Automatisierung

Klarer Wachstumstrend in der Automatisierung

06.09.2013 -

Sind Rundtische noch modern? Ja, weiß Thomas Grünewald, der Anfang letzten Jahres bei Weiss zum zweiten Geschäftsführer berufen wurde. Was er seit dem erreicht hat, wo er Wachstumspotentiale sieht, und weshalb der Direktantrieb - obwohl teurer - immer öfter der Antrieb der Wahl ist, erzählt er uns bei einem Vor-Ort-Besuch in Buchen im Odenwald.

Herr Grünewald, seit einem knappen Jahr sind Sie bei Weiss. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
T. Grünewald:
Marktstellung und Wachstum des Unternehmens haben mich schon vor meiner Zeit bei Weiss beeindruckt. Ich dachte: ‚Mensch, wie machen die das?‘ Heute weiß ich, die Voraussetzungen stimmen: die Mannschaft, die Technologie, der Standort, die Marktstellung. Da kann man - global gesehen - noch richtig was bewegen. Weiss hat in Deutschland eine Marktführungsstelle in den Bereichen Rundtischen und Handling. Aber die Welt ist groß. So gibt es in Europa Länder, wo unser Marktanteil noch ausbaufähig ist. In USA haben wir jetzt Weiss NA gegründet, mit Sitz in Cleveland. Das dortige Wachstum ist prägnant, und das Potenzial richtig faszinierend. Vielleicht nicht, weil Nordamerika selbst der große Wachstumsmarkt darstellt, sondern weil dort im Moment verstärkt in Produktionsanlagen investiert wird. Das Thema Direktantriebe beispielsweise: USA hat einen so hohen technologischen Standard, dass dort das Thema richtig aufgesogen wird. Auch das Thema Lineartransfersystem. Wir müssen keine Aufbauarbeiten mehr leisten, die Themen werden einfach aufgenommen. Das ist völlig anders, wenn Sie in Asien unsere Pick-and-Place-Einheit verkaufen wollen. Da muss sich der Bedarf erst einmal entwickelt. In Asien befindet sich unsere Niederlassung in China. Dort bewegen wir uns mit unseren Produkten in einer Art Nische. Doch der Bedarf nach Technologie wächst. Bei Automatisierung ist man schnell geneigt, nur über Lohnkosten zu reden: ‚Die haben doch billige Arbeitskräfte, die brauchen keine Automation.‘ Doch es gibt auch einen anderen Aspekt: das Thema Qualität und deren Reproduzierbarkeit. So kommen die Chinesen, wenn sie ein Produkt mit reproduzierbarer Qualität auf internationalem Niveau produzieren wollen, nicht um eine Automatisierung herum. Deswegen sehe ich für Weiss exzellente Marktchance in China.

Heißt das, dass in USA die Direktantriebe schneller Akzeptanz gefunden haben als in Deutschland?
T. Grünewald:
Das ist schwierig. . In Deutschland ging die Direktantriebstechnologie in den ersten Jahren tatsächlich sehr zögerlich. Allerdings reden wir hier von einem Zeitversatz von vier bis fünf Jahren. Wenn wir jetzt in Deutschland eintreten würden, wären wie vermutlich auf dem gleichen Akzeptanzniveau. Der Markt ist einfach reif dafür.

Wo liegen denn die Vorteile der Direktantriebe?
T. Grünewald:
Es sind vor allem die höhere Dynamik und die Präzision dieser Lösung.
Die Vorteile ergeben sich dadurch, dass wir keine zusätzlichen Einheiten wie Getriebe benötigen, die Spiel in die Übertragung der Bewegung bringen. Ein anderer Vorteil der Direktantriebstechnik ist die Flexibilität. Schließlich handelt es sich hier um eine NC-Lösung. Die Anlage kann einfach zu einem späteren Zeitpunkt umgestellt werden, und die Betriebszyklen lassen sich jederzeit modifizieren.
Zusätzlich ist die Lösung wartungsfrei, da sie ohne Zahnriemen oder Kupplungen auskommt. Sie ist einfach robust. Auch wenn in der Produktion etwas schief gehen sollte, dann wird der Antrieb neu initialisiert und er läuft wieder. Bei einer mechanischen Übertragung dagegen kann schneller ein Bauteil beschädigt werden.

