Wenn sich 40.000 Menschen zu einer riesigen Tanzparty versammeln, sollte sich der Veranstalter auf die Technik im Hintergrund verlassen können. Daher setzen die Verantwortlichen auf industriebewährte Steuerungs- und Servotechnik.  

Zur Premiere des Tanz-Events Sensation 2012, die am 7. Juli 2012 in der Amsterdam Arena stattfand, kamen 40.000 Menschen komplett in Weiß gekleidet. Neben der Musik sind es vor allem Speziallicht- und Bühneneffekte, die die Veranstaltung zu einem Event der besonderen Art machen. Für den reibungslosen und sicheren technischen Ablauf der Show, für den die niederländischen Unternehmen Statecore und Eventions Products verantwortlich sind, sorgt im Hintergrund Steuerungstechnologie von Beckhoff.

Die Sensation, deren Erfolgsstory im Jahr 2000 in Amsterdam begann, hat sich innerhalb eines Jahrzehnts zu einer der weltweit größten Tanzveranstaltungen entwickelt. Seit 2008 tourt die Tanzparty um die ganze Welt und begeistert die Fans in mittlerweile 18 Ländern auf vier Kontinenten. Während der Party werden den Besuchern neben den DJs zusätzliche Acts und verschiedene Spezialeffekte geboten. Eine weitere Besonderheit ist, dass alle Besucher in weißer Kleidung erscheinen müssen. Dadurch soll ein Gefühl der Verbundenheit und Gleichheit im Publikum entstehen. Für die Show hat dies den Effekt, dass sich Weiß ideal ausleuchten lässt und auch farbiges Licht perfekt reflektiert wird. Die Technologie, die sich hinter den Showeffekten verbirgt, lieferten die Spezialisten für Entertainment-Technologie Eventions Products und Statecore.

Servotechnik lässt Tänzerinnen schweben

Laut Erik Berends, dem Firmengründer von Statecore, kommt die Beckhoff-Technologie hauptsächlich bei den Spezialeffekten zum Einsatz, wie zum Beispiel den sechs fliegenden Tänzerinnen. Die Frauen hängen in Haltegurten an Stahlseilen und schweben über eine an der Decke befestigte Schiene durch den Raum. Die Bewegung wird mithilfe von sechs Wagen realisiert, auf denen jeweils eine Seilwinde mit Stahlseilen montiert ist. Angetrieben werden die Wagen und die Seilwinden durch Asynchronmotoren und die Ethercat-Servoverstärker der Serie AX5xxx von Beckhoff. Um die Bewegung sowohl in der Horizontalen als auch der Vertikalen zu realisieren, wurde eine Motion-Steuerung, basierend auf Twincat, entwickelt. Twincat NC PTP wird auf dem Beckhoff-Embedded-PC CX5020 zum Ablauf gebracht. Zudem nutzen die Veranstalter die Steuerung auch, um Requisiten und Beleuchtungskörper zu bewegen.

Sicherheit geht vor

Bei der Tanzveranstaltung nimmt einerseits ein großes Publikum teil, andererseits muss aber auch die Sicherheit der Akteure garantiert sein. „Das verlangt nach einer entsprechend anspruchsvollen Sicherheitstechnik", so Erik Berends. Die sicherheitsrelevanten Bauteile der eingesetzten Beckhoff-Steuerung erfüllen die Spezifikationen der SIL3. Zusätzlich zur Sicherheitssteuerung der Servoantriebe kommt die Safety-Optionskarte AX5805 hinzu. Die allgemeine Sicherheitssteuerung erfolgt über die TwinSafe-PLC EL6900 von Beckhoff, das Einlesen und Ausgeben der sicherheitsrelevanten Signale über die Safety-Klemmen EL1904 und EL2904. „Für alle Not-Halte gilt, dass diese die Sicherheit auf mehreren Ebenen gewährleisten müssen", erläutert Erik Berends. Bei den Antrieben wird die STO-Funktion (Safe Torque Off) unter anderem über die AX5805 ausgelöst. Die Bremsen werden unabhängig vom Antrieb über die Safety-Klemmen EL2904 aktiviert.

Die komplette HMI der Show läuft auf einem iMac. „Wir nutzen Apple schon seit über zehn Jahren aufgrund der Benutzerfreundlichkeit und Stabilität", erklärt Erik Berends. Die Bedienoberfläche wurde in Xcode, der Entwicklungsumgebung für den Mac, geschrieben und designed. Für die Bedienung kann der Veranstalter Joysticks und Tasten nutzen, die über Beckhoff-Klemmen per Ethercat-Netzwerk an den Steuerungs-PC angeschlossen sind. Mac und Beckhoff-IPC kommunizieren über ein eigens geschriebenes Netzwerkprotokoll über Ethernet. Die Kommunikation wird - aufbauend auf dem Twincat-Supplement-TCP/IP-Server - auf der Beckhoff-Steuerung abgewickelt.

Störungsfreier Showablauf

„Aufgrund ihrer Offenheit und Universalität eignet sich die PC- und Ethercat-basierte Steuerungslösung für die Aufgabenstellungen, mit denen wir es bei einer Show wie der Sensation zu tun haben. Das Beckhoff-Produktspektrum ist allein mit Blick auf die I/O-Signale und Feldbusanbindungen so vielseitig, dass wir damit die unterschiedlichsten Lösungen realisieren können", betont Erik Berends. Mit Twincat lassen sich sowohl die dynamischen Bewegungssteuerungen als auch die Sicherheitsanwendungen entwickeln. Einen großen Stellenwert hat für Statecore auch die Zuverlässigkeit der Steuerung. „Die Erwartungen bei einer großen Show mit teuren Künstlern und viel Publikum sind heutzutage sehr hoch. Störungen bei der Steuerung sind daher das Letzte, was wir gebrauchen können. Deshalb muss alles, was vor und hinter der Bühne passiert, absolut reibungslos ablaufen", kommentiert Erik Berends.

„Die Ausführung schwieriger und komplexer Bewegungsabläufe gestaltet sich für die Personen, die die Show bedienen, mit der Beckhoff-Steuerungsplattform jetzt wesentlich einfacher. Mit dem Embedded-PC steuern wir 12 Achsen gleichzeitig. Das Bedienpult umfasst alle wichtigen Tasten und Joysticks zur Steuerung der bewegten Objekte und der Lichtsteuerung. Ebenso ist ein Not-Halt-Taster auf dem Pult vorhanden, um einen sicheren Halt auslösen zu können. Die Visualisierung der Bewegungen kommt auf dem iMac zum Ablauf. Den größten Vorteil stellt jedoch die Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit der Gesamtlösung dar.