Schaeffler im 1. Quartal 2020 mit robustem Ergebnis und starkem Free Cash Flow
06.05.2020 -
Der weltweit tätige Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler hat heute seinen Zwischenbericht für die ersten drei Monate des Jahres 2020 vorgelegt. Im Berichtszeitraum liegt der Umsatz der Schaeffler Gruppe bei 3.282 Millionen Euro (Vorjahr: 3.622 Millionen Euro). Währungsbereinigt gingen die Umsatzerlöse in diesem Zeitraum vor allem volumenbedingt um 9,2 Prozent zurück. Die Umsatzerlöse waren im ersten Quartal in allen vier Regionen rückläufig. Der währungsbereinigte Rückgang betrug in der Region Greater China 11,2 Prozent, in Europa 10,4 Prozent, in Asien/Pazifik 9,3 Prozent und in der Region Americas 6 Prozent.
Die Schaeffler Gruppe erzielte in den ersten drei Monaten ein EBIT vor Sondereffekten in Höhe von 215 Millionen Euro (Vorjahr: 272 Millionen Euro). Dies entspricht einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 6,5 Prozent (Vorjahr: 7,5 Prozent). Die Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr resultierte insbesondere aus dem Rückgang der Bruttomarge. Der Rückgang der Marge ist maßgeblich bedingt durch volumenbedingt negative Fixkosteneffekte.
Das Ergebnis im Berichtszeitraum war durch Sondereffekte in Höhe von 302 Millionen Euro belastet (Vorjahr: 42 Millionen Euro). Hierin enthalten war eine Wertminderung des der Sparte Automotive OEM zugeordneten Geschäfts- oder Firmenwertes um 249 Millionen Euro, da die Coronavirus-Pandemie zu einer erhöhten Unsicherheit in Bezug auf den künftigen Geschäftsverlauf führt. Zudem umfassen die Sondereffekte Aufwendungen in Höhe von 53 Millionen Euro für die Ausweitung der Programme RACE und FIT, insbesondere im Zusammenhang mit dem Abbau von Arbeitsplätzen. Das EBIT betrug damit minus 88 Millionen Euro (Vorjahr: 230 Millionen Euro).
Umsatz Automotive OEM minus 12 Prozent, Q1-Outperformance 11 Prozentpunkte
Die Sparte Automotive OEM erzielte während der ersten drei Monate Umsatzerlöse in Höhe von 2.008 Millionen Euro (Vorjahr: 2.285 Millionen Euro). Währungsbereinigt ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr vor allem volumenbedingt um 12 Prozent zurück. Ursächlich für den Umsatzrückgang waren in erster Linie die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, die zu einer deutlichen Abschwächung der Nachfrage in der Automobilbranche und somit auch zu einem Nachfragerückgang in der Sparte Automotive OEM führte. Vorübergehende Produktionsstilllegungen wirkten sich im ersten Quartal erheblich auf die globale Automobilproduktion aus, die während der ersten drei Monate des Jahres 2020 um 23 Prozent zurückging. Auf dieser Basis lag die Outperformance der Sparte Automotive OEM bei deutlichen 11 Prozentpunkten.
In Folge der Coronavirus-Krise gingen in allen vier Regionen die Umsatzerlöse zurück. In der Region Europa sank der Umsatz währungsbereinigt um 13,5 Prozent. Die Region Americas verzeichnete währungsbereinigt ein Umsatzminus in Höhe von 5,2 Prozent. In der Region Greater China betrug der Umsatzrückgang auf währungsbereinigter Basis 22,8 Prozent. In der Region Asien/Pazifik ging der Umsatz währungsbereinigt um 7,3 Prozent zurück.
In den ersten drei Monaten wurde ein EBIT vor Sondereffekten in Höhe von 50 Millionen Euro (Vorjahr: 113 Millionen Euro) erzielt. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten lag damit im selben Zeitraum bei 2,5 Prozent und somit deutlich unter dem Vorjahreswert von 4,9 Prozent. Maßgeblich für den Rückgang war der Rückgang der Bruttomarge aufgrund von volumenbedingt negativen Fixkosteneffekten.
