Umfrage: WIR denken um
Wie die Industrie auf steigende Rohstoffpreise und Lieferengpässe reagiert
Als Sensor- und Automatisierungsspezialist trifft uns die Verknappung elektronischer Bauteile ganz besonders. Uns ist bewusst, dass wir in der Supply Chain unserer Kunden eine kritische Rolle spielen. Umso mehr bedauern wir, unserem gewohnten Standard in diesen Zeiten nicht immer gerecht werden zu können. In unseren Produkten sind oft hunderte von Einzelkomponenten verbaut. Seit 2021 arbeitet eine internationale Taskforce aus Kolleginnen und Kollegen verschiedener Bereiche gemeinsam daran, die angespannte Situation so gut wie möglich zu managen. Die Taskforce setzt sich aus den Bereichen Logistik, Einkauf, Entwicklung und Vertrieb zusammen und koordiniert insbesondere folgende Aktivitäten:
- Echtzeit-Monitoring kritischer Komponenten und deren Verwendung in den verschiedenen Endprodukten,
- Fokus auf Innovation und Redesign zur Aufrechterhaltung der Lieferfähigkeit,
- Verschlankung des Produkt-Portfolios,
- Erweiterung der Lieferantenbasis und, wo notwendig, zur Überbrückung von akuten Engpässen, Beschaffung kritischer Komponenten über den Broker-Markt,
- Allokation besonders knapper Produkte in den Markt.
Auf die veränderten Marktbedingungen haben wir frühzeitig reagiert und uns in vielen Bereichen neu ausgerichtet. Wir haben unsere Lagerbestände aufgestockt – inzwischen sind 243.000 Katalogartikel in Millionen von Kombinationsmöglichkeiten ab Lager verfügbar. In Köln entsteht eine zweite Fabrik mit weiteren 20.000 qm Platz für Forschung & Entwicklung, Produktion und Lager. Von den 31 weltweiten Standorten besitzen 16 eigene Lager und 14 eigene Konfektionierungen, sodass die Lieferfähigkeit weltweit gesichert ist. Zudem haben wir unsere Energieeffizienz verbessert und dafür die Zertifizierung nach DIN ISO 50001 erhalten. So werden zum Beispiel unsere Spritzgussmaschinen, die den größten Anteil des Gesamtenergieverbrauchs ausmachen, durch 40 Prozent energieeffizientere Modelle ausgetauscht. Zudem setzen wir auf die Einbindung von Kunststoffen in eine Kreislaufwirtschaft. Dieses Jahr haben wir eine ECO-Gleitlagerserie aus regranulierten Produktionsabfällen sowie die erste Energiekette aus 100 Prozent recyceltem Material entwickelt. Grundlage dafür war unser 2019 ins Leben gerufene Recycling-Programm Chainge für alte E-Ketten. Um lieferfähig zu bleiben, haben wir vor einiger Zeit auch speziell für den Einkauf ein Risikomanagement und eine Mehrlieferantenstrategie etabliert. Ebenso haben wir in unseren Werkzeugbau investiert. Seit 2021 bietet dieser den FastLine-Service, der eine schnelle Lieferung von Spritzguss-Sondergleitlagern innerhalb von nur sieben Tagen ermöglicht. Darüber hinaus investieren wir verstärkt in die Automatisierung. Durch unsere Motion-Plastics-Kompetenz können wir Kunden günstige Roboter ‚made in Germany‘ anbieten. Wir selbst haben Igus-Low-Cost-Roboter im Einsatz und bauen zum Beispiel weitere Montageautomaten für unsere Energieketten. Die Investitionen in Low-Cost-Robotik machen die Automatisierung für unsere Kunden zugänglicher und haben uns dabei geholfen, unser Produktionsvolumen und die Produktivität der Fabrik deutlich zu erhöhen. So sind wir auch für zukünftige Herausforderungen gut vorbereitet.“
Wir bei Lenord+Bauer setzen seit jeher auf den Ideenreichtum unserer Mitarbeiter. Auch in der momentanen Situation kommt uns dieser zugute. Wir haben explizit zur Findung zusätzlicher Energiesparideen aufgerufen. So haben wir beispielsweise die Betriebszeiten von Klima-, Heizungs- und Lüftungsanlage flexibler gestaltet als zuvor und diese mit der Anwesenheit der Mitarbeiter rückgekoppelt. Hierdurch konnten wir den Strom- und Gasverbrauch senken. Zudem haben wir ein Umrüstprojekt auf Flüssiggas gestartet, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Derzeit werden die Tanks aufgebaut und im Anschluss die Heizungsanlage umgerüstet. Glücklicherweise benötigen wir kein Gas für unsere Fertigungsprozesse, so dass unser Energieverbrauch nicht ungewöhnlich hoch ist.“
