Schutzpanzer für fragile Lichtkuppeln
Ultraschall-Messgerät misst Dicke von Flüssigkunststoff
Lichtkuppeln aus Kunststoff werden häufig für die architektonische Gestaltung von Dächern genutzt. Nachteil: Die meisten Konstruktionen sind nicht durchsturzsicher. Das Unternehmen Kemper System sorgt nun mit einer speziellen Beschichtung für mehr Stabilität der Lichtkuppeln. Dass die Beschichtung entsprechend den Vorgaben des Herstellers verarbeitet wurde, kann mit einem Ultraschalldickenmesser nachgewiesen werden.
Wenn Feuerwehrleute auf den Flachdächern von Supermärkten, Lagerhallen oder Industriebauten aus Sicherheitsgründen Schneelasten beseitigen müssen, kommt es immer wieder zu Stürzen durch Lichtkuppeln, die im Schnee nicht sichtbar sind. Auch Dachdecker und Hausmeister sind gefährdet. Um folgenschwere Unfälle zu vermeiden, werden Lichtkuppeln bislang mit Geländern, Aufsetzpyramiden oder darunter befestigten Netzen oder Gittern ausgestattet. Doch das stellt nicht die perfekte Lösung dar.
Kemper System aus dem hessischen Vellmar hatte mit dieser Thematik bis vor einigen Jahren wenig zu tun. Als Hersteller der Flüssigabdichtung Kemperol ist das Unternehmen unter anderem auf die Abdichtung von Flachdächern spezialisiert. Mit der Marke Coelan stellt das Unternehmen zudem hoch belastbare Beschichtungen auf Polyurethanbasis her, die beispielsweise zum Schutz von Balkonen und Terrassen, Holzbooten sowie Holz- und Glasfassaden eingesetzt werden. So entstand die Idee, Lichtkuppeln aus Kunststoff nachträglich mit einer transparenten Beschichtung auf Polyurethanbasis zu versehen, die einen flexiblen Schutzpanzer bildet und das Zerbrechen der Kuppel verhindert. Das entsprechende Produkt - Kemperol Fallstop - ist nach Vorgaben der Berufsgenossenschaft geprüft. Seit Anfang 2013 ist das Produkt auf dem Markt und wird bei Betreibern von Gewerbebauten eingesetzt. Während Kemper System als Hersteller das nötige Material liefert, setzt das Dachdeckerhandwerk die Beschichtung in der Praxis ein.
Präzise Schichtdicken-Ermittlung erforderlich
Damit eine Lichtkuppel durchsturzsicher wird, muss diese mit mindestens 1,6 kg/m² Kemperol Fallstop gleichmäßig beschichtet werden. Denn die einheitliche Schichtstärke bringt letztendlich erst die Sicherheit. Diese Anforderung wurde für die Produktentwickler von Kemper System zu einer besonderen Herausforderung. „Wir arbeiten hier mit einer transparenten Beschichtung auf gewölbten Untergründen", erklärt Björn Terhart, Produktmanager bei Kemper System. „Diese Untergründe zwingen uns dazu, mit vier Arbeitsgängen und in Abhängigkeit von den Witterungsbedingungen mit einer Trockenzeit von jeweils rund vier Stunden zu arbeiten, da es nicht möglich ist, das nötige Material in einem Arbeitsgang gleichmäßig aufzubringen." Wie bei jedem Flüssigkunststoff kann der vorgeschriebene Materialverbrauch pro Arbeitsgang genau abgewogen werden. Zusätzlich bietet Kemper System den Kempertec-V4A-Messkamm an, mit dem man die Schichtstärke der noch flüssigen Beschichtung kontrollieren kann. Beides hilft aber nur im Moment der Verarbeitung.
Im ausgehärteten Zustand kann man die Anzahl der Schichten sowie den Materialverbrauch nicht mehr unterscheiden. Für eine präzise und zerstörungsfreie Ermittlung der Schichtstärke kommt dann nur die Ultraschall-Messtechnik in Frage. Sie bietet die Möglichkeit, die Schichtstärke von ausgehärteten Beschichtungen auch Jahre später noch genau zu bestimmen. „Für uns war es selbstverständlich, dass wir neben den Kontrollmöglichkeiten während der Verarbeitung für dieses System auch eine Möglichkeit der nachträglichen Prüfung empfehlen", erklärt Björn Terhart. „Wir haben in umfangreichen Prüfungen nachgewiesen, was Kemperol Fallstop kann und geben bis zu zehn Jahren Gewährleistung auf diese Materialeigenschaften, wenn die von uns vorgeschriebene Schichtstärke eingehalten wird."
Thru-Coat und Echo-Echo-Messung brachte die Lösung
Laut BjörnTerhart gestaltete es sich nicht einfach, ein passendes Messgerät für diese Aufgabe ausfindig zu machen. „Wir haben von unterschiedlichen Geräteanbietern Materialproben untersuchen lassen, aber meist scheiterte es daran, dass eine Unterscheidung zwischen Untergrund und Beschichtung nicht möglich war." Genau das ist bei Kemperol Fallstop aber unabdingbar. Fündig wurden die Kemper-Entwickler bei Olympus, deren Ultraschalldickenmesser 38DLPlus, ausgestattet mit einem M202-Vorlaufstreckenmesskopf, sich für die Aufgabenstellung als geeignet herausstellte. „Bevor die Beschichtung aufgetragen wird, ist es lediglich erforderlich, die unbehandelte Kuppel zu vermessen und daraus einen Nullwert zu ermitteln", so Björn Terhart. Mit dem 38DLPlus in der einen und dem Messkopf in der anderen Hand lässt sich die Beschichtungsstärke dann später in wenigen Sekunden feststellen.
Standardmäßig ist das Gerät bereits neben vielen anderen Messmöglichkeiten mit den Funktionen Thru-Coat und Echo-Echo-Messung zur Messung beschichteter oder lackierter Oberflächen ausgestattet. Über eine Software-Funktion können gleichzeitig bis zu vier Lagen einer Beschichtung auf demselben Werkstück gemessen werden. Das abgedichtete Gehäuse des 38DLPlus entspricht der Schutzart IP67. Damit ist es unter allen erdenklichen Umgebungsbedingungen einsetzbar - auch bei Wind und Wetter. Um rauen Umgebungsbedingungen standzuhalten, besitzt das Messgerät einen Vollgummimantel, der es auch bei Sturz und Fall schützt. Das 814 g leichte Gerät ist nach MIL-STD 810F stoß- und vibrationsgeprüft. „Das Gerät lässt sich leicht bedienen. Es hat sich aus unserer Sicht rundum bewährt, und wir empfehlen es auch unseren Kunden, die die Lichtkuppel-Beschichtungen vornehmen", konstatiert Björn Terhart.