Schaeffler stellt Zwischenbericht für 2020 vor
10.11.2020 -
Schaeffler hat heute seinen Zwischenbericht für die ersten neun Monate 2020 vorgelegt. In diesem Zeitraum erzielte die Schaeffler Gruppe einen Umsatz in Höhe von 8.971 Millionen Euro (Vorjahr: 10.839 Millionen Euro). Währungsbereinigt ging der Umsatz in diesem Zeitraum insbesondere als Folge des Nachfragerückgangs im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie deutlich um 15,4 Prozent zurück, im dritten Quartal verbesserte sich die Nachfrage insbesondere durch eine Belebung in den beiden Automotive-Sparten, so dass der Rückgang im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres nur noch 2,6 Prozent betrug. Maßgeblich für den Umsatzrückgang im Berichtszeitraum war die volumenbedingt rückläufige Umsatzentwicklung in allen drei Sparten. Die vier Regionen waren unterschiedlich von der Pandemie betroffen. Die Region Greater China konnte aufgrund der im zweiten Quartal in der Region einsetzenden Erholung im Berichtszeitraum auf währungsbereinigter Basis ein Umsatzwachstum von 8,1 Prozent aufweisen, im dritten Quartal lag der Zuwachs gegenüber dem Vorjahresquartal bei 16,5 Prozent. Die übrigen drei Regionen wiesen in den ersten neun Monaten währungsbereinigt jeweils einen deutlichen Umsatzrückgang auf. Dieser betrug in der Region Europa 22,6 Prozent, in Americas 18,4 Prozent und in Asien/Pazifik 19,3 Prozent.
Die Schaeffler Gruppe erzielte in den ersten neun Monaten ein EBIT vor Sondereffekten in Höhe von 385 Millionen Euro, was deutlich unter dem Wert des Vorjahres lag (883 Millionen Euro). Dies entspricht einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 4,3 Prozent (Vorjahr: 8,1 Prozent).
Das EBIT im Berichtszeitraum war durch Sondereffekte in Höhe von 798 Millionen Euro belastet (Vorjahr: 88 Millionen Euro). Hierin enthalten war eine im ersten Quartal vorgenommene Wertminderung des der Sparte Automotive Technologies zugeordneten Geschäfts- oder Firmenwertes um 249 Millionen Euro. Zudem umfassen die Sondereffekte Aufwendungen in Höhe von 549 Millionen Euro für die Ausweitung der Programme RACE (Sparte Automotive Technologies), GRIP (Sparte Automotive Aftermarket) und FIT (Sparte Industrie), insbesondere im Zusammenhang mit dem im September kommunizierten Abbau von Arbeitsplätzen zur Anpassung von strukturellen Überkapazitäten. Mit diesen Sondereffekten betrug das EBIT minus 413 Millionen Euro (Vorjahr: plus 795 Millionen Euro).
Starkes Q3 führt zu ausgeglichenem operativem Ergebnis bei Automotive Technologies
Die Sparte Automotive Technologies erzielte in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 Umsatzerlöse in Höhe von 5.429 Millionen Euro (Vorjahr: 6.772 Millionen Euro). Währungsbereinigt ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr vor allem volumenbedingt deutlich um 18,2 Prozent zurück. Nach einem Einbruch der globalen Automobilproduktion im ersten Halbjahr als Folge der Coronavirus-Pandemie wies das dritte Quartal eine deutliche Belebung der Nachfrage insbesondere in den Regionen Greater China und Americas auf. Im Berichtszeitraum ging die globale Automobilproduktion um 23 Prozent zurück, so dass die Outperformance der Sparte Automotive Technologies im gleichen Zeitraum bei rund 5 Prozentpunkten lag.
Der deutliche Umsatzrückgang während der ersten neun Monate 2020 betraf mit Ausnahme der Region Greater China alle Regionen. In der Region Europa sank der Umsatz währungsbereinigt um 27,7 Prozent. Die Region Americas verzeichnete währungsbereinigt ein Umsatzminus in Höhe von 20,7 Prozent, und in Asien/Pazifik betrug der Rückgang 20,1 Prozent. In der Region Greater China konnte der Umsatz auf währungsbereinigter Basis um 4,1 Prozent gesteigert werden. Nach einem leichten Umsatzrückgang im ersten Halbjahr um währungsbereinigt 2,2 Prozent, nahm hier der Umsatz im dritten Quartal aufgrund einer deutlichen Belebung der Nachfrage um währungsbereinigt 14,2 Prozent zu.
