Verbindung von Drucksensoren und Datenübertragung sorgt in Gastronomie für volle Biertanks
26.06.2017 -
Flasche leer oder noch schlimmer: Biertank leer. Damit diesem Szenario vorgebeugt wird, können leer werdende Biertanks durch intelligente Drucksensorik, das Mobilfunknetz und das Internet rechtzeitig Nachschub ordern.
Große Gaststätten haben meist zwei Biertanks mit je 500 bis 1.000 Liter im gekühlten Keller stehen, die normalerweise alle zwei Wochen gefüllt werden. Ist ein Tank leer, schaltet man das System auf den anderen um. Früher musste das Personal die Biertanks täglich kontrollieren. Dies konnte zum einen vergessen werden und zum anderen war die Bestimmung des Füllstandes sehr ungenau. Die smarte M2M-(Machine-to-Machine)-Lösung von Keller vereinfacht nun den Alltag der Wirte und trägt zudem zur Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung der Brauerei bei. Für diesen automatisierten Informationsaustausch zwischen Messgeräten im Restaurantkeller und der Brauerei wird das Internet und das Mobilfunknetz der Swisscom genutzt. Die M2M-Lösung vermeidet fehlerhafte Bestellerfassungen, die Transporttouren lassen sich optimieren und es wird sichergestellt, dass die Wirte jederzeit über ausreichend frisches Bier verfügen.
Vernetzte Bierkultur
Autonom arbeitende Mess-Systeme existieren schon länger. Aufgezeichnet wurde mit Hilfe von Datenloggern, Live-Daten gab es jedoch nicht. Da heutzutage fast an jedem Ort und zu jeder Zeit Zugriff aufs Mobilfunknetz und damit aufs Internet besteht, eröffnet dies ganz neue Möglichkeiten, die Logistik effizienter zu gestalten. Um diese Möglichkeiten auszuloten, haben sich die Brauerei Feldschlösschen, Swisscom und das Unternehmen Keller für Druckmesstechnik zusammengetan. Swisscom und Keller Druckmesstechnik kannten sich bereits durch gemeinsam realisierte Projekte. Die App myBeer hat Swisscom zusammen mit dem M2M-Partner Swiss1Mobile entwickelt. Dieser wurde dafür am internationalen IoT/M2M Innovation World Cup in der Kategorie Mobility ausgezeichnet.
Feldschlösschen Getränke setzt nun bei über 350 Großkunden in der Schweiz die M2M-Lösung ein. Die Sensoren von Keller messen über den Druck den Füllstand sowie die Temperatur in den Biertanks vor Ort. Diese Daten werden dann per M2M-Technologie durch die App myBeer synchronisiert. Der Wirt überwacht seine Anlagen und den Füllstand des Getränkevorrats mittels Tablet oder Smartphone. Durch die M2M-Lösung erkennt die App, wenn der Biervorrat zu Ende geht und löst automatisch eine neue Bestellung aus. Der Wirt muss nur noch per Tablet oder Smartphone die Bestellung bestätigen und schon naht Nachschub. Feldschlösschen nutzt die dabei anfallenden Daten ausschließlich für eine optimale Planung der Lieferung. Gespeichert werden die Daten auf den Cloud-Servern der Swisscom und erfüllen damit höchste in der Schweiz geltende Sicherheitsbestimmungen.
Sparen durch synchronisierte Daten
Aber nicht nur die Wirte haben etwas von dieser Lösung, auch Feldschlösschen profitiert davon. Durch die M2M-Lösung hat die Brauerei keine Probleme mehr mit der fehleranfälligen Erfassung von Bestellungen. Dazu kommt die Einsparung tausender Kilometer jährlich für nicht voll ausgelastete „Notfallfahrten” und die Umwelt profitiert von einigen Tonnen weniger CO2. Auch monetär werden Einsparungen erzielt: Die Kosten für die Datenübertragung sind minimal verglichen mit denen für Personal zur Messwerterfassung. Zudem kostet ein komplettes Mess-System mit Mobilfunk-Übertragung nur wenig mehr als ein System ohne, das nur eine rückblickende Verbrauchsanalyse erlaubt.
Dauerhafte Datenübertragung vom Tank zur App
Der Tankinhalt wird im Innern mit zwei Drucksensoren der X-Linien mit digitaler Schnittstelle RS485 von
Keller Druckmesstechnik gemessen. Der Tank steht unter etwa 2 bar Druck, was ausreicht, um das Bier zum Zapfhahn zu befördern. Einer der beiden Drucksensoren befindet sich oben am Tank, beim Kompressoreingang, der andere unten am Ausgang, vor dem Rückschlagventil der Steigleitung. Der Tankinhalt errechnet sich aus dem jeweiligen Druckunterschied zwischen beiden Sensoren, den Bierparametern und den Tankabmessungen.
Die Drucksensoren im Tank sind an eine Box mit integriertem Mobilfunk-Modul angeschlossen. Diese erfasst in regelmäßigen Abständen die Messwerte der Sensoren und schickt sie via GPRS (General Packet Radio Service, allgemeiner paketorientierter Funkdienst) zu einem FTP-Cloud-Server der Swisscom, zusammen mit weiteren Informationen wie Empfangsqualität der Antenne, Versorgungsspannung des Moduls und der Sensoren, Temperatur des Bieres etc. Dort werden die Daten interpretiert, aufbereitet und von der myBeer-App übernommen.
Die Energieversorgung von Modul und Sensoren wird über einen Netzadapter gewährleistet. Für alle Fälle ist noch ein Akkumulator integriert, der notfalls die Versorgung über Tage bis Wochen garantiert. Das System setzt dann rechtzeitig die entsprechende Warnmeldung ab.
Der zwingend einzuhaltende Temperaturwert des Tanks bestimmt den Biergeschmack und die Haltbarkeit. Die Temperatur dient daher als wichtige Qualitätsgröße für Wirt und Brauerei.
Fernübertragungseinheit GSM-2 überzeugt durch hohe Genauigkeit
Ähnliche Systeme werden von Keller auch für andere Anwendungen eingesetzt, etwa für Heizöltanks oder zur Grundwasserüberwachung. Das GSM-2 eignet sich auch für Orte ohne Stromversorgung oder wo keine Kabel verwendet werden können wie zum Beispiel bei Tanks auf Fahrzeugen oder Baustellen, Grundwasser- und Abwasser-Pegelmessungen. Die Batterielebensdauer ist abhängig vom Mess- und Datenübertragungsintervall und beträgt bis zu 10 Jahre. Anstelle einer App bildet bei anderen Anwendungen die benutzerfreundliche und kostenlos erhältliche Software GSM-2-DataManager von Keller die Basis des Mess-Systems. Sie sammelt die Messdaten, überwacht diese und steuert die verschiedenen Messstationen an. Die Software dient zum Anzeigen oder automatischen Weiterverarbeiten der Messdaten.
Die von den GSM-2 versendeten Daten, via E-Mail, FTP oder SMS, werden von der DataManager-Software fortlaufend eingelesen und in einer MySQL-Datenbank abgelegt. Auf einen Blick sieht der Nutzer, ob alle Mess-Stationen einwandfrei arbeiten. Bei einem Fehler, zum Beispiel fehlende Messdaten, wird dies am Bildschirm dargestellt und ein Alarm an eine in der Datenbank hinterlegte Person per SMS, E-Mail oder FTP gesendet. Das System rechnet die Messdaten in die am Messort herrschende physikalische Größe um und stellt sie graphisch dar. Die Positionen der Messstellen werden in einer Karte angezeigt. Ein Grund für den vielfältigen Einsatz dieser Technik ist die hohe Genauigkeit der Drucksensoren der 30er X-Serien von 0,05 Prozent. Damit lassen sich kleinste Änderungen automatisiert überwachen.
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