XXX. Seit 2003 veranstaltet die Firma Ocean Tomo Auktionen von Patenten und anderen Schutzrechten an geistigem Eigentum. Forschungsergebnisse, die nicht mehr ganz ins Kerngeschäft passen, werden an andere weiterverkauft und helfen, Forschungsaufwendungen zu senken. Zwei Auktionen haben stattgefunden. Die letzte Auktion fand in New York statt. Etwa 400 Menschen sollen teilgenommen haben. Von 65 Losen, die 275 Patente enthielten, wurden 25 versteigert und erlösten 21,7 Mio $, plus zehn Prozent Prämie für Ocean Tomo.

Chemie, Medizin & Lifescience, Digital Media, Kommunikationstechnik, und auch musikalische Urheberrechte finden sich im Katalog. Dow Chemical bot beispielsweise Fungizid-Patente der Strobilurin- beziehungsweise Triazol-Klasse aus der 2001er Firmenübernahme von Rohm & Haas an. In beiden Verbindungsklassen gibt es 100 Mio. US-$ schwere Produkte. Der Auktionator eröffnete das Strobilurin-Fungizid bei 150.000,- $. In kurzer Zeit
wurde das Gebot auf 50.000 US-$ zurückgenommen, und stieg dann wiederüber Telefongebote auf 85.000 US-$. Doch das war Dow zu wenig: Das Los wurde zurückgenommen. Ocean Tomo verschwieg nicht, dass die Kosten zur Entwicklung dieser Patente bis zur Behördengenehmigung auf mehrere Millionen US-$ geschätzt werden. Dies mag den Ausschlag gegeben haben.

Nicht viel besser erging es Angeboten von Eastman Kodak. Doch was ging? IBM trennte sich für 16.500 US-$ vom Markennamen „Axielle". Ein Verfahren zum Aufspüren von illegal auf Aufnahme geschalteten Video-Kameras in Kinos bei Uraufführungen ging für 330.000 US-$ über den Tresen. Ein Verfahren zum Senden von Video on Demand per Überlandleitung brachte 990.000 US-$ ein, und eine Methode zum virtuellen Kleidereinkaufen sozusagen, bei der man einer 3D-Puppe mit den eigenen Körpermaßen das begehrte Kleidungsstück im Hyperspace anzieht, nach Herzenslust ziehen und zupfen kann, und hinterher soll alles auch genauso passen wie probiert, brachte über 300.000 US-$.

In die noch höheren Regionen kamen, man glaubt es kaum, Nutzrechte an bestimmten Schreibweisen der Yellow Pages in Kombination mit 800er Rufnummern. Zur Information: So ziemlich alle Kombinationen mit Kleinschrift, Großschrift, eingeschobene Spatie, mit/ohne Gedankenstrich
(en) sind alles eigene geistige Leistungen mit entsprechenden Schutzrechten. Ein Beispiel davon ist „1-800-Yellowpages". Nebst ein paar anderen
Kombinationen kam dies für eine Nutzungszeit von ein Jahr (sic!) auf 1.320.000 US-$! Das heißt, nach einem Jahr muss der Aufwand wieder in der
Kasse sein, und das scheint zu gehen. Aber nun zum Höhepunkt der Auktion, zu dem, was wirklich zählt in unserem modernen Leben.

Das Höchstgebot wurde von einem unbekannten Bieter für die Musikrechte an der Musik von Jimi Hendrix abgegeben. Die Rechte waren ihm 16.500.000 US-$ wert. Der afro-gelockte Künstler war einmal eine Kultfigur, keine Frage, aber ist er das heute noch? Sein Tod liegt über 30 Jahre zurück. Ich persönlich kann mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal Hendrix im Radio gehört habe. Das war „All along the Watchtower", getextet von Bob Dylan, nicht von Hendrix. Offensichtlich genügen aber die Gitarren-Akkorde von Herrn Hendrix für die Millionen-Börse. Welche Laufbahn soll man anhand dieser Ergebnisse seinen Kindern empfehlen? Ein mühseliges, technisches Studium oder doch besser Teilnahme an
„Deutschland sucht den Superstar"? www.oceantomo.com/auctions.html

Ihr Dr. Tec