Innerhalb der vier Unternehmensbereiche (UB), die alle Umsatzrückgänge verzeichneten, konnten die Produktgruppen nasse Doppelkupplungen, vor allem getrieben durch die starke Nachfrage in Greater China, und elektrische Achsantriebe in Europa (beide UB E-Mobilität) ihre Umsatzerlöse steigern.
In den ersten neun Monaten wurde ein ausgeglichenes EBIT vor Sondereffekten in Höhe von 0 Millionen Euro (Vorjahr: 379 Millionen Euro) erzielt. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten lag damit im selben Zeitraum bei 0 Prozent und somit deutlich unter dem Vorjahreswert von 5,6 Prozent.
Automotive Aftermarket minus 9,7 Prozent, EBIT-Marge 15,7 Prozent
Die Sparte Automotive Aftermarket verzeichnete während der ersten neun Monate des Jahres 2020 mit einem Umsatz von 1.203 Millionen Euro (Vorjahr: 1.386 Millionen Euro) volumenbedingt einen Umsatzrückgang um währungsbereinigt 9,7 Prozent. Nachdem im ersten Halbjahr der Umsatz vor allem infolge der Coronavirus-Pandemie währungsbereinigt noch um 14,8 Prozent zurückgegangen war, lag der Umsatz im dritten Quartal nur geringfügig unter dem Vorjahresniveau (währungsbereinigt minus 0,2 Prozent).
Der Umsatzrückgang in der Region Europa betrug auf währungsbereinigter Basis 9,7 Prozent, in der Region Americas 9,1 Prozent, in der Region Greater China 8,0 Prozent und in Asien/Pazifik 17,8 Prozent. In den Regionen Europa, Americas und Asien/Pazifik zeigten sich im dritten Quartal deutliche Erholungstendenzen, die vor allem auf das Independent-Aftermarket-Geschäft zurückzuführen waren. In Greater China setzte sich die zu Beginn des zweiten Quartals begonnene Erholung auch im dritten Quartal fort.
Auf Basis der zuvor skizzierten Umsatzentwicklung betrug das EBIT vor Sondereffekten im Berichtszeitraum 189 Millionen Euro (Vorjahr: 228 Millionen Euro). Dies entspricht einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 15,7 Prozent (Vorjahr: 16,4 Prozent).
Sparte Industrie minus 11,3 Prozent, anhaltendes Wachstum in Greater China im Windgeschäft
Die Sparte Industrie erzielte in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 Umsatzerlöse in Höhe von 2.338 Millionen Euro (Vorjahr: 2.681 Millionen Euro). Währungsbereinigt lag der Umsatzrückgang volumenbedingt insbesondere als Folge der Coronavirus-Pandemie bei 11,3 Prozent. Die Nachfrage im dritten Quartal zeigte sich gegenüber dem ersten Halbjahr etwas robuster. Im Berichtszeitraum haben die Regionen Europa, Americas und Asien/Pazifik krisenbedingt eine deutlich negative Geschäftsentwicklung verzeichnet. Eine zweistellige Wachstumsrate konnte hingegen die Region Greater China vorweisen, in der insbesondere die Sektorcluster Wind und Power Transmission weiterhin ein deutliches Wachstum aufwiesen.
Das Umsatzwachstum lag in der Region Greater China auf währungsbereinigter Basis bei 20,2 Prozent, während die Umsatzentwicklung in den Regionen Europa mit 21,5 Prozent, Americas mit 15,5 Prozent und Asien/Pazifik mit 17,5 Prozent deutlich rückläufig war.
Die Sparte Industrie erzielte in den ersten neun Monaten ein EBIT vor Sondereffekten in Höhe von 195 Millionen Euro (Vorjahr: 277 Millionen Euro), was einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 8,4 Prozent entspricht (Vorjahr: 10,3 Prozent).
Free Cash Flow über Vorjahr
Das den Anteilseignern zuzurechnende Konzernergebnis vor Sondereffekten ging in den ersten neun Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 139 Millionen Euro zurück (Vorjahr: 547 Millionen Euro). Das Konzernergebnis betrug minus 525 Millionen Euro (Vorjahr: 485 Millionen Euro). Das Ergebnis je Vorzugsaktie belief sich damit auf minus 0,78 Euro (Vorjahr: 0,73 Euro).
Der Free Cash Flow vor Ein- und Auszahlungen für M&A-Aktivitäten betrug in den ersten neun Monaten 185 Millionen Euro und lag somit über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (133 Millionen Euro). Im Berichtszeitraum lagen die Investitionsauszahlungen (Capex) für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte mit 481 Millionen Euro deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (823 Millionen Euro), was einer Investitionsquote bezogen auf den Umsatz in Höhe von 5,4 Prozent (Vorjahr: 7,6 Prozent) entspricht.
