Bildverarbeitung

Chinas Augen der Straße

Intelligente Verkehrsüberwachung mit Machine Vision Kameras

17.06.2011 -

China ist ein Land der Superlative - und das gilt auch für Verkehrsstaus. 2010 reichte die Autoschlange über 100 km, es dauerte neun Tage, bis sie sich aufgelöst hatte. Damit solche Staus sich nicht mehr bilden können, entwickeln nationale und internationale Firmen im Auftrag der Regierung intelligente Systeme zur Straßenkontrolle. Machine Vision Kameras werden in diesen Systemen eingesetzt.

Seit den Reformen von 1978 ist Chinas Volkswirtschaft kontinuierlich um durchschnittlich 7-8 % pro Jahr gewachsen. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von ca. 5 Billionen US-$ (3,7 Billionen €) ist das Land zur dynamischsten Wirtschaftsmacht der Welt geworden. Das Wirtschaftswachstum wird von einem schnellen Ausbau des chinesischen Straßennetzes im Rahmen des sogenannten National Trunk Highway System (NTHS) begleitet. Das NTHS besteht aus Schnellstraßen und Autobahnen verschiedener Klassen und soll laut Ministerium für Kommunikation bis 2020 insgesamt 3 Millionen Kilometer umfassen. Dennoch nimmt die Verkehrsüberlastung in China rapide zu. Um dagegen zu steuern, haben die chinesischen Behörden massiv in den Ausbau von intelligenten Verkehrssystemen, auch ITS (Intelligent Transportation Systems) genannt, investiert. Daran beteiligt sind auch internationale Unternehmen: In Zusammenarbeit mit seinem lokalen Vertriebspartner China Daheng ist Allied Vision Technologies (AVT) an mehreren ITS-Projekten in fünf großen Ballungsräumen als Lieferant von Kameras für Bildverarbeitungsanwendungen beteiligt.

Lösungen für Stadt und Autobahn

ITS wird in der Stadt und auf der Autobahn in China vor allem in drei Bereichen eingesetzt: Zur Sicherung von Kreuzungen, an Checkpoints und zur Verkehrsflussüberwachung auf der Autobahn. Große Straßenkreuzungen werden überwacht, um je nach lokaler Situation verschiedene Verkehrsverstöße zu dokumentieren. Dazu gehört die Erkennung von Ampelverstößen und falschem Einordnen bzw. Abbiegen sowie die Kennzeichenerkennung. Jedes Setup besteht aus vier Kameras, die auf alle vier Seiten der Kreuzung verteilt sind, sowie zwei LED Blitzanlagen pro Seite für Nachtaufnahmen. Das System ist 20 m von der Haltelinie entfernt und zielt in die Richtung des Verkehrsflusses. Eine 2-Megapixel-Kamera wie die Prosilica GC1600C von Allied Vision Technologies ist in der Lage, bis zu zwei Verkehrsspuren gleichzeitig zu erfassen, während die Prosilica GC2450C mit 5 Megapixeln für dreispurige Straßen bevorzugt wird. Die Kameras sind mit 16 mm C-Mount-Objektiven ausgestattet, um einen weiten Blickwinkel sowie scharfe Details zu gewährleisten. Zwei Detektorschleifen sind im Straßenbelag vor und nach der Verkehrsampel integriert, um Fahrzeuge zu erfassen und die Kamera auszulösen. Um den Verkehrsverstoß zu beweisen wird das Fahrzeug vor, auf und nach der Kreuzung fotografiert. Die Anlagen werden oft vernetzt, um die Hardwarekosten zu minimieren: Die Daten zu den erfassten Verstößen werden optisch über Glasfaserkabel zu einer Polizeizentrale übertragen, wo sie gespeichert und analysiert werden. Polizeimitarbeiter können das System fernsteuern, indem sie Einstellungsparameter über eine Software modifizieren. Checkpoints auf chinesischen Autobahnen sind automatisierte Kontrollpunkte, die sowohl zur Verkehrsregulierung als auch zur Verkehrsüberwachung eingesetzt werden. Sie werden von der Polizei genutzt, um verdächtige Fahrzeuge zu identifizieren - etwa solche, die kein Kennzeichen haben oder als gestohlen gemeldet sind. Wird ein verdächtiges Fahrzeug erfasst, wird die nächste Polizeidienstelle automatisch alarmiert. Das System wird außerdem zur Kontrolle des Verkehrsflusses und zur Messung der Durchschnittsgeschwindigkeit der vorbeifahrenden Fahrzeuge verwendet. An einem solchen Checkpoint werden üblicherweise je nach Anzahl der Fahrspuren bis zu drei Digitalkameras mit 2 Megapixeln Auflösung und eine LED Beleuchtung eingesetzt.