Umsatz Automotive Aftermarket plus 1,5 Prozent, EBIT-Marge 17,1 Prozent (bereinigt)
Die Sparte Automotive Aftermarket verzeichnete im Berichtszeitraum mit einem Umsatz in Höhe von 446 Millionen Euro (Vorjahr: 443 Millionen Euro) einen währungsbereinigten Anstieg um 1,5 Prozent, was auf die deutliche Umsatzsteigerung in der mit Abstand umsatzstärksten Region Europa zurückzuführen war. Die positive Umsatzentwicklung in Europa war stärker als der Umsatzrückgang in den anderen drei Regionen. Das Umsatzplus in Europa, das vor allem auf die gute Entwicklung des Independent-Aftermarket-Geschäfts (IAM) in der Subregion Zentral- und Osteuropa zurückzuführen war, betrug auf währungsbereinigter Basis 5,6 Prozent. In der Subregion Westeuropa wurde das IAM-Geschäft durch Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus deutlich geschwächt. Dem Umsatzanstieg in Europa stand ein Umsatzrückgang in der Region Americas um 4,7 Prozent gegenüber, maßgeblich bedingt durch die negative Umsatzentwicklung des IAM-Geschäfts in der Subregion Südamerika. Positiv entwickelte sich im Berichtszeitraum hingegen das OES-Geschäft (Original Equipment Service) in den USA, das aufgrund von Bedarfsanstiegen einen deutlichen Umsatzanstieg erzielte. In der Region Greater China sanken die Umsatzerlöse währungsbereinigt deutlich um 24,9 Prozent, während die Umsatzerlöse in der Region Asien/Pazifik um 9,9 Prozent zurückgingen.
Auf dieser Basis betrug das EBIT vor Sondereffekten 76 Millionen Euro (Vorjahr: 69 Millionen Euro). Dies entspricht einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 17,1 Prozent (Vorjahr: 15,5 Prozent). Die Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr ist dabei im Wesentlichen auf den Anstieg der Bruttomarge sowie die verbesserte Kostenstruktur der Funktionsbereiche zurückzuführen. Die Bruttomarge stieg aufgrund des gestiegenen Umsatzvolumens und profitierte von einem veränderten Produktmix.
Umsatz Sparte Industrie minus 7,5 Prozent, EBIT-Marge 10,7 Prozent (bereinigt)
Die Sparte Industrie erzielte im ersten Quartal in einem herausfordernden Marktumfeld Umsatzerlöse in Höhe von 828 Millionen Euro (Vorjahr: 893 Millionen Euro). Währungsbereinigt lag der Umsatzrückgang bei 7,5 Prozent. Während der ersten drei Monate des Jahres 2020 haben insbesondere die Regionen Europa, Americas und Asien/Pazifik krisenbedingt eine deutlich negative Geschäftsentwicklung verzeichnet. Eine zweistellige Wachstumsrate konnte hingegen die Region Greater China vorweisen, in der insbesondere das Sektorcluster Wind deutliches Wachstum aufzeigte. Auch die Sektorcluster Power Transmission und Raw Materials trugen zum Wachstum bei. Das Umsatzwachstum lag in der Region auf währungsbereinigter Basis bei 21,4 Prozent, während die Umsatzentwicklung in den Regionen Europa mit minus 15 Prozent, Asien/Pazifik mit minus 14,1 Prozent und Americas mit minus 9,5 Prozent rückläufig war.
Die Sparte Industrie erzielte in den ersten drei Monaten ein EBIT vor Sondereffekten in Höhe von rund 88 Millionen Euro (Vorjahr: 90 Millionen Euro), was einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 10,7 Prozent entspricht (Vorjahr: 10,1 Prozent). Die positive Margenentwicklung profitierte unter anderem von der stabilen Bruttomarge. Hierbei konnten volumenbedingt negative Fixkosteneffekte unter anderem durch positive Verkaufspreiseffekte kompensiert werden.
Starker Free Cash Flow vor Ein- und Auszahlungen für M&A-Aktivitäten
Das den Anteilseignern zuzurechnende Konzernergebnis vor Sondereffekten ging in den ersten drei Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich auf 103 Millionen Euro zurück (Vorjahr: 169 Millionen Euro). Das Konzernergebnis betrug minus 184 Millionen Euro (Vorjahr: 137 Millionen Euro). Das Ergebnis je Vorzugsaktie belief sich damit auf minus 0,27 Euro (Vorjahr: 0,21 Euro).
Der Free Cash Flow vor Ein- und Auszahlungen für M&A-Aktivitäten betrug im ersten Quartal 137 Millionen und lag somit deutlich über dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs (minus 235 Millionen Euro). In den ersten drei Monaten lagen die Investitionsauszahlungen (Capex) für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte mit 164 Millionen Euro deutlich unter dem Niveau des Vorjahrs (373 Millionen Euro), was einer Investitionsquote bezogen auf den Umsatz in Höhe von 5,0 Prozent (Vorjahr: 10,3 Prozent) entspricht.