Dr. Klaus Patzak, Finanzvorstand der Schaeffler AG, sagte: „Im dritten Quartal hat die Schaeffler Gruppe mit 333 Millionen Euro einen starken Free Cash Flow erzielt. Bezogen auf den Berichtszeitraum liegt der Wert mit 185 Millionen Euro über dem Wert des Vorjahrs. Neben der Belebung der Geschäftsaktivität wirken sich die bereits im Vorjahr initiierten Steuerungsmaßnahmen zur Verbesserung des Free Cash Flow, insbesondere die Fokussierung von Investitionen und die Optimierung des Working Capital, positiv aus.“
Die Netto-Finanzschulden erhöhten sich zum 30. September 2020 auf 2.688 Millionen Euro (31. Dezember 2019: 2.526 Millionen Euro). Das Gearing-Ratio, also das Verhältnis von Netto-Finanzschulden zu Eigenkapital, stieg deutlich auf 169,9 Prozent an (31. Dezember 2019: 86,6 Prozent). Der Verschuldungsgrad vor Sondereffekten liegt per Ende September 2020 bei 1,6x (31. Dezember 2019: 1,2x).
Die Schaeffler Gruppe wies per 30. September 2020 eine verfügbare Liquiditätsposition in Höhe von 2.771 Millionen Euro aus, was rund 22 Prozent vom Umsatz der letzten zwölf Monate entspricht.
Der Konzern beschäftigte zum 30. September 2020 83.711 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (31. Dezember 2019: 87.748), was einem Rückgang der Beschäftigtenzahl im Berichtszeitraum um 4,6 Prozent oder 4.037 Stellen entspricht.
Transformation beschleunigt, Prognose für Geschäftsjahr 2020 aufgestellt
Die im Frühjahr 2019 in den drei Sparten initiierten Programme RACE (Automotive Technologies), GRIP (Automotive Aftermarket) und FIT (Industrie) zeigen die beabsichtigte Wirkung. Die in diesem Kontext initiierten Struktur- und Effizienzmaßnahmen wirkten sich positiv auf die Umsatzkosten aus. Zudem wurden im Berichtszeitraum Maßnahmen ein- und fortgeführt, mit denen die finanziellen Effekte infolge der Coronavirus-Pandemie ausgeglichen werden. Dazu gehören die Einführung und Ausweitung von Kurzarbeit, der Abbau von Zeitkonten, Einstellungsstopps und temporäre Werkschließungen. Bereits im ersten Quartal wurde das Freiwilligenprogramm von 1.300 auf 1.900 abzubauende Stellen ausgeweitet.
Im September hat die Schaeffler Gruppe ein umfassendes Maßnahmenpaket kommuniziert, in dem strukturelle Anpassungen in Europa mit dem Schwerpunkt Deutschland definiert werden und in dessen Rahmen 4.400 Stellen abgebaut werden sollen. Neben der Reduktion von strukturellen Überkapazitäten und der Konsolidierung von Standorten zielt das Maßnahmenpaket auch auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und den Ausbau lokaler Kompetenzen.
Der Vorstand der Schaeffler AG hat sich am 9. November 2020 auf Basis der aktuellen Informationen zum Geschäftsverlauf im vierten Quartal auf eine neue Prognose für das Geschäftsjahr 2020 verständigt. Am 24. März 2020 hatte der Vorstand die am 10. März 2020 veröffentlichte Prognose ausgesetzt und war zuletzt wegen der außergewöhnlichen Unsicherheit im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie von Geschäftszahlen jeweils unterhalb der Vorjahreswerte ausgegangen.
Die neue Prognose basiert auf der Annahme, dass die Erholung der für die Schaeffler Gruppe relevanten Absatzmärkte im vierten Quartal 2020 weiter anhält und es insbesondere infolge der Coronavirus-Pandemie nicht erneut zu wesentlichen negativen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung kommt. Gleichwohl ist das Umfeld weiterhin von Volatilität und Unsicherheit geprägt.
Die Schaeffler Gruppe rechnet für das Gesamtjahr 2020 mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von -13 bis -11,5 Prozent. Zugleich geht das Unternehmen für das Gesamtjahr 2020 davon aus, eine EBIT-Marge vor Sondereffekten in Höhe von 4,5 bis 5,5 Prozent zu erzielen. Für das Jahr 2020 erwartet die Schaeffler Gruppe zudem einen Free Cash Flow vor Ein- und Auszahlungen für M&A-Aktivitäten zwischen 500 und 600 Millionen Euro.
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