Wildzählung per IR-Kamera
06.05.2012 -
XXX. Wie viele Wildtiere leben in einem bestimmten Gelände? Wir hören allenthalben in den Medien Zahlen von beeindruckender Exaktheit. Doch das gaukelt uns die Wirklichkeit nur vor. Meistens wird diese Zahl von einer Botschaft über das zu befürchtende Aussterben einer bestimmten Art begleitet, aber das verstellt nur den Blick für die Zahl an sich. Möglicherweise glauben wirklich viele, dass wir die Zahl an Wildtieren ebenso gut angeben könnten, wie die Anzahl an Milchkühen aus der Höhe der Milchkuh-Subventionen errechenbar ist.
Doch dem ist nicht so. Etablierte Methoden sind zum Beispel die Scheinwerfer-Taxation: Ein Geländewagen mit starken Scheinwerfern fährt nachts auf einem Waldweg. Die Anzahl Augenpaare wird gezählt und über die Geschwindigkeit hochgerechnet. Oder: Das geschossene Wild wird hochgerechnet. Oder: Der Kot wird gezählt und daraus wird hochgerechnet. Zu den Interessentenkreisen, die sich da eine verbesserte Genauigkeit wünschen, zählen zum Beispiel Verwaltungen von Forsten und Nationalparks, und private Waldbesitzer. Diese Kreise waren es auch, die Versuche zu High-Tech-Lösungen für diese Aufgabenstellung unterstützten.
Im Zuge seiner Diplomarbeit begann Ulrich Franke, jetzt mit eigener Firma „aerosense“ im pfälzischen Carlsberg, aus der Luft IR-Aufnahmen zu machen. Eine selbstkonstruierte Aufnahmeeinheit, im wesentlichen bestehend aus Laptop, Digital-Kamera und IR-Kamera der Firma Infratec aus Dresden, wurde in die verschiedensten Fluggeräte eingebaut und damit kaum zählbare Flüge über bestimmte Regionen unternommen. Geflogen wurde per Hubschrauber, vorzugsweise aber mit dem selbstgesteuerten Ultraleicht-Flugzeug. Natürlich wurden alle Jahreszeiten geprüft, selbstverständlich bei Tageslicht und auch nachts. Die Naturparks Pfälzerwald, Kellerwald und Hainich wurden ausgiebig von Franke untersucht.
Die besten Ergebnisse erzielte der Pfälzer Ingenieur nachts, wenn gleichzeitig Schnee liegt. Das ist eigentlich nicht wirklich überraschend, aber nicht eben die billigste Lösung – und die Kosten müssen optimiert werden. Deswegen arbeitet Herr Franke intensiv daran, seine Methoden auch unter anderen Bedingungen zu evaluieren. Zwei Kameras laufen bei den Flügen synchron, eine Digital-Kamera und eben die IR-Kamera. Aus beiden Bilder-Serien lässt sich dann zum Beispiel ein offenes Feuer als IR-Quelle von einem Hirsch unterscheiden. Aber auch das Verhalten der Tiere ändert sich nachts, denn im Schutze der Dunkelheit kommt Rotwild aus den Wäldern heraus auf die Wiesen, um zu äsen. Problematisch sind dicht stehende Nadelwälder. Heute ist diese Anwendung eine exotische Nische, aber wer weiß, was morgen daraus wird?
Ihr Dr. Tec