Die Vorteile von Engineering-Tools
05.06.2014 -
Engineering-Tools werden gerne als Patentrezept für schnellere Time-to-Market und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit gehandelt. Markus Jaksch, Applikationsleiter bei Baumüller, stellt sich der Frage, ob komplexe Automatisierungsprojekte durch Engineering-Tools wirklich einfacher werden.
Was bedeutet Engineering für Sie und was für Ihre Kunden?
Markus Jaksch: Für mich bedeutet Engineering: Prozesse bei der Planung, Inbetriebnahme und Wartung von Maschinen und Anlagen zu optimieren. So können Entwicklungszeiten und Kosten gesenkt und die Flexibilität, etwa im Bereich des Varianten-Handlings, erhöht werden. Für den Maschinenbauer bedeutet Engineering: mechatronische Elemente einer Maschine graphisch zu konfigurieren. Mittels Drag&Drop erhält er die Möglichkeit zur intuitiven Bedienung und profitiert dank der Wiederverwendbarkeit von verringertem Programmieraufwand, geringerer Fehlerwahrscheinlichkeit und damit Zeit- und Kosteneinsparungen.
Warum werden moderne Herangehensweisen beim Engineering auch für kleine Maschinenbauer interessant?
Markus Jaksch: Zum einen müssen wir immer kürzere Entwicklungszyklen erreichen, unabhängig von der Größe des Maschinenbauunternehmens, zum anderen sollen immer vielfältigere Anforderungen befriedigt werden. Der einzige Weg, wie der Maschinenbauer dies meistern kann, ist die Wiederverwendbarkeit von Entwicklungsleistungen und die Modularisierung von Maschinen. Zeit kann gespart werden, wenn einzelne Maschinenelemente, vielleicht sogar an verschiedenen Orten und von verschiedenen Teams, gleichzeitig produziert und erst beim Kunden zum Gesamtsystem zusammengefügt werden. Ein zuverlässiges Ergebnis erreichen wir aber nur, wenn wir unsere Herangehensweise verändern und allen Teilnehmern eine gemeinsame und aktuelle Datenbasis zur Verfügung stellen. Um die notwendigen Freiheiten bei der Konstruktion zu sichern, muss diese Basis zudem offen, also herstellerunabhängig, sein. Der Idealfall ist dann erreicht, wenn ich Daten sogar projektübergreifend nutzen kann. Besonders für kleine und mittelständische Maschinenbauer bedeutet das eine große Hürde. Dennoch müssen sie in Sachen Zeit- und Kostendruck auf den internationalen Märkten mithalten können. Hier kommen dann Engineering-Suiten zum Einsatz, die von Automatisierern bereitgestellt werden, um den Maschinenbauer zu unterstützen.
Was ist der konkrete Nutzen eines solchen Engineering Tools?
Markus Jaksch: Der Automatisierer bietet eine Plattform - in unserem Falle ist das unser Engineering Framework ProMaster -, mit dem wir eine durchgängige Datenbasis schaffen, auf die von überall und jederzeit zugegriffen werden kann. Der Maschinenbauer findet in ProMaster all unsere Komponenten, kann aber basierend auf Standarddateiformaten auch alle beliebigen Komponenten anderer Hersteller einbinden. Er bleibt also flexibel. In ProMaster finden dann die Maschinenkonfiguration sowie die Parametrierung der einzelnen Komponenten statt. Motion-Control-Funktionalitäten können von Antriebs- und Feldbussystem unabhängig implementiert werden. Eine Visualisierung gestaltet das Projekt transparent, Fehler werden so vermieden. Außerdem haben wir Bausteinbibliotheken integriert, in denen wir validierte Softwaremodule für alle gängigen Standardfunktionen gespeichert haben. Diese Datenbank wächst ständig. Bevor Bausteine jedoch in anderen Projekten genutzt oder in die Datenbank aufgenommen werden, validieren wir diese. Wir wollen ja nicht, dass Fehler in neue Projekte übernommen werden.
Kann Ihr Engineering Framework tatsächlich so problemlos genutzt werden oder benötigt man wochenlange Schulungen?
Markus Jaksch: Jeder Anwender kann die Bedienung unseres Frameworks lernen. Natürlich bieten wir auch Schulungen an. Aber bei der Entwicklung von ProMaster haben wir von Beginn an auf Bedienfreundlichkeit geachtet. Das Tool basiert auf der .NET-Technologie von Microsoft. Damit sind jedem Windows-Nutzer Gestaltung und Grundfunktionalitäten vertraut: Er wird intuitiv navigieren. Über User-Gruppen werden verschiedene Rechte vergeben, sodass im Projekt kein Chaos entsteht und Manipulationssicherheit gewährleistet ist. Zudem schätzen die Anwender unser Katalogprinzip, in dem sie nach Bussystemen filtern und die benötigten Komponenten per Drag & Drop ins Projekt integrieren können.
Lohnt sich das bei allen Automatisierungsprojekten?
Markus Jaksch: Ja, egal ob im Low-End- oder High-End-Bereich, die zur Verfügung stehenden Techniken sind unabhängig von der Komplexität einer Maschine. Die Methoden und Algorithmen zur Fehlervermeidung können sowohl bei kleineren Maschinen als auch bei komplexen Sondermaschinen eingesetzt werden.
Stichwort Industrie 4.0: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Engineering und der Vernetzung im Maschinen- und Anlagenbau?
Markus Jaksch: Man könnte sagen, Engineering ermöglicht erst die Umsetzung stark individualisierter Produkte. Voraussetzung für die Vernetzung von intelligenten, hoch flexibilisierten Maschinen und Anlagen ist eine konsistente Datenbasis, die nur mit Durchgängigkeit im System erreicht werden kann. Schließlich muss genau definiert sein, welche Daten geteilt werden. Und es muss ein klar festgelegter Zugriffspunkt vorhanden sein. Wurden Maschinen mit einem Tool wie ProMaster engineert, ist diese Datendurchgängigkeit gegeben und eine Vernetzung, zum Beispiel für Fernwartung oder die Maschinenüberwachung und Bedienung mit mobilen Endgeräten, kann einfacher umgesetzt werden.
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