75 Jahre Perspektive: Interview mit Robert Edmund
09.01.2018 -
Was 1942 mit dem Verkauf von Restposten begann, hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem innovativen, global agierenden Unternehmen entwickelt, dessen Katalog heute mehr als 28.900 optische Komponenten enthält. inspect sprach anlässlich des 75-jährigen Firmenjubiläums mit Robert Edmund, CEO von Edmund Optics und Sohn des Firmengründers, über Geschichte, aktuelle Pläne und zukünftige Entwicklungen.
inspect: Mr. Edmund, wie genau sieht der Tätigkeitsbereich Ihres Unternehmens heute aus? Wie hat sich dieser über die Jahre hin entwickelt?
R. Edmund: Heute ist Edmund Optics ein führender Hersteller und Distributor von Präzisionsoptiken, Objektiven und weiteren optischen Baugruppen. Ursprünglich verkaufte das Unternehmen im Jahr 1942 Optik-Restposten an Optik-Begeisterte und entwickelte sich so zum Anbieter von unterschiedlichen Optiken für Schulungs- und Hobbyanwendungen. Ab Mitte der 1980er Jahre richtete das Unternehmen den Fokus auf industrielle Anwendungen. Grund hierfür war der damals eher gesättigte Markt für Schulungsmaterialien und gleichzeitig Edmund Optics‘ gesteigertes Interesse, den Industriemarkt und somit auch komplexerer Projekte zu bedienen.
Der nächste Schritt war der Aufbau interner Fertigungsmöglichkeiten, um präzisionsoptische Komponenten und Baugruppen nun auch selbst entwickeln und produzieren zu können. Kurz darauf folgte bereits die Entwicklung und Fertigung unserer eigenen Objektive. Unsere derzeitigen Investitionen in Forschung & Entwicklung und Präzisionslaseroptiken sind darauf ausgerichtet, dass wir als Unternehmen weiterwachsen können und die dynamische Entwicklung der Optikbranche unterstützen.
Edmund Optics konzentriert sich zudem auf die Erweiterung des technischen Know-hows und der Ressourcen, um die Rolle als technischer Experte auf dem Optikmarkt nachhaltig zu stärken. Als „Technical Leader“ möchten wir unseren Kunden bei der Entwicklung aufstrebender Technologien führend zur Seite stehen. Während der gesamten Unternehmensentwicklung waren für uns stets zwei Ziele wichtig: Unseren Kunden den bestmöglichen Service zu bieten sowie langfristiges Denken und Investitionen in den Vordergrund zu stellen.
inspect: Wenn Sie zurückblicken, was war für Sie persönlich der bedeutendste Meilenstein?
R. Edmund: Für unser Unternehmen war es eine große Ehre, dass eine unserer Linsen im Jahr 1969 mit Apollo 11 zum Mond geflogen ist, um die dortige Landung zu filmen. Jack Thompson von Westinghouse Aerospace erkannte, dass eine 95¢ teure Barlow-Linse von Edmund Optics sein damaliges Problem lösen konnte und sogar sofort verfügbar war. Die NASA war mit der Linse zufrieden und sie ermöglichte es ihnen gleichzeitig Zeit und Geld zu sparen – so wurde eine neue Ära der Weltraumforschung für nur 95¢ eingeleitet.
inspect: In welchen Technologiebereichen sind Sie aktuell involviert? Was bedeutet dies im Hinblick auf Ihr Produktportfolio?
R. Edmund: Produkte von Edmund Optics kommen in sehr vielen Branchen zum Einsatz, aber zwei unserer Hauptanwendungsgebiete sind Life Sciences und Biophotonik. Viele der heutigen Innovationen im Bereich der Medizintechnik erfordern Optiken und führen dadurch zur Senkung der Gesundheitskosten und zur Verbesserung der Pflege. Um diese Märkte optimal bedienen zu können, haben wir vor allem unser Angebot an optischen Filtern erweitert. Daher führen wir heute mehr Hochleistungsfilter, die speziell den Bedarf dieser Anwendungsgebiete abdecken.
inspect: Wie werden sich die Optikbranche und ihre Technologien Ihrer Meinung nach weiterentwickeln? In welche Bereiche werden Sie zukünftig investieren?
R. Edmund: Derzeit erweitern wir die Fertigung von Laseroptiken. Laser waren schon immer fest mit der Anwendung optischer Komponenten verbunden, doch derzeit erleben wir einen technologischen Schub in Richtung einer Expansion von Laseranwendungen, der sich nicht nur auf den Bereich Life Sciences beschränkt, sondern sich auf eine Vielzahl von Industriezweigen erstreckt, also flächendeckend zu beobachten ist. Die Messe Laser World of Photonics im Juni in München war ein Paradebeispiel für das wachsende Interesse an Laseroptiken. Die Besucherzahlen sind von rund 30.000 im Jahr 2015 auf über 32.000 in diesem Jahr angestiegen. Doch auch in den Bereichen Imaging und Machine Vision ist eine starke Entwicklung zu erkennen, da sie für viele zukunftsorientierte Anwendungen entscheidend sind, wie beispielsweise Robotik, Life Sciences oder autonome Transportfahrzeuge. Wir erleben zudem einen signifikanten Fortschritt im Bereich optischer Produktionsanlagen und automatisierter Maschinen. Um diesen Trend erfolgreich bedienen zu können, haben wir unsere Kapazität modernster Fertigungsmaschinen stark ausgeweitet.
inspect: Was sind die Ziele, die Sie mit der jüngst erfolgten Beteiligung an der Itos GmbH verfolgen und welchen Einfluss hat dies auf das Unternehmen als auch auf den europäischen Standort?
R. Edmund: Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren mit Itos zusammen. Die Beteiligung bietet uns die Möglichkeit, das Produktangebot von Itos auf globaler Ebene zu vertreiben. Zusätzlich bietet Itos ausbaufähige Produktionsmöglichkeiten in Deutschland, um unsere Kunden innerhalb und außerhalb Europas noch besser bedienen zu können. Europa bleibt ein wachstumsstarker Markt für Edmund Optics. Für uns ist es daher wichtig, lokal zu investieren, um eine noch stärkere Marktdurchdringung zu erreichen. Durch den Zusammenschluss erwarten wir eine beschleunigte Weiterentwicklung von diversen Bereichen innerhalb Europas, angefangen bei der Beschaffung, über Forschung & Entwicklung bis hin zur Fertigung von Präzisionsoptiken.
inspect: Als ein Vorreiter in der Optikbranche – wie definieren Sie Embedded Vision? Wie beurteilen Sie diese Thematik: als neuen Hype oder als klare Orientierung?
R. Edmund: Wir verstehen Embedded Vision als Ergebnis der Expansion von Bildverarbeitungstechnologien, die durch Computerleistung und Miniaturisierung in allen Lebensbereichen entstanden ist. Imaging bedient ein weites Spektrum an Anwendungen – von Produktivität bis zur Automatisierung, moderner Diagnostik und Medizintechnik, Sicherheit und Verteidigung oder der Automobilbranche. Aus diesem Grund sehen wir dies als einen nachhaltigen Langzeittrend, entscheidend für die Lösung elementarster Probleme der Menschheit. Embedded Vision ist eine klare Ausrichtung für die Zukunft von Imaging, nicht nur ein neuer Hype.