Interview: „Die KI immitiert das menschliche Verständnis von Inspektion“
Interview mit Harel Boren und Yonatan Hyatt, Gründer von Inspekto
Das Bildverarbeitungssystem einfach anschließen, die relevanten Bereiche markieren und schon beginnt die automatische Qualitätssicherung, das ist der Traum jedes Herstellers. Inspekto, ein deutsch-israelisches Unternehmen, hat genau so ein System entwickelt und kann nach gut eineinhalb Jahren auf dem Markt einige Installationen bei namhaften Unternehmen vorweisen. David Löh, Stv. Chefredakteur der inspect, sprach mit den beiden Mitgründern Harel Boren und Yonatan Hyatt über das System und dessen Funktionsweise.
inspect: Sie haben das Bildverarbeitungssystem S70 auf der Vision 2018 vorgestellt. Wie hat sich Ihr Unternehmen seitdem entwickelt?
inspekto: Nach dieser Messe hatten wir einen regelrechten Ansturm von Anfragen verschiedener Hersteller aus der ganzen Welt – OEMs sowie Tier-1- und Tier-2-Zulieferer. Die meisten von ihnen sind weltweit führend in ihren jeweiligen Branchen: in Europa, Nord- und Südamerika und Asien.
Seitdem hat das Unternehmen seinen europäischen Hauptsitz in Heilbronn eröffnet, um den Verkauf, die Schulung, die Montage und den Support für unsere zahlreichen Kunden in Europa durchzuführen. Unser US-Hauptsitz wird bald in Detroit eröffnet, um unseren wachsenden nordamerikanischen Kundenstamm zu bedienen. Weitere Einrichtungen haben wir in Israel und in Ungarn, wo wir forschen und entwickeln.
Für welche Anwendungen ist das S70 geeignet?
inspekto: Das Inspekto S70 kann problemlos die gesamte Bandbreite mittlerer bis komplexer Vision-Inspektionsherausforderungen in jeder Art von industrieller Fertigungsumgebung bewältigen. Es eignet sich für viele Anwendungen, unabhängig von Bauteilgröße, Form oder Verfahren. Die derzeitigen Installationen des Inspekto S70 decken viele Branchen ab – darunter die Automobil-, Sanitär-, Automations-, Elektronik- und Haushaltsgeräteindustrie. Daher kommt das System in unzähligen Verfahren zum Einsatz, einschließlich Spritzgießen, Montage, Drucken, Pressen – in allen Formen, Größen und Kombinationen. Zu den üblichen Materialien gehören Kunststoff – einschließlich vieler Fälle von „Schwarz auf Schwarz“, die anderen Systemen oft Schwierigkeiten machen, – sowie Gummi, Metall und Papier.
Um weiter ins Detail zu gehen: Unsere Kunden nutzen das Bildverarbeitungssystem, um ohne Integrator oder Experteneinsatz out-of-the-box folgende Prüfaufgaben durchzuführen: An-/Abwesenheit, Position, korrekter Montage, Formgrenzen, Unterkomponenten und mehr; alles auch einschließlich Codelesen.
Warum reichen 20 gute Teile aus, um die KI anzulernen, wenn andere mehrere hundert benötigen?
inspekto: Die Grundlagen sind KI-Algorithmen, die für jedes Objekt und jeden Defekt universell einsetzbar sind, ohne dass ein maschineller Lernprozess für das spezifische Objekt und seine Defekte erforderlich ist.
Diese Modelle der künstlichen Intelligenz ahmen das menschliche Verständnis der Inspektion nach. Zunächst wird nur eine einzige Probe des Objekts betrachtet, und die nächsten Proben werden sofort erkannt und präzise im Sichtfeld des S70-Sensors lokalisiert, so wie ein Mensch in der Lage wäre, mehrere Exemplare desselben Objekts zu erkennen. Zweitens können die Modelle der künstlichen Intelligenz von Inspekto bei 20 bis 30 Exemplaren die Toleranzen und Abweichungen zwischen diesen berücksichtigen, einschließlich einzigartiger Anomalien wie Beiprodukte der CNC-Bearbeitung, Oberflächenschlieren durch den Kunststoff-Spritzguss und Rostfärbung.
Was werden Sie auf der Vision 2020 präsentieren?
inspekto: Auf der Vision 2020 werden wir mehrere bahnbrechende Fortschritte sowohl beim Produkt Inspekto S70 als auch bei den Anwendungen, die darauf installiert werden können, ankündigen. Zu den bereits verfügbaren Inspekto-Tracks und Inspekto-Types werden sehr nützliche und spannende Funktionen hinzukommen. Darüber hinaus können die Besucher ein System an einer realen Produktionslinie in wenigen Minuten selbstständig einrichten. Außerdem werden wir eine Apple Store-ähnliche Umgebung schaffen, in der die Besucher frei mit dem Produkt interagieren können, um zu verstehen wie einfach es einzurichten und zu benutzen ist. Last but not least wird es eine Product Party geben, die erste Industry-5.0-Show überhaupt. (dl)