wenige Branchen und weniger Anwendungsfelder konzentrieren, ohne dabei die zahlreichen Kunden in anderen Branchen, die seit vielen Jahren mit unseren BV Systemen arbeiten, im Stich zu lassen. Die Betreuung dieser Unternehmen ist weiterhin uneingeschränkt gesichert.
Für die Zukunft haben wir uns im Rahmen einer umfassenden strategischen Neupositionierung entschieden, uns ausschließlich auf zwei Branchen, nämlich Automotive und Packaging, zu konzentrieren. In diesen Branchen wiederum werden vorwiegend bestimmte Anwendungsfelder mit leistungsfähigen und produktartigen High End Lösungen bedient, die äußerst flexibel auf die individuellen Kundenbedürfnisse angepasst werden können.
Diese Anwendungsfelder sind im Marktsegment Automotive die Kontrolle von Klebstoff- und Dichtmittelauftrag und die Roboterführung. Im Marktsegment Packaging ist es die Inspektion von Metalldosen und Deckeln. Für diese Anwendungsfelder hat Quiss in den letzten Jahren bereits sehr leistungsfähige Systeme entwickelt und erfolgreich im Markt platziert.
Auf welcher Messe fühlen Sie sich als Aussteller besser aufgehoben: Vision oder Interpack?
R. RESCH: Weder noch. Die Vision ist – so zumindest in ihrer Ausprägung 2004 – eine stark komponentenorientierte Veranstaltung, auf der Lösungsanbieter für bestimmte Marktnischen nicht gut aufgehoben sind. Ob die für dieses Jahr geplante Veränderung die Messe für uns wieder attraktiv macht, ist noch offen. Der Schwerpunkt 2005 „Messen“ ist auf jeden Fall nicht in unserem strategischen Fokus. Die Interpack passt ebenfalls nicht, weil wir im Markt Packaging die Metallverpackung, konkret die Getränkedose, als Fokus haben. Deshalb ist für uns die - übrigens zeitgleich laufende - Metpack die ideale Messe, auf der wir auch ausstellen werden.
Welche Produkte bieten Sie derzeit und zukünftig für diese beiden Bereiche an?
R. RESCH: Unser Produktportfolio für den Markt Automotive ist zum einen die RTVision-Familie, die entweder stationär oder mobil (online) den Auftrag von Klebstoff oder Dichtmitteln kontrollieren kann. Diese Systeme können in unterschiedlichsten Konfigurationen angeboten werden und sind bei Automobilherstellern mehrere hundert Mal im Einsatz. Bereits in diesem Jahr wird die Produktfamilie um weitere Varianten erweitert, die dann bspw. auch die Überprüfung der Höhe einer Kleberaupe durchführen können.
Zum anderen stehen für den Automotivemarkt die 2D- und 3D-Systeme zur Roboterführung zur Verfügung, wobei wir hier für dieses und die nächsten Jahre die meisten Neu- und Weiterentwicklungen angestoßen haben. Stichworte hier sind ein stationäres 3D-System oder das Anwendungsfeld „Montage in Bewegung“. Zu letzterem beabsichtigen wir, auch an einschlägigen Forschungsprojekten mitzuwirken.
Für den Markt Packaging verfügt Quiss mit TCVision über ein hoch leistungsfähiges Inspektionssystem für Dosendeckel, das bei mehreren Herstellern in Europa und seit Ende letzten Jahres auch in Korea im Einsatz ist. Ergänzt wird dieses Produktprogramm bereits um Systeme zum Lesen von Werkzeugidentifikationsnummern und zum Erkennen falscher Dosen im Fertigungsprozess über spezielle, nur unter UV-Beleuchtung sichtbare Markierungen. An zusätzlichen Produkten entwickeln wir derzeit Lösungen für die Inspektion von Dosendeckeln in anderen Fertigungsschritten (sog. „Liner“) und für die Inspektion und das Vermessen von Dosen. Quiss wird damit über ein vollständiges Programm von Inspektionssystemen für die Dosenund Deckelfertigung verfügen.
Wie sehen Ihre internationalen Aktivitäten aus?
R. RESCH: Quiss hat auch in der Vergangenheit Kunden außerhalb Deutschlands bedient. So wurde bereits 1997 ein BV System in den USA installiert. Vor etwa zwei Jahren wurde durch die Eröffnung eines Vertriebsbüros in den USA und durch Kooperationsvereinbarungen mit Partnern in Frankreich und Großbritannien das Exportgeschäft als solches etabliert, auch wenn der Anteil am Gesamtgeschäft bisher noch sehr gering war.
In Verbindung mit der strategischen Neupositionierung wurde ebenfalls entschieden, die Zielmärkte Automotive und Packaging systematisch und intensiv über Deutschland hinaus zu bearbeiten, wobei die Ausprägungen in diesen beiden Branchen unterschiedlich sein können und werden. Im Bereich Automotive wird es insbesondere bei der Kontrolle von Klebstoff- und Dichtmittelauftrag eine direkte Bedienung von Kunden durch uns geben, aber auch den Weg über Hersteller von Auftragssystemen, die durch den Einsatz unseres Onlinesystems RTVision_t eine integrierte Gesamtlösung anbieten können.
Es ist uns in den letzten Monaten gelungen, mit nahezu allen Auftragssystemherstellern in Europa und den USA entsprechende Kooperationsvereinbarungen zu treffen. Kernmärkte für Automotive sind vorerst Europa und die USA, erste Kontakte nach Japan sind geknüpft. Bei Packaging erlauben die von uns angebotenen Fernwartungsfunktionen der TCVision-Familie den Einsatz der Lösungen auch ohne regionale Vertretung, so dass hier auch Installationen in Ländern wie Korea möglich waren.
Grundsätzlich hat das Exportgeschäft eine stärkere Bedeutung bekommen und wird im Jahr 2005 voraussichtlich mit einem Drittel zum Umsatz beitragen.
Kontakt: Quiss GmbH Tel. 089/89459-0 info@quiss.com www.quiss.com