Interview mit Claus Dieter Kasten von Kappa opto-electronics GmbH
18.10.2011 -
Seit über zwei Jahrzehnten steht die Kappa opto-electronics GmbH als Anbieter von hochwertigen Kameras für ein breites Anwendungsspektrum. Mit eigener Entwicklung, Konstruktion und Fertigung werden aus Kameras kundenspezifische Problemlösungen, umfangreiche Projekte und innovative OEM-Partnerschaften. Heute hat das Unternehmen in Gleichen bei Göttingen 80 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 10 Mio. € im Jahr. Mit dem Vertriebs- und Marketingleiter, Herrn Dipl.-Phys. Claus-Dieter Kasten, sprach Dr. Johannes Jochum von INSPECT.
INSPECT: Herr Kasten, bitte berichten Sie unseren Leserinnen und Lesern über die Kappa-Firmenphilosophie und die innovativen Produkte aus Ihrem Hause.
C.-D. Kasten: Seit der Firmengründung 1978 hat sich Kappa mit der Herstellung von Sonderanfertigungen und Standardprodukten auf dem Kamerasektor beschäftigt. Im Laufe der Zeit wurde der Markt für elektronische Kameras immer größer und unübersichtlicher. Für Kappa war es daher nur eine logische Folge, sich von den Massenanbietern abzugrenzen und die Schwerpunkte durch Neuentwicklungen zunehmend vom Katalogartikelgeschäft auf Systempartnerschaften zu verlagern. Die spezialisierten Produkte erlaubten den gezielten Ausbau mehrerer Standbeine in den Branchen Medizin, Industrie, Security, Avionics und Defence. Die dadurch erreichte weitgehende Unabhängigkeit gegenüber Konjunkturzyklen hat wesentlich zur Stabilität des Unternehmens und zu einem gleichmäßigen, gesunden Wachstum beigetragen.
In Abgrenzung zu den Massenanbietern zählt Kappa zu den wenigen Firmen, die innerhalb kurzer Fristen Kameras in nahezu beliebigen Formen, Dimensionen und spezieller Funktionalität herstellen können. Hervorzuheben sind dabei besonders widerstandsfähige Kameras für raue Umgebungsbedingungen. So haben sich für Kappa inzwischen langfristige Partnerschaften aus vielen wirtschaftlichen Bereichen entwickelt. Kappa ist Technologielieferant, Integrator, Systemlöser und Berater von Firmen wie Airbus, EADS CASA, Siemens, Trumpf, KMW, Rheinmetall und GE Healthcare.
Kappa hat nicht nur die Produkte, sondern auch seinen Qualitätsanspruch kontinuierlich weiter entwickelt und dies auch durch Zertifizierung nach DIN ISO 9100:2000 sowie DIN ISO 13485:2000 dokumentiert. Der Vertrieb der Produkte erfolgt weitgehend zentral, wird aber durch eine eigene Tochtergesellschaft in den USA und ein Büro in Frankreich sowie durch ein internationales Händlernetz unterstützt.
Viele OEM-Kunden schätzen Kappa als Partner, wenn es um Kameratechnologien geht. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
C.-D. Kasten: Mehr als 80 % unserer Produkte finden bei Systemintegratoren und OEM-Partnern ihren Einsatz. Die Kunden schätzen Kappa, weil sich das Knowhow unserer Mitarbeiter nicht auf die Kamera begrenzt – auch wenn das Wissen um die Kameratechnologie – sei es Video oder Digital, Schwarz/Weiß oder Farbe – unsere Kernkompetenz ausmacht. Unser besonderes Augenmerk gilt dabei auch immer den Kundenapplikationen und dem Verständnis der Gesamtanforderungen des Kunden. Der Kunde hat sich also nicht nach dem Layout der Kamera zu richten.
Durch langfristige Partnerschaften hat Kappa eine enge Beziehung zu Systempartnern und OEM-Kunden aufgebaut. Dies führt zu einem regen Informationsaustausch und gegenseitiger Befruchtung. Wir fördern diesen Prozess, indem wir unsere Partner auch nach der Produktvorstellung nicht allein lassen. Wir begleiten den Alltagseinsatz und die tägliche Routine und nutzen das daraus resultierende Feedback.
Was genau zeichnet die Kappa-Kameras aus? Können Sie uns einige Beispiele dafür nennen?
C.-D. Kasten: Die Mehrzahl unserer Kunden schätzt, dass Kappa nach außen kaum in Erscheinung tritt. Unsere Technologie verschwindet im Verborgenen. Ein weiteres Kennzeichen sind Kamerasysteme für Einsatzgebiete mit außergewöhnlichen Umgebungsbedingungen. Darunter sind hohe Temperaturschwankungen, Vibrationen wie auch Druck und Schockbelastungen zu verstehen. Diese Eigenschaften sind besonders in Anwendungsbereichen der Luft- und Raumfahrt und des Militärs von vorrangiger Bedeutung. Auf der Basis eines kompetenten Beschaffungswerkes bieten wir darüber hinaus überdurchschnittliche Liefergarantien für langlebige Partnerschaften.
Neben den Vorzügen der Hardware spielen auch „softe“ Faktoren eine bedeutende Rolle, die Kappa in der Zusammenarbeit mit großen Partnern auszeichnen. Wir beherrschen die in den Bereichen „Defence“ und „Avionics“ üblichen Testverfahren und liefern zu jedem Produkt die entsprechenden Zertifikate und Dokumentationen. Kappa-Kameras bieten eine Vielzahl von Schnittstellen, sowohl für Bildsignale als auch zur Steuerung der Kameras. Interfaces nach RS 422, RS 644, Camera Link, FireWire u.a. ermöglichen dem Kunden die problemlose Einbindung in sein System.
Als weiteres Beispiel sei unsere Low Light Level-Technologie genannt, mit der sich Kappa zusätzliche Anwendungen im Security-Bereich und bei Nachtsichtsystemen erschlossen hat.
Kappa verwendet dieselben Sensoren wie viele andere Kamera-Hersteller. Wieso können Ihre Kameras besser sein?
C.-D. Kasten: Der Weg vom Objekