VDI-Statusreport "Thermografie und Strahlungsthermometrie" erschienen
Leitfaden für den Einsatz von Infrarotkameras und Strahlungsthermometern
Den feinen Unterschied zwischen nur bildgebenden Wärmebildkameras und ortsaufgelöst temperaturmessenden Thermografiekameras macht die Richtlinie VDI/VDE 3511 Blatt 4.1 seit Dezember 2020. Diese umfassende Terminologiesammlung für die Thermografie und die Strahlungsthermometrie schafft eine wichtige Voraussetzung zur präzisen Beschreibung der Eigenschaften von berührungslos messenden Temperaturmessgeräten und hilft, Missverständnisse zu vermeiden.
Derzeit zeigen praktisch alle im Handel befindlichen Infrarotkameras für die Messpunkte im Kamerabild Temperaturwerte an. Jedoch ist meist nicht offengelegt, wie der Kalibrierprozess stattgefunden hat. Damit kann die Temperaturanzeige nicht von unabhängigen Labors überprüft und auf die internationale Temperaturskala ITS-90 rückgeführt werden. In der nun veröffentlichten Richtlinie VDI/VDE 5585 Blatt 2 (ausführlicher Artikel) werden Kalibrierverfahren so detailliert beschrieben, dass reproduzierbare Kalibrierungen und präzise Angaben der Messunsicherheit bezogen auf die Internationale Temperaturskala ITS-90 möglich sind. Für manche mag es verwunderlich sein, dass dies nicht schon längst erfolgt ist, doch erst mit der Anwendung von VDI/VDE 5585 Blatt 2 steigen Thermografiekameras in die Liga der „echten“ Messgeräte auf.
Mit VDI/VDE 5585 Blatt 2 wurde ein umfassendes, aufeinander abgestimmtes technisches Regelwerk für die an einem Punkt messenden Strahlungsthermometer und die flächig messenden Thermografiekameras vervollständigt. Das hat der VDI zum Anlass genommen, die relevanten VDI-Richtlinien in einer Übersicht zusammenzustellen. Der neue VDI-Statusreport „Thermografie und Strahlungsthermometrie“ zeigt zudem viele Beispiele aus der Praxis, wofür Wärmebildkameras und temperaturmessende Thermografiekameras eingesetzt werden können. In VDI/VDE 5585 Blatt 1 zur messtechnischen Charakterisierung von Thermografiekameras werden Kennwerte wie NETD oder MFOV eingeführt. Doch welche Bedeutung haben diese zunächst abstrakt wirkenden Kennwerte in realen Anwendungen? Auch das zeigt der VDI-Statusreport anschaulich.
Die Relevanz von Pixelfehlern oder von Rauschsignalen im Kamerabild ist für viele Anwendungen unumstritten. Jedoch werden diese Größen in den Richtlinien zur Thermografie bislang nicht diskutiert. Der Report greift diese und andere Einflussgrößen auf die Bildqualität auf und diskutiert deren Eigenschaften. Abschließend zeigt der VDI-Statusreport „Thermografie und Strahlungsthermometrie“ einige Trends auf. Einerseits erschließt sich die Thermografie neue Einsatzgebiete wie die additive Fertigung (3D-Druck) von Metallen oder durch die Entwicklung einer 3D-Thermografie. Andererseits gewinnt die automatisierte Erfassung, Übertragung und Auswertung der Messergebnisse von Strahlungsthermometern und Thermografiekameras in einem Industrie-4.0-Kontext zunehmend an Bedeutung.
Der VDI-Statusreport steht auf der Website des VDI zum kostenfreien Download zur Verfügung. VDI- und VDI/VDE-Richtlinien können über den Beuth Verlag bezogen werden.
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