Stefan Schmersal & Marc Stanesby: steute wird 50
17.05.2011 -
Das ostwestfälische Löhne ist die Heimat von steute, seit fünf Jahrzehnten erfolgreicher Hersteller von Schaltgeräten, Sensoren und Steuereinheiten. Auf die Verwurzelung in dieser starken Industrieregion ist man stolz: Für Stefan Schmersal (geschäftsführender Gesellschafter) und Marc Stanesby (Geschäftsführer) ist Ostwestfalen mit seiner mittelständischen Innovationskraft gar „das zweite Schwabenland".
messtec drives Automation: steute blickt auf ein halbes Jahrhundert des Bestehens zurück. Versetzen wir uns kurz in das Jahr 1961: Wie hat damals alles angefangen?
S. Schmersal: Gegründet hat das Unternehmen Gerhard Sölken, ein begabter Konstrukteur aus der Region. Zusammen mit Friedhelm Rose hat er damals ein selbstständiges Produktprogramm von Gehäusen und Schaltgeräten entwickelt - Schwerpunkt war die Automatisierung im Maschinen- und Anlagenbau. Der Name steute leitet sich von Steuerungstechnik ab. 1970 trennte man sich, es entstand die Firma Rose Gehäusetechnik, und Gerhard Sölken machte mit der Schaltgerätetechnik unter dem Namen „steute" weiter.
Wer waren die ersten Kunden?
S. Schmersal: Die fand man in der hier in Ostwestfalen sehr starken Holzverarbeitungsindustrie. Der Seilzug-Notschalter zum Personenschutz im Umgang mit den Maschinen dort war eines der ersten Produkte - solche Schaltgeräte zur Unfall- und Verletzungsvermeidung kamen damals auf. Dazu kam unser großes Sortiment an Fußschaltern für die Bedienung der Maschinen.
Dann kam die Firma Schmersal ins Spiel?
S. Schmersal: Das ist richtig. Gerhard Sölken entwickelte das Unternehmen und seine Produkte weiter bis 1994. Weil er damals keinen Nachfolger innerhalb seiner Familie fand, entschloss er sich zum Verkauf. Gleichzeitig entschied er sich gegen die Übernahme durch einen der zu dieser Zeit sehr aktiven Finanzinvestoren, deren Modell darin bestand, Industrieunternehmen aufzukaufen, zusammenzuführen und an die Börse zu bringen. Herr Sölken wollte seine Firma viel mehr unternehmerisch weiterentwickeln - vor diesem Hintergrund war die Übernahme durch Schmersal für ihn ein gangbarer Weg. Die Firma Schmersal war ihrerseits sehr am Ausbau von Produkten wie Sicherheitsschalter, Seilzug-Notschalter, Fußschalter und Ex-Schalter interessiert, übernahm steute und ergänzte in der Folge das Produktprogramm der Schmersal-Gruppe.
Was änderte sich dadurch für das Unternehmen?
S. Schmersal: Wichtig war, dass steute mit seinem eigenen Profil erhalten blieb. Die Übernahme wurde allerdings auch intern erst Anfang 1995 publik gemacht. In dieser Übergangszeit hat Schmersal erst einmal Ablehnung erfahren, teils weil manche befürchteten, der branchenbekannte Wettbewerber würde alles verlagern. Das war aber nicht die Idee - vielmehr sollte jedes damals von Schmersal übernommene Unternehmen sich entsprechend seiner jeweiligen Kernkompetenz vor Ort weiterentwickeln. Um das zu transportieren, bedurfte es eines integrativen Charakters wie den von Klaus Obstfeld.
2003 wurde steute wieder selbstständig?
S. Schmersal: Ja, steute wurde aus der Schmersal-Gruppe herausgelöst, ich selbst wurde geschäftsführender Gesellschafter. Strategischer Hintergrund dessen war die mit starkem Wachstum verbundene zunehmende Spezialisierung auf anspruchsvolle Anwendungsfelder.
M. Stanesby: Die Entwicklung in der Kunststofftechnik war sehr wichtig: Kunststoffteile sind heute teilweise robuster als Metallteile, außerdem freier gestaltbar bei den Formen und Oberflächen - hier hilft uns das große technische Know-how aus unserer Region. Auch bei Aspekten wie Ergonomie, Reinigungsfreundlichkeit und Schutz vor äußeren Einflüssen sind erhebliche Fortschritte gemacht worden. Beim Explosionsschutz wurden die Anforderungen durch die Verschärfung der europäischen Atex-Richtlinie anspruchsvoller. Bei unseren Produkten ist der Anteil an Elektronik-Komponenten und Software für die Datenübertragung viel komplexer geworden. Funk spielt auch eine immer bedeutendere Rolle. Wir haben bei steute in den vergangenen Jahrzehnten ein erhebliches Know-how in der Entwicklung elektrotechnischer Komponenten erworben.
Sie haben vor kurzem Ihre Geschäftsbereiche neu definiert: Es gibt eine klare Aufteilung der Segmente „Wireless", „Automation", „Extreme" sowie „Meditec". Wie hat sich die neue Aufstellung bei Ihren Kunden bewährt?
M. Stanesby: Die Reaktionen lagen weit über unseren Erwartungen, besonders im Bereich „Wireless" und „Extreme". Dass Wireless-Schalter auch für Industrieanwendungen geeignet sind, ist vielen Kunden neu. Extreme beschränkt sich nicht nur auf das Thema Explosionsschutz, sondern auch auf extreme Umgebungsbedingungen wie Kälte, hohe Temperaturen, Oberflächen-Resistenzen oder Seewasserbeständigkeit, was etwa beim Einsatz auf Ölplattformen relevant ist. Dadurch haben sich für uns viele Türen geöffnet, was wiederum zu vielen Anfragen führte. Unsere Partner haben unser visuell-verständliches Baukastensystem sofort verstanden - und es wird von unseren Mitarbeitern getragen und gelebt, vom Entwickler bis zum Vertrieb.
Welche Produktsegmente sind für Sie heute die wichtigsten?
M. Stanesby: Sehr wichtig ist für uns heute zum einen die Medizintechnik, die inzwischen ca. die Hälfte unseres Gesamtumsatzes ausmacht. Die anderen Bereiche innerhalb der Industrieautomation, also Wireless, Extreme und Automation verteilen sich etwa gleichmäßig, wachsen aber überdurchschnittlich. Die Schlüsseltechnologie Funk ist in allen Produktbereichen vorhanden.
Geben Sie uns zum Abschluss noch eine kleine Vorschau auf die Zukunft?
S. Schmersal: Wir wollen wie bisher weiter wachsen - durchaus in großen Schritten, aber ohne uns dabei zu verheben. Dabei haben wir immer unsere technologische Entwicklung, die Qualitätsentwicklung und die Produktionsverbesserung im Auge. Wir folgen bei all dem einer klaren Leitlinie: Wir bleiben bei den Elektrokomponenten und werden sie weiter verfeinern. Starke Wachstumsmöglichkeiten sehen wir in China und benachbarten asiatischen Ländern. Auch Südamerika entwickelt sich stark. Was das Produktspektrum betrifft, geht es in Zukunft verstärkt um Gebäudeautomation, außerdem wird viel auf dem Gebiet Grüne Technologie und Umwelttechnologie geschehen. Hier kommen unsere energiearmen Funktechnologien richtig zur Geltung. (pe)
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