Die Netto-Finanzschulden reduzierten sich zum 31. März 2020 auf 2.414 Millionen Euro. Das Gearing-Ratio, also das Verhältnis von Netto-Finanzschulden zu Eigenkapital, stieg leicht auf 93,8 Prozent an (31. Dezember 2019: 86,6 Prozent). Der Verschuldungsgrad liegt per Ende März unverändert bei 1,2x (Ende Dezember 2019: 1,2x).
Der Konzern beschäftigte zum Stichtag 86.548 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (31. Dezember 2019: 87.748), was einem Rückgang um 1,4 Prozent entspricht.
Gute Liquiditätsposition, Gegenmaßnahmen und Bilanzqualität stärken Krisenabwehr
Die Wertminderung des Geschäfts- oder Firmenwertes in der Sparte Automotive OEM führt zu einer Verringerung von weiteren Wertminderungsrisiken in der Bilanz. Mit einer konservativen Bewertung reagiert die Schaeffler Gruppe auf die infolge der Coronavirus-Pandemie erhöhte Unsicherheit der zukünftigen Geschäftsentwicklung der Sparte und erhöht somit die Bilanzqualität.
Zudem wurden im Berichtszeitraum Maßnahmen fortgeführt oder initiiert, mit denen die Kosten der Schaeffler Gruppe auch als Reaktion auf die Coronavirus-Krise weiter gesenkt wurden, wie zum Beispiel die Einführung von Kurzarbeit, den Abbau von Urlaubstagen und Zeitkonten, Einstellungsstopps, die Einschränkung von Messeauftritten, die Kürzung des Marketing-Budgets und temporäre Werkschließungen. Zusätzlich wurde vom Vorstand beschlossen, die Anzahl der im Rahmen des Freiwilligenprogramms in Europa abzubauenden Stellen von 1.300 auf 1.900 zu erhöhen.
Mit der am 9. April 2020 kommunizierten Emission eines Grünen Schuldscheins im Volumen von zirka 350 Millionen Euro hat die Schaeffler Gruppe ferner ihre Liquiditätsposition weiter gestärkt. „Die Schaeffler Gruppe ist auf der Liquiditätsseite sehr komfortabel ausgestattet. Bereits Mitte Dezember 2019 haben wir die bestehende Revolving Credit Facility von 1,5 Milliarden Euro auf nun 1,8 Milliarden Euro erhöht und weitere neue bilaterale Kreditlinien in Höhe von insgesamt 200 Millionen Euro vereinbart. Die nächsten großen Fälligkeiten haben wir erst wieder 2022“, sagte Dietmar Heinrich, Finanzvorstand der Schaeffler AG.
Konkrete Prognose für 2020 derzeit weiterhin nicht möglich
Der Vorstand der Schaeffler AG hat am 24. März 2020 aufgrund der sich weltweit ausbreitenden Coronavirus-Pandemie und der daraus resultierenden Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung die am 10. März 2020 veröffentlichte Prognose für das Geschäftsjahr 2020 für die Schaeffler Gruppe und ihre Sparten ausgesetzt. Aus heutiger Sicht sind weder der weitere Verlauf der Pandemie noch die wirtschaftlichen Auswirkungen verlässlich abzuschätzen. Die Schaeffler Gruppe geht momentan davon aus, im Geschäftsjahr 2020 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum, eine EBIT-Marge vor Sondereffekten und einen Free Cash Flow vor Ein- und Auszahlungen für M&A-Aktivitäten unterhalb der jeweiligen Vorjahreswerte zu erzielen.
„Die Coronavirus-Pandemie stellt uns vor bislang ungekannte Herausforderungen. Das Ergebnis des ersten Quartals 2020 ist robust. Erfreulich ist besonders die positive Entwicklung des Free Cash Flow. Hier zahlt sich aus, dass wir bereits im letzten Jahr begonnen haben, unsere Investitionen und unser Working Capital proaktiv zu steuern. In Verbindung mit der komfortablen Liquiditätsposition und der guten Qualität unserer Bilanz sind wir zuversichtlich, dass wir die aktuelle Krise erfolgreich meistern. Das zweite Quartal wird schwierig. Die von uns aufgesetzten Gegensteuerungsmaßnahmen werden weiter konsequent umgesetzt“, sagte Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstands der Schaeffler AG.
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