Bildverarbeitung

Ein glänzender Messeneustart

Nachbericht Vision 2021

13.10.2021 - Zum ersten Mal nach drei Jahren pilgerte die Bildverarbeitungsbranche wieder nach Stuttgart zur Vision. Es fand alles zwar in kleinerem Rahmen statt – weniger Aussteller und Besucher als noch im Jahr 2018 –, aber die Freude angesichts des Wiedersehens überstrahlte alles.

Zum Neustart nach zwei Jahren ohne Vision kamen gut 5.400 Fachbesucher und damit etwa die Hälfte im Vergleich zum Jahr 2018. Im Verhältnis stärker vertreten waren die Aussteller, von denen rund 300 statt zuvor 470 kamen, also fast Zweidrittel. Und logischerweise kamen die Besucherinnen und Besucher im Wesentlichen aus Europa: Die Top 10 der Herkunftsnationen bilden außer Deutschland Italien, Schweiz, Frankreich, Österreich, Niederlande, Belgien, Spanien, Polen, Großbritannien und Schweden. Wider Erwarten kamen trotz Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften außerdem Besucher aus den USA, Korea, Japan und Taiwan.

Besucherqualität durchweg sehr hoch

In Stuttgart trafen sie auf hervorragend aufgelegte Vertreterinnen und Vertreter der Ausstellerfirmen. Schon am letzten Aufbautag vor dem Messestart zeigte sich eine heitere Euphorie, die über die ganze Messelaufzeit anhielt. Auch gefüttert durch die hohe Gesprächsqualität, wie die Unternehmen durchweg betonten: „Ja, es sind merklich weniger Besucher da, aber dafür sprechen uns fast ausnahmslos potenzielle Kundinnen und Kunden wegen konkreter Projekte an“, war eine Formulierung, die man in vielen Varianten von fast allen Firmen zu hören bekam.

Das passt zu den Ergebnissen einer Blitzumfrage des europäischen Bildverarbeitungsverbands EMVA im Vorfeld der Messe. Diese bestätigte die Bedeutung von Messen für die Unternehmen, weil 60 Prozent der Teilnehmer angab, dass sie in den letzten zwölf Monaten ohne persönliche Treffen nur bedingt neue Kunden erreichen konnten. Diese nutzen die Messe eben genau dafür.

Übrigens haben laut einer Umfrage der Messe Stuttgart unter den Besucherinnen und Besuchern 95 Prozent bestätigt, dass sie sich mit den geltenden Coronamaßnahmen – 3G plus Abstand und Handdesinfektion – stets sicher gefühlt haben. Eine wesentliche Rolle hat hier sicherlich auch gespielt, dass die Messe statt in der einen großen Halle 1 nun auf die beiden Hallen 8 und 10 aufgeteilt wurde. Das ermöglichte (in Kombination mit der geringeren Ausstelleranzahl) deutlich breitere Gänge und einen insgesamt relativ luftigen Standbau. Die hohen Decken und das Tageslicht haben ihrerseits dazu beigetragen, den Anwesenden ein Gefühl von Offenheit und Luftigkeit zu vermitteln.

VDMA prognostiziert starkes Branchenwachstum

Dieser positiven Stimmungslage entsprechen auch die harten Fakten, die der VDMA Machine Vision als ideeller Träger der Vision lieferte: Zur Messeeröffnung bestätigte er, dass die Auftragsbücher der Bildverarbeitungsindustrie prall gefüllt und die Nachfrage nach Komponenten und Systemen stetig hoch seien. Im Rückblick auf das Jahr 2020 sank der Umsatz der europäischen Bildverarbeitungsindustrie zwar um vier Prozent zu 2019. Für das laufende Jahr 2021 rechnet der VDMA aber wieder mit einem Umsatzwachstum der europäischen Bildverarbeitungsindustrie von sieben Prozent.

Einzig der weltweit anhaltende Chipmangel lässt Sorgenfalten bei den Verantwortlichen entstehen: „Kamerahersteller wie Systemintegratoren – es gibt so gut wie kein Unternehmen, das nicht unter dem Chipmangel leidet. Dies verursacht zwar keinen Marktrückgang, es dämpft jedoch die Wachstumsperspektiven“, so Mark Williamson, Vorstandsvorsitzender der VDMA-Fachabteilung Machine Vision und Geschäftsführer von Stemmer Imaging Ltd.

Highlight: die Industrial Vision Days

Neben der eigentlichen Messe fand erneut die Industrial Vision Days statt, organisiert vom VDMA Machine Vision. An allen drei Messetagen bot das Forum zahlreiche Vorträge sowie zwei Podiumsdiskussionen, die den Input seitens der Aussteller ergänzten.

Hervorzuheben ist die Podiumsdiskussion zum Thema „Deep Learning: Much ado about nothing, again?“, an der fünf ausgewiesene Experten teilnahmen: Dr. Dietmar Ley (Basler), Jens Hülsmann (Isra Vision), Dr. Olaf Munkelt (MVTec Software), Mark Williamson (Stemmer Imaging) und Donato Montanari (Zebra Technologies). Wer die Podiumsdiskussion verpasst hat, oder einen der spannenden Vorträge im Nachgang anschauen möchte, kann dies noch tun. Denn die gesamten Industrial Vision Days wurden aufgezeichnet und sind on demand abrufbar.

Der inspect award 2022: endlich wieder auf der Vision

Auch die Verleihung des inspect award 2022 fand wieder auf der Fachmesse Vision statt – in kleinerem Rahmen als gewohnt, aber im Vergleich zum Lockdown 2020 doch mit überwältigendem Glamour. Prämiert wurden die besten Innovationen der industriellen Bildverarbeitung und optischen Messtechnik. So hat sich für die Anwesenden die Anreise nach Stuttgart nicht nur wegen der Vision gelohnt.

Die Gewinner des inspect award 2022 sind in der Kategorie Vision

  • 1. Platz: CBC (Europe) mit der ViSWIR-Objektivserie der Hyper-APO-Serie.
  • 2. Platz: Imago Technologies: Industrial Dashcam
  • 3. Platz: Edmund Optics: Objektivserie Techspec CW

Die Gewinner der Kategorie Automation & Control

  • 1. Platz Göpel Electronic: AOI-Modul für Montageprozesse mit KI MultieyeS plus
  • 2. Platz: Visiconsult X-ray Systems & Solutions: Inline-Röntgeninspektionssystem X H.130 Inline
  • 3. Platz: Cretec Cybernetics: Inspektionssystem QBIC Robotic Vision Control

Weitere Details zu den Gewinnerprodukten sind auf www.wileyindustrynews.com zu finden. Interviews mit jedem der Gewinnerunternehmen erscheinen in der kommenden Ausgabe 6 der inspect.

Die nächste Vision findet vom 4. bis 6. Oktober 2022 statt – erneut parallel zur Fachmesse Motek. Ab dann ist die Bildverarbeitungsmesse wieder im zweijährigen Turnus vorgesehen.

Autor
David Löh, Chefredakteur der inspect

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