„Unser virtueller Showroom ist die Ergänzung zu realen Messen“
Interview mit Stefan Summer, Vision Engineering
Wie kam es dazu, dass Sie einen virtuellen Showroom entwickeln?
Stefan Summer: Vor einem Jahr, zu Beginn des Lockdowns habe ich mir überlegt, was denn das Worst-Case-Szenario bezüglich Produktpräsentation sein könnte, d.h. wie wollen wir zukünftig unsere Produkte präsentieren, wenn die Herbstmessen nicht stattfinden? Wie wollen wir Kontakt zu unseren Kunden halten? Allerdings hat zu dem Zeitpunkt keiner geahnt, dass die Pandemie nach wie vor andauert.
Damals haben wir uns umgeschaut, welche Wege unsere Konkurrenten und auch Kunden gehen. Parallel haben wir intern unseren Digitalisierungsprozess gestartet. Wir sprechen immer von der „digitalen Offensive“. Diese beinhaltet unter anderem digitale Präsentationen. Kern ist also die Frage, wie wir uns als Firma und unsere Produkte präsentieren. Ziel war es, einen Ausgleich für ausfallende Messen zu schaffen.
Virtuelle Messen waren da keine Alternative?
Eher umgekehrt: Unser virtueller Showroom ist eine Alternative zu den virtuellen Messen, die wir uns angeschaut haben. Wir haben letztes Jahr an acht digitalen Events teilgenommen. Leider waren die Möglichkeiten der Firmen- und Produkt-Präsentation sehr eingeschränkt.
Letztlich war die Beteiligung von Seiten der Aussteller zu gering. Von großen Playern war zu hören: „Wir warten, bis wieder physikalische Messen stattfinden.“
Letztlich hat es daher den virtuellen Messen an Ausstellern gefehlt und an Besuchern. Es wäre sicher was anderes gewesen, wenn man virtuell wirklich über das Messegelände hätte spazieren können. Aber klar, letztlich ist es ein großer Aufwand, das zu programmieren. Es ist technisch noch nicht möglich, alle Aussteller so einzubinden und dies auf die Beine zu stellen.
Wie haben Sie Kontakt zu den Kundinnen und Kunden gehalten, bevor der virtuelle Showroom fertig war?
Wir machen viel über Microsoft Teams, intern und mit Kunden. Dabei versuchen wir, eine Art Onlinepräsentation zu halten. Aber da ist man natürlich immer sehr begrenzt. Die Matterport-Technologie, auf der unser Showroom basiert, ermöglicht eben einen 360-Grad-Rundgang durch Räume. In diesem Fall unser Headquarter in England.
Was sind die wesentlichen Aspekte des virtuellen Showrooms?
Summer: Im Fokus steht die Präsentation unserer okularlosen Mikroskope und Messsysteme. Diese wollen wir dem Kunden so präsentieren, um deren Vorzüge zu betonen. Dazu bewegen wir uns virtuell durch den Raum. In einer zweiten Ausbauphase wird es übrigens auch möglich sein, sich über Virtual Reality einzuklinken. Dann kann der Kunde virtuell durch den Showroom spazieren, so als wäre er wirklich vor Ort.
Wie komme ich da rein?
Einklinken kann man sich über die Webseite sowie auf den einzelnen Produktseiten, von wo aus sich eine virtuelle 360-Grad-Ansicht unserer Mikroskope und Messsysteme aufrufen lässt.
Und was genau finde ich dort?
Zu sehen sind das Foyer sowie drei Showrooms. Diese wurden mit einer 360-Grad-Kamera eingescannt und dann bearbeitet. Dadurch kann man sich mit der Maus komplett frei im Raum bewegen. Und überall finden sich Tags und Buttons, wo man weitere Informationen zu dem jeweiligen System bekommt.
Das Ganze ist unterteilt in drei Hauptkategorien: Messtechnik, die optische Inspektion und die digitale Inspektion. Wer uns kennt und gleich in einen bestimmten Bereich springen will, kann dies über diese drei Produktgruppen. Alle anderen können sich auch einfach umsehen.
Daneben haben wir im Eingangsbereich eine Hinweistafel zu unserem Firmengründer Rob Freeman und auf der anderen Seite einen Schaukasten mit den Awards, mit denen wir ausgezeichnet wurden. Und nicht zuletzt eines unserer zentralen Themen – die Ergonomie – wird in einem kurzen Video nochmal herausgearbeitet.
Bewegt man sich weiter durchs Foyer, stößt man als erstes Produkt auf den Mantis, unseres erstes okularloses Mikroskop, mit dem wir damals diesen großen technologischen Sprung gemacht haben. Dazu gibt es eine Fernsehaufzeichnung der BBC von vor 30 Jahren über die Vorstellung des Mikroskops.
Geht man am Tresen rechts vorbei, gelangt man in den Showroom für optische Inspektion und auf drei Tischen sieht man die einzelnen Produkte stehen. Zu allen gibt es kurze textliche Infos sowie Links, die direkt auf die jeweilige Produktseite auf unserer Webseite führen.
Was wird geboten, was man nicht auch auf einer normalen Webseite realisieren könnte?
Im virtuellen Showroom kann ich zum Mikroskop oder Messsystem gehen, ganz nah ranzoomen und um das System laufen. So kann ich mir jedes Gerät von allen Seiten im Detail anschauen. Und das geht über die gesamte Range hinweg und in aller Ruhe.
Außerdem kann ich im Gespräch mit dem Kunden auf bestimmte Details verweisen und der Kunde kann sich das Mikroskop so ansehen, als wären wir gemeinsam auf unserem Messestand. So kann der Kunde sehen, wo die Knöpfe sind, wie einzelne Details gelöst sind und so weiter.
Bei unseren Hauptsystemen, also den okularlosen Mikroskopen, haben wir zusätzlich Produktvideos, sogenannte Produkt Halos, die Applikationen, Erklärungen zur Technologie zeigen und zusätzlich auch die konkrete Anwendung des Geräts, ganz so, als würde man selbst hineinschauen. Try-me-Videos nennen wir das.
Wie bewerten Sie die virtuellen Showrooms vor dem Hintergrund der gerade wieder startenden Messezeit?
Summer: Gerade für die aktuelle Phase, mit Hybridmessen, bei denen anfangs viele vielleicht noch eher zurückhaltend sind, haben sie hiermit eine Möglichkeit, die Produkte ganz anders zu erleben als das auf einer normalen Webseite möglich wäre. Genauso kann man sich ein Produkt, das man auf einer der Messen sieht, nochmal Zuhause genauer anschauen. Es ist dann also eine Ergänzung zu Messen, aber auch zur ganz normalen Produktpräsentation, die wir längst auch wieder bei Kunden machen.
Uns war es in diesen herausfordernden Zeiten einfach wichtig, den Kunden alles in jeglicher Form zu bieten, um ihnen unser Produktportfolio zu präsentieren. Daher diese virtuelle Präsentation. Und das Ganze ist äußerst einfach zu bedienen, ohne dass man sich da groß reinarbeiten muss. Im Endeffekt ist es das Gleiche wie Google Street View. Übrigens funktioniert das auch auf Tablets und Smartphones einwandfrei.
Das Tool ist aber nicht nur für unsere Kunden, sondern ist für jeden Interessierten, jeden Websitebesucher. Außerdem dient es als zusätzliche Unterstützung für Distributoren, unseren Vertrieb und die Händler.
Nichtsdestotrotz hoffen wir alle, dass die normalen Messen stattfinden. Denn auch das ersetzt nicht die Präsenz auf einer Messe, wo man das Produkt genau anschauen und anfassen kann. Ich kann auch kein 3D-Stereobild auf einem 2D-Monitor darstellen. Das Tool ersetzt auch nicht das Gespräch vor Ort mit den Kunden. Die Diskussion der Aussteller untereinander und mit den Kunden, das wollen wir wieder haben. (dl)
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