Wann bietet sich denn ein fest-taktender und wann ein Torque-Rundtisch an?
T. Grünewald:
Wenn eine Anlage hochspezifisch auf ein Produkt ausgerichtet ist, auf eine möglichst lange Laufzeit - vielleicht acht Jahre -, dann setzt man besser einen fest-taktenden Rundtisch ein. Wenn Sie dagegen mit häufigen Produktumstellungen rechnen, dann würde ich auf jeden Fall die Direktantriebstechnik wählen - also immer, wenn sich die Anforderungscharakteristika im Laufe des Betriebes ändern.

Können sie ein typisches Beispiel beschreiben, bei dem der Einsatz eines Direktantriebs sinnvoll ist?
T. Grünewald:
Ich erinnere mich an einen Automobilzulieferer: die Firma Gießler. Dort produzieren 50 CNC-Drehautomaten Präzisionsdrehteile. Für all die Teile stehen aber nur zwei Prüfstände zur Verfügung. Ein Rundschalttisch führt also die Bauteile von 25 CNC-Automation der Prüfstation zu. Dort wurden sie im 2,6-Sekunden-Takt mit Kamera und Laser geprüft. Bei diesen kurzen Prüfzeiten stieß der pneumatische Rundschalttisch jedoch an seine Grenzen, regelmäßig mussten Stoßdämpfer und Teile der Mechanik getauscht werden. Schnell entschied sich das Unternehmen damals für einen Drehtisch mit Direktantrieb, denn damit konnte Gießler die Prüfzeit noch einmal senken, von 2,6 auf 1,9 Sekunden: Eine Zeit- und Kostenersparnis, mit der sich der teure direktangetriebene Rundschalttisch schnell amortisiert hat.

Welche Vorteile bieten Rundtische denn gegenüber einem linearen Aufbau?
T. Grünewald:
Jeden getakteten Prozess können Sie auf unterschiedliche Weise anordnen: linear oder in einem Kreis. Im Kreis haben Sie den Vorteil, dass die Beladung und Entnahme an der gleichen Stelle erfolgen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass das Fabriklayout wesentlich kompakter aufgebaut werden kann.

Wie gestaltet sich der Auftragseingang bei Ihnen?
T. Grünewald:
Sehr gut. Wir haben ein klares Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Wir sehen in der Realwirtschaft durch die Eurokrise keine Beeinträchtigung des Geschäfts. Für uns wächst die Automatisierungs-Branche ganz klar. Zusätzlich sehen wir unsere Chance für weiteres Wachstum auch dadurch, dass unsere Kunden zunehmend auf Teilsysteme zurückgreifen.

Sehen Sie hier einen Trend?
T. Grünewald:
Ich sehe einen ganz klaren Trend hin zur Lieferung von Teilsystemen. Unsere Kunden, der in vielen Fällen Anlagebauer sind, wollen sich über die Technologie oder über die Details der Teilsysteme gar nicht unterhalten. Der Kunde möchte weder über die Konstruktion seiner Rundachse noch über deren Steuerung nachdenken. Und in dieser Bereitstellung der Systeme sehen wir unsere Chance. Das setzt natürlich eine intensive Zusammenarbeit mit den Kunden voraus. Denn die Schnittstellen werden damit anspruchsvoller: Sie fangen bei der Bodenplatte an und hören bei der Werkstück-Aufnahme auf.

Inwiefern unterstützen Sie Ihre Kunden, Ihre Lösungen schneller in Betrieb zu nehmen?
T. Grünewald:
Die WAS, Weiss Application Software, führt den Kunden Schritt für Schritt durch die Inbetriebnahme des Teilsystems. Das heißt, er hat eine Software, mit der er genau beschreibt, wie er seinen Rundtisch betreiben möchte. Er muss dazu keine ausgeprägten Programmierkenntnisse haben. Wir möchten dem Kunden nicht nur die Detailgestaltung der Mechanik- oder Elektronikkomponenten abnehmen, sondern auch die detaillierte Inbetriebnahme.

Kontakt

Weiss Klimatechnik GmbH

Greizer Str. 41-49
35447 Reiskirchen
Deutschland

+49 6408 84-6500
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