Emergency Call: Schnelle Hilfe bei Autounfall
16.05.2012 -
eCall: Schnelle Hilfe bei Autounfall. 2004 starben in Deutschland 71 Menschen pro Million Einwohner auf den Straßen. In Europa schneidet Malta am besten ab. Es folgen Schweden, UK, Niederlande und Dänemark, gefolgt von Deutschland auf Platz sechs. Der EU-Schnitt liegt bei 95, das europäische Schlusslicht Lettland bei über 220 Toten pro Million Einwohner. Fast gleichauf liegt der Nachbar Litauen, beide etwa auf dem Niveau von Brasilien. Aber auch in Griechenland, Polen und Zypern sollte man Vorsicht walten lassen, wenn man dort im Verkehr unterwegs ist – die Quote liegt etwa bei 150. Diese Länder liegen damit etwa gleichauf mit den USA. Obwohl in China geschätzt 90.000 Menschen auf den Straßen ihr Ende finden, liegt die Million-Einwohner-Quote nicht schlechter als bei uns Westeuropa, allen Geschichten über den dortigen Straßenverkehr zum Trotz.
Insgesamt ließen 2004 in Europa 43.000 Menschen ihr Leben im Straßenverkehr – zu viel. Zumindest den Schwerverletzten, die bei rechtzeitigem Eintreffen der Rettungsdienste noch vor dem Dahinscheiden bewahrt werden könnten, soll nun durch technische Maßnahmen geholfen werden. Ein „Emergency Call“ -kurz „eCall“- soll die Zeitspanne zwischen Unfall und Notruf verkürzen. Der „eCall“ soll entweder manuell ausgelöst werden können, oder durch einen ausgelösten Airbag abgeschickt werden. Ein GPS-Signal würde auch gleich die Koordinaten der Unfallstelle an die Rettungsleitstellen übertragen.
Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee demonstrierte den Teilnehmern der EU- Konferenz „eSafety Initiative“ eine Testinstallation. Er kündigte für 2010 die Bereitschaft des Systems an. Im gleichen Jahr soll jeder Neuwagen damit ausgerüstet sein, das wäre bereits ein Jahr später als ursprünglich angenommen. Doch schon seit 2004 wird auf die Unterzeichnung eines „Memorandums of Understanding“ gewartet. Die Mitgliedsländer der EU-Arbeitsgruppe, die Automobilindustrie, die Telekommunikationsverbände und die Versicherungen sollen unterzeichnen. Die technische Machbarkeit wurde bereits von einem Konsortium unter Opel, Continental, T-Mobile, Airbiquity, ADAC Österreich und ADAC Italien in einem Feldversuch bewiesen.
Das System lief auch grenzüberschreitend vollkommen zufriedenstellend. Der ADAC bot an, die Projektleitung zu übernehmen. Man schätzt, dass die Rettungszeiten in ländlichen Gegenden um 50 Prozent und in Städten um 40 Prozent gesenkt werden könnten. Auch knifflige Fragen wie der Umfang der zu übertragenden Daten ist abgesprochen, zum Beispiel ob manuelle Auslösung vorliegt oder Airbag-induzierte. Nach Eingang des Signales würde versucht werden, den Autobesitzer per Handy zu erreichen. Wenn das nicht gelingt, wird der Rettungstrupp losgeschickt.
Es könnte gehen, wenn unsere Politiker die Unterzeichnung des „Memorandums of Understanding“ zur schmückenden Untermalung des deutschen EU-Ratsvorsitzes in die Tat umsetzen könnten. Wie sagt man in der Industrie? Wenn auch nur ein einziges Leben gerettet werden kann, ist keine Zeit zu verlieren, und es war den Schweiß der Edlen wert...
Ihr Dr. Tec