Steckverbinder müssen sich - ähnlich wie andere Komponenten der Automation - individuell an die Einbausituation anpassen lassen. Ein offenes, modulares Steckverbindersystem erfüllt genau diese Forderung. Der ostwestfälische Hersteller Harting ergänzt seine modulare Baureihe kontinuierlich entsprechend dem Bedarf der Industrie. Jüngste Neuerung ist ein Modul für den stetig wachsenden Markt der optischen Datenübertragung, das die Integration von LC-LWL-Steckverbindungen erlaubt.

Sollen sensible Daten im industriellen Umfeld übertragen werden, sind Lichtwellenleiter (LWL) die richtige Wahl. Sie gewährleisten eine störsichere Übertragung und kennen keine EMV-Probleme wie bei einer kupferbasierten Datenübertragung üblich. In einem Han-Modular-Steckverbinder ist daher eine Verlegung von LWL-Infrastruktur neben der Leistungsversorgung möglich. Das LC-Modul von HARTING verringert zudem den für die LWL-Übertragung benötigten Platz, da es eine höhere Kontaktdichte aufweist als bisherige Lösungen für SC-Steckverbindungen. Bei gleichen Abmessungen lassen sich sechs statt vier Kontakte platzieren. Die LC-Modul-Kontakte eignen sich für Multimode-Fasern 50-62,5/125 µm und für Single-Mode-Fasern. Ein typischer Anwendungsbereich für das LC-Modul findet sich in der Datenübertragung in Maschinen und Anlagen.
Weiterhin ergänzt das Han-E-Schraubmodul, das fünf Han-E-Schraubkontakte enthält, das Portfolio. Es verfügt über ein verschiebbares Isolationselement, das beim Stecken automatisch die Öffnungen über den Schraubkontakten verschließt. Im geschlossenen Zustand sind die Kontakte berührsicher und spannungsfest. Das Isolationselement kann wieder geöffnet werden, um zum Beispiel Wartung und Spannungsmessung durchzuführen.
Die einfache Anschlusstechnik ermöglicht die Installation durch entsprechend geschultes Personal. Das Han-E-Schraubmodul eignet sich folglich vor allem für singuläre Projekte, bei denen die Anschaffung von Spezialwerkzeug zu aufwendig wäre, sowie für Installationen im Feld, bei denen nicht ständig Fachpersonal zur Verfügung stehen kann. Im Han-E-Schraubmodul können fünf Litzen mit Querschnitten von 0,5 mm² bis 2,5 mm² auf engem Raum befestigt werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Han-E-Steckverbindern ergibt das eine Platzersparnis von bis zu 40 Prozent. Auch starre Leitungen lassen sich anschließen.

Trend zu hybriden Steckverbindern und Standards

Seit den 1950er Jahren kombinieren Han-Industriesteckverbinder Gehäuse, Kontakteinsätze und Kontakte für eine effiziente Übertragung elektrischer Leistung. Als in den 1990er Jahren die ersten industriellen Ethernet-Netzwerke aufkamen und der Markt forderte, Übertragungsmöglichkeiten für unterschiedliche Medien - elektrische Leistung, Signale, Gase, Flüssigkeit - in einem Verbindungselement zu bündeln, entstand bei Harting die Idee zu einem modularen Steckverbinder-Programm. Das Ergebnis - Han-Modular - bietet aktuell 44 Module, aus denen sich anwendungsspezifisch Steckverbinder konfigurieren lassen. Von Harting entwickelte Halterahmen und Adapter ermöglichen die Anpassung an verschiedene Gehäusearten.
Der Grund für die steigende Nachfrage der Industrie nach hybriden Steckverbindungen ist die zunehmende Modularisierung der industriellen Produktion. Automatisierte Fertigungslinien benötigen für die Steuerung einen intensiven Austausch von Daten und Signalen. Die Steckverbinder der Reihe Han-Modular können dazu sowohl die nötige Leistung als auch optische und elektrische Signale sowie aufbereitete Druckluft (Han-Pneumatik-Modul) übertragen.
Modulare Steckverbinder lassen sich darüber hinaus platzsparend und kostenbewusst dimensionieren. Sie passen sich flexibel an die Einbausituation an und verringern so den Montage- und Wartungsaufwand. Zugleich wird die Bildung von Standards unterstützt.

Von Lichtwellenleiter-Übertragung über Bus-Technologien bis Abschirmung

Zum Programm von Han-Modular gehören Kontakte und Einsätze für Leistungen bis 200 A/1.000 V sowie Hochspannungsmodule für maximal 40 A/5.000 V und Signalmodule mit einer Packungsdichte von maximal 25 Kontakten pro Einzelmodul (4 bis 10 A/50 bis 250 V). Das Programm reicht von Ethernet-Kat 6A-Schnittstellen bis hin zu Modulen für die Single- und Multi-Mode-Lichtwellenleiter-Übertragung sowie verschiedene Bus-Technologien wie zum Beispiel Profibus.
Das Han-Modular-Portfolio ermöglicht die passende Adaption. Grenzen werden erreicht, wenn Kabelspezifikationen rein physikalisch keinen ausreichenden Verdrahtungsspielraum lassen. Solche Probleme lassen sich aber in der Regel durch eine sorgfältige Dimensionierung beheben. In manchen Fällen müssen Leistungs- und Signalübertragung besonders gegeneinander abgeschirmt werden. Harting bietet dafür das Han-Shielded-Modul an. Es dient der Übertragung hochsensitiver Spannungssignale, die keinen äußeren Einflüssen ausgesetzt sein dürfen.

Hybride Steckverbindungen

Der Trend geht zu immer kompakteren Lösungen, zur Miniaturisierung und Integration von Elektronik. Zugleich deckt die Steckverbinder-Reihe Han-Modular den Bedarf, vorhandene Verbindungsstrukturen für die Übertragung verschiedener Medien - hybrid - zu nutzen. Derzeit liegt das Verhältnis von Han-Steckverbindern, die hybrid genutzt werden, zu solchen, die nur für die Übertragung eines Mediums konfiguriert sind, bei 1:2. Eine Umkehrung dieses Verhältnisses - bei weiter wachsendem Gesamtmarkt - zeichnet sich ab.