60 Jahre Rittal
Vom Blechbearbeiter zum internationalen Digitalunternehmen
Rittershausen im Dietzhölztal – dass eine kleine mittelhessische Gemeinde Namensgeber für ein global erfolgreiches Unternehmen werden würde, ahnte 1961 noch niemand. Rudolf Loh kaufte hier eine alte Weberei und gründete Rittal. Die Idee: Standard-Schaltschränke in Serie, sofort ab Lager verfügbar, schneller und besser als die damals einzeln angefertigten Blechschränke für Steuerungskomponenten von Maschinen. Lange Lieferzeiten und Qualitätsmängel gehörten damit der Vergangenheit an. Der Boom der Nachkriegsjahre hatte die industrielle Fertigung verändert. Maschinen wurden miteinander verkettet und produzierten im Zuge des wachsenden Konsums Produkte in Großserien. Die Idee von Rudolf Loh kam daher zum richtigen Zeitpunkt.
Seitdem ist viel geschehen. Gestern wie heute prägen die Innovationen aus dem Herborner Unternehmen die Branchen weltweit. Rittal-Lösungen sind im Steuerungs- und Schaltanlagenbau ebenso wie in der IT, dem Energiemarkt, dem Schiffbau, Krankenhäusern oder im Fußballstadion im Einsatz. 58 Tochtergesellschaften übernehmen weltweit Vertrieb und Service der Rittal-Produkte. In der Region ist Rittal der größte Arbeitgeber. Erst kürzlich hat das Unternehmen über 250 Millionen Euro in den Neubau eines komplett digital integrierten Werks in Haiger investiert.
Vom System bis zur Cloud
Wie kam es dazu? Im Zuge der Industrieautomatisierung entwickelte Rittal den Schaltschrank zu einem ganzen Schaltschranksystem. Die Produkte sollten zeitgleich mehrere Probleme der Kunden lösen, zum Beispiel mit Klimatisierungs- und Stromverteilungslösungen. Bis heute sind Unternehmen und Unternehmenskultur geprägt vom Systemgedanken – und dem Anspruch, Veränderung voranzutreiben, statt nur auf sie zu reagieren. Das System setzte sich durch, nicht nur in der Industrie, sondern auch in der IT, in der sich Rittal als Newcomer einen Namen machte. Bis heute sind Energieeffizienz, Klimawandel oder die ausfallsichere Stromverteilung relevante Themen, bei denen Rittal seine Kunden mit Lösungen für Industrie- und IT-Infrastrukturen jeglicher Größe erfolgreich macht.
Parallel investierte Rittal Mitte der 80er in ein kleines Unternehmen mit zwei Mitarbeitern und baute Eplan auf – zu einem Zeitpunkt, als kaum jemand an Softwarelösungen für Schaltschranktechnik dachte. Über die nächsten Jahre und Jahrzehnte entstand ein umfangreiches Portfolio an Software und Services rund um das Engineering. Heute gilt das Schwesterunternehmen von Rittal weltweit als führender Software-Anbieter für Elektro-Engineering. Gemeinsam optimieren und industrialisieren Eplan und Rittal die gesamte Wertschöpfungskette der Kunden im Steuerungs- und Schaltanlagenbau. Aktuell gehören Automatisierungslösungen wie Bearbeitungsmaschinen für Schaltschränke ebenso zum Portfolio wie Schaltschrank-Systemtechnik.
Vom Digitalen Zwilling bis zum Edge Computing
Den technologischen Wandel in der Industrie weltweit mitgestalten und Verantwortung für die Heimat in Mittelhessen übernehmen – das war vor fünf Jahren Rittals Ziel bei der Investition in den Neubau der Kompakt- und Kleingehäusefertigung nach Industrie-4.0-Standards in Haiger. 2020 startete die Produktion. Hunderte Maschinen und Arbeitsplätze wurden vernetzt, um hochkomplexe Prozesse von der Bestellung über die Produktion bis zur Logistik digital abzuwickeln. Im Zuge dessen schuf das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Schwester-Startup German Edge Cloud intelligente Edge- und Cloud-Lösungen, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Industrie, untergebracht im eigenen Rechenzentrum, erprobt im eigenen Unternehmen. Damit ist Rittal einmal mehr auf dem Weg zur Standardisierung, auch im Bereich der Digitalisierung: German Edge Cloud ist Mitbegründer von Gaia-X, dem europäischen Dateninfrastruktur-Konsortium, und Mitglied bei Catena-X, dem Automobilnetzwerk zum sicheren Datenaustausch.
Im Familienunternehmen zählt der Mensch – und zwar jeder einzelne
Über Jahrzehnte haben die Mitarbeiter des Unternehmens Veränderungen gestaltet – vom jüngsten Azubi bis zur erfahrensten Fachkraft, von der Entwicklung von Innovationen bis hin zur Integration von Geflüchteten. Größter Arbeitgeber der Region Mittelhessen und Familienunternehmen aus Überzeugung: Jedes Jahr spenden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Friedhelm Loh Group – Rittal und die Schwesterunternehmen Eplan, Cideon, Stahlo, LKH, German Edge Cloud und Loh Services – gemeinsam für den guten Zweck, insgesamt bereits über fünf Millionen Euro. Zum 50sten Jubiläum gründete Inhaber Friedhelm Loh die Rittal Foundation, die Projekte und Einrichtungen der Bereiche Soziales, Bildung und Kultur unterstützt.
Autor
Hans-Robert Koch, Leiter Pressearbeit und Magazine
Kontakt
Rittal GmbH & Co. KG
Auf dem Stützelberg
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