Endress+Hauser ist bisher gut durch die angespannte Situation in Bezug auf die Lieferkette und die steigenden Rohstoff- und Energiepreise gekommen. Dies liegt zum einen daran, dass wir grundsätzlich keine sehr knappen Lagerbestände haben und prinzipiell Sicherheitsreserven für besonders kritische Bauelemente einplanen. Zum anderen haben wir bereits, wo immer möglich, auf Second Source gesetzt. Wir werden auch weiterhin alternative Lieferanten für Materialien in unterschiedlichen Weltregionen identifizieren und Beziehungen aufbauen, um so möglichst unabhängig zu sein und agil auf Störungen in der Lieferkette reagieren zu können. Lieferfähigkeit steht für uns an erster Stelle: Deshalb pflegen wir schon immer gute und langjährige Partnerschaften mit unseren Lieferanten. Stabile Beziehungen helfen in Krisen wie dieser, gemeinsame Lösungen zu finden. Zudem erweitern wir stetig unsere Transportoptionen und haben bereits während der Pandemie, als Flug- und Schiffsverkehr stark beeinträchtigt waren, Güter beispielsweise auch auf langen Strecken mit der Eisenbahn transportiert. Gestiegene Materialkosten und Lieferengpässe treffen uns vor allem im Elektronikbereich. Second Sources sind hier jedoch oft nicht verfügbar. Deshalb haben wir vereinzelt Elektronikbaugruppen redesignt, um verfügbare Komponenten einsetzen zu können.
Da unsere Produktion nicht besonders energieintensiv ist und wir nicht von Gas abhängig sind, treffen uns gestiegene Energiepreise nicht im Kern. Teilweise wird Gas neben Strom aber für die Heizung und Klimatisierung der Produktions- und Bürogebäude verwendet. Wo immer möglich, haben wir bereits auf alternative Energiequellen umgestellt und gleichzeitig auch verschiedene Maßnahmen zum Energiesparen ergriffen.
Natürlich treffen uns – wie alle anderen – Materialengpässe. Daraus resultierende Preissteigerungen sind gravierend. Dies betrifft insbesondere die Verfügbarkeit von Halbleiterbauteilen. Noch kritischer ist aber der Mangel an Planbarkeit: Zugesagte Bestellungen von Bauteilen werden teilweise wenige Tage vor ihrer Lieferung abgekündigt. Trotz all dieser Herausforderungen sind wir der Meinung, dass Sparen an der falschen Stelle keine Option ist und dazu führen würde, dass die Lieferketten weiter einbrechen würden.
Vielzitierten Berichten von Konjunkturabschwächungen zum Trotz ist die Auftragslage in der Industrieautomation ungebrochen gut. Deshalb versuchen wir für unsere Kunden alles Erdenkliche zu tun, um sie bestmöglich zu beliefen und die Lieferketten aufrecht zu halten. Entsprechend haben wir uns in den letzten eineinhalb Jahren auch aufgestellt: Wir haben unsere Rohmaterialbestände signifikant erhöht und längerfristige Verträge mit unseren Lieferanten geschlossen. Zudem haben wir einen nicht unerheblichen Teil unserer Entwicklung auf die Anpassung unserer Produkte an die aktuelle Materialverfügbarkeit abgestellt. In Einzelfällen haben wir Produkte auch auf alternative Bauteile umdesigned. Um die Logistikkosten möglichst gering zu halten, bemühen wir uns um ein lokales Sourcing in der Nähe unserer dezentralen internationalen Fertigungsstätten. Die wichtigste Maßnahme in der aktuellen Situation ist für uns jedoch die enge Abstimmung mit unseren Kunden sowie maximale Transparenz über die gegenwärtige Versorgungslage.
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Endress+Hauser (Deutschland) GmbH+Co. KG
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