Machine Vision Kameras in ITS-Applikationen

Obwohl Kleinbild- oder Konsumentenkameras in Verkehrsanwendungen noch weit verbreitet sind, beginnt die Branche die immensen Vorteile von industriellen Bildverarbeitungskameras zu erkennen. Besonders die Sensoren mit digitalem Verschluss, die schnellen Schnittstellen und die Software Development Kits, wie sie von Kameraherstellern wie Allied Vision Technologies bereitgestellt werden, zeichnen solche Kameras  aus. So haben Interline Frame Transfer CCD- und Global Shutter CMOS-Sensoren mechanische Verschlüsse überflüssig gemacht. Diese waren für ITS-Anwendungen unentbehrlich, die bisher mit hochauflösenden SLR-Kameras mit Rolling Shutter CMOS-Sensoren arbeiteten. Doch leider hat ein mechanischer Verschluss wie jedes mechanische Bauteil unter intensiver Nutzung eine begrenzte Lebensdauer, so dass solche Systeme oft anfällig sind und häufige Reparaturen und somit hohe Wartungskosten nach sich ziehen. Außerdem ermöglichen digitale Datenschnittstellen wie GigE Vision lange Kabellängen und die Übertragung der Bilddaten zu einer zentralen Stelle in Echtzeit. GigE Vision ermöglicht Kabellängen von bis zu 100 m mit konventionellen Ethernet kabeln. Auch bei dem FireWire Interface bietet Allied Vision Technologies Digitalkameras mit eingebautem optischen Faseranschluss an, mit dem Entfernungen von mehreren hundert Metern zwischen Kamera und Computer überbrückt werden können. Somit kann die Polizei schneller reagieren bzw. Leitsysteme können die momentane Verkehrslage steuern.

Vorteile der Machine Vision Kameras

Mit Machine Vision Kameras lassen sich hochauflösende Bilder bei hoher Bildrate permanent übertragen, 365 Tage im Jahr. Digitalkameras für die industrielle Bildverarbeitung werden für eine optimale Integration in ein System entwickelt und können daher gut mit anderen Systemkomponenten zusammenarbeiten. Das mitgelieferte Software Development Kit und die Kompatibilität mit Third-Party Softwarelösungen - etwa dank XML parsed feature Unterstützung - erleichtern die Entwicklungsarbeit von ITS Bildverarbeitungssystemen. Darüber hinaus macht die Kompatibilität der Kameras zu industriellen Standards ein Wechsel des Kameramodells innerhalb einem bestehenden Systems besonders einfach, ohne dass die ganze Bildauswertungssoftware neu programmiert werden müsste. Industrielle Bildverarbeitungskameras bieten zudem viele wertvolle Funktionen wie verzögerungsfreier Trigger für eine möglichst zeitnahe Bilderfassung, anpassungsfähige Belichtungszeit, Gain- und Binning Modi, um die Kameraeinstellungen den wechselnden Lichtverhältnissen im Außenbereich anzupassen, digitaler Verschluss (Global Shutter) und eine hohe Lichtempfindlichkeit für maximale Bewegungsschärfe und verzerrungsfreie Bilder. Der Einstellbare I/O Port ermöglicht außerdem die Synchronisation der Kamera mit anderen Systemkomponenten wie etwa Bodenschleife, Radar, Laser oder Blitz. Manche Kamerahersteller bieten sogar Funktionen an, die speziell für die Verkehrsüberwachung entwickelt wurden. So verfügt die Prosilica GX von Allied Vision Technologies über eine integrierte Motorlinsensteuerung, mit der sich Objektiveinstellungen ohne Umwege direkt über die Kamera kontrollieren lassen. (gro)

Kontakt

Allied Vision Technologies GmbH

Taschenweg 2A
07646 Stadtroda
Deutschland

+49 36428 / 677- 0
+49 36428 / 677- 28

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