Interview mit Wouter van Thor von Adimec
07.09.2011 -
Der niederländische Kamera-Hersteller Adimec wurde im Jahre 1992 gegründet. Heute hat das Unternehmen 70 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von etwa 15 Mio. € im Jahr. Mit dem Business Development Manager für Europa,Wouter van Thor, sprach Alexander Völkert von INSPECT.
Bitte beschreiben Sie uns Ihr Unternehmen und Ihre Funktion im Unternehmen.
W. VAN THOR: Adimec hat seinen Sitz in Eindhoven in den Niederlanden. Wir entwickeln und produzieren High-end Video-Kameras, die sich durch folgende starke Punkte auszeichnen: hohe Bildqualität, hohe Kamerageschwindigkeit und große Zuverlässigkeit und Robustheit. Die Kameras werden in komplexe Systeme eingebaut, bspw. Röntgengeräte und Instrumente für explorative Chirurgie, Ausrüstung von Militärflugzeugen, Anlagen zur Verkehrsüberwachung, Untersuchung von Mikrochips, und zur Überwachung von Fertigungsprozessen. Zielkunden sind führende OEMs, wichtige Produzenten von Spezialgeräten, mit denen Adimec langfristige Partnerschaften pflegt, um gemeinsam eine technologische Führungsposition zu erreichen. Heutige Kunden sind Philips in den Niederlanden, Toshiba und Sumitomo in Japan, Lockheed Martin und Raytheon in den USA. Das Operieren in drei verschiedenen Sektoren (Industrie, Medizin, Verteidigung) erlaubt eine erhöhte Innovationsgeschwindigkeit und verschafft dem Unternehmen Stabilität. Seit der Gründung im Jahr 1992 wuchs das Unternehmen jährlich um 25%. Wir haben über 70 Mitarbeiter und eigene Vertriebsbüros in den USA und in Japan. Ich selbst bin Business Development Manager des Adimec Business Office Europe, verantwortlich für die Pflege und Erweiterung des Kundenstamms in Europa, die Umsetzung der Umsatz-Wachstumsziele und für die Bereitstellung des erforderlichen technisch-wirtschaftlichen Supports.
Viele OEM-Kunden schätzen Adimec als Partner, wenn es um Kameratechnologie geht. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
W. VAN THOR: Wir versuchen, das Geschäft und die Anwendungen unserer Kunden durch gutes Zuhören zu verstehen. Danach überzeugen wir zuerst uns selbst, dass wir eine Lösung anbieten können, die sich von anderen Lösungen abhebt, die wirklich einen Wettbewerbsvorteil für den Kunden darstellt und zukünftige technologische Entwicklungen vorwegnimmt. Wir scheuen uns nicht, diese Überzeugung zu vertreten und unsere Kunden aufzufordern, ihre Wertvorstellungen in eingehenden technologischen Diskussionen zu präzisieren. Wir sind uns nicht immer von Anfang an einig, aber unterschiedliche Ansichten führen stets dazu, gemeinsam noch bessere Lösungen zu schaffen.
Sie sprechen von „Mehrwert" bei Ihren Kameras. Können Sie uns einige Beispiele dafür nennen?
W. VAN THOR: Natürlich, sehr gerne:
- Adimec ist ISO9001 zertifiziert und liefert zuverlässige Produkte mit einer konstant hohen Qualität. Spezifikationen ändern sich nicht mit der Zeit, so dass Kunden auf bestehende Prozesse vertrauen können, die sie mit der Integration unserer Kameras in ihre Systeme eingeführt haben. Wir sind besonders stark in der genauen Sensor-Positionierung, wodurch bei der Integration der Kameras notwendige Einstellungen minimiert werden. Alle unsere Kameras werden vor Auslieferung ausgiebig geprüft, so dass unsere Kunden auf eine Eingangs-Qualitätskontrolle verzichten können.
- Wir bieten Produktreihen an, die untereinander vollständig kompatibel sind (hinsichtlich Abmessungen und Schnittstelle) und einfache Upgrades bestehender Systeme ermöglichen.
- Medizinische Anwendungen sind sehr anspruchsvoll hinsichtlich Kanal-Anpassung, Linearität und Dynamikumfang. Firmware von Adimec erfüllt diese Anforderungen und stellt die Ergebnisse als Mehrwert für Anwendungen der maschinellen BV zur Verfügung.
- Bei Verteidigungs-Anwendungen sind Robustheit (unter extremen Temperaturen, Stößen, Vibrationen) und Zuverlässigkeit sehr wichtige Aspekte. Das Knowhow, das wir zum Erreichen der erforderlichen Robustheit und Zuverlässigkeit gewonnen haben, lässt sich für Produkte anderer Marktsektoren nutzen. Adimec verwendet dieselben Sensoren wie viele andere Kamera-Hersteller.
Wieso können Ihre Kameras besser sein?
W. VAN THOR: Indem wir versuchen, durch unsere proprietäre Embedded Software immer das Beste aus den Sensoren herauszuholen. Tatsächlich sind unsere Kameras oft in der Lage, die Spezifikationen der Sensoren hinsichtlich Rauschen, Kanal-Anpassung, Smear- Effekt, Entspiegelung usw. zu übertreffen. Dazu kommt noch, dass – während andere Megapixel CCD Kamera-Hersteller Bildfrequenzen von 30 Frames pro Sekunde erreichen – unsere Kameras 34 Frames pro Sekunde mit dem selben Sensor (1600 x 1200 Pixel) liefern. Dies gelingt dank unserer ausgeklügelten Firmware, die eine deutliche Durchsatz-Verbesserung für Anwendungen der maschinellen BV bietet.
Für Ihre Digitalkameras bieten Sie Camera-Link als Schnittstelle an. In welche Richtung geht die Entwicklung bei den Schnittstellen? Sehen Sie eine ernsthafte Konkurrenz zu CameraLink, womöglich Ethernet?
W. VAN THOR: Schnittstellen in unseren Zielmärkten entwickeln sich in Richtung:
- größere Bandbreite für größere Mengen an Bilddaten;
- dünnere, längere und flexiblere Kabel, kleinere Steckverbinder, für effizientere Nutzung des verfügbaren Raums.
Gigabit Ethernet könnte ein guter Kandidat für diese Anforderungen im Bereich mittlerer Geschwindigkeiten sein. Für professionelle High-Speed Anwendungen, die sehr hohe Geschwindigkeiten benötigen, scheint es keine Nachfolge- Schnittstelle zu geben. CameraLink bleibt die schnellste Schnittstelle. Adimec hängt jedoch nicht von CameraLink ab. Wir haben zu Schnittstellen eine neutrale Haltung, vorausgesetzt, sie sind Standard und werden in der ganzen Branche akzeptiert. Wir liefern lediglich Kameras mit den Schnittstellen, die der Markt benötigt. Adimec war eines der Unternehmen, die CameraLink mitentwickelten, und ist auch Mitglied einer Gruppe, die GigE Vision als Standard definiert.
Welche Zukunftsaussichten hat der klassische Framegrabber?
W. VAN THOR: Keine großen. Framegrabber sind teuer und unsere Kunden nutzen sie vor allem zur Konvertierung von CameraLink zu Gigabit Ethernet und zur Bilderfassung und -speicherung. Sobald CameraLink durch Gigabit Ethernet ersetzt wird, wird der klassische Framegrabber weitgehend überflüssig. Für Hochleistungs-Anwendungen werden Framegrabber jedoch vorläufig im Einsatz bleiben.
Bei Kameras mit hoher Pixelauflösung, hohen Frameraten und großer Bittiefe frisst die Vorverarbeitung enorm viel Rechenleistung.Welche Lösungen sehen Sie hier?
W. VAN THOR: Unsere Kamera-Technologie wird kontinuierlich verbessert und die Datenausgabe-Geschwindigkeit steigt stetig, da die Auflösungen und Bildfrequenzen ständig zunehmen. Es stimmt, dass dies eine permanente Herausforderung für die Bildverarbeitung bedeutet, aber sie ist nicht unser Kerngeschäft. Wir glauben, wie bereits erwähnt, dass Framegrabber vorläufig für Hochleistungs-Anwendungen im Einsatz bleiben.
Welche Trends sehen Sie im Zusammenhang mit der Farbbildverarbeitung?
W. VAN THOR: Der Markt für maschinelle Bildverarbeitung und der Medizin-Markt weisen einen erhöhten Bedarf für gute Farbbildverarbeitung auf. Adimec ist auch in diesem Bereich aktiv: Wir haben einen proprietären Farbprozessor entwickelt, der Top-Bildqualität für Single- Chip CCD-Kameras liefert. Die Farbtreue und fortschrittliche Konturenbestimmung (Interpolation der verfügbaren Farbinformation aus dem Single CCD Chip) dieses Farbprozessors sind unübertroffen. Seine Qualität ermöglicht den Verzicht auf teure 3-Chip CCDKameras.
Welches sind Ihre wichtigsten Zielmärkte und wie schätzen Sie deren Entwicklung ein?
W. VAN THOR: Es handelt sich dabei um
- Maschinelle Bildverarbeitung: In diesem Markt besteht ein starker Trend zu schnelleren Kameras mit höherer Auflösung.
- Medizin: Im Medizin-Markt werden höhere Auflösung bei gleichzeitig höherer Bildqualität (z. B. Farbtreue) gefordert.
- Verteidigungstechnik: Der Verteidigungs-Markt zeigt ein verstärktes Interesse an robusten Megapixel Kameras.
Was sagen Sie als Komponentenhersteller zum Standort Europa?
W. VAN THOR: Wir sind mit dem Produktionsstandort Europa zufrieden. Einige Beispiele:
- Adimec produziert in €, verkauft aber viel in US-$. Die jüngsten Wechselkurs- Entwicklungen waren eher unvorteilhaft. Wir können uns jedoch weitgehend vor diesem Phänomen schützen, indem wir selbst einen beträchtlichen Teil der Kamera-Komponenten in US-$ einkaufen.
- Darüber hinaus ist unsere Fertigungs-Organisation sehr flexibel hinsichtlich Kapazitätszuweisung und kann daher „lean and mean" mit den Niedriglohn-Produktionsstandorten in Asien effektiv mithalten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Kontakt Adimec Ad. Image Systems BV Tel. +31/40/2353900 sales@adimec.nl www.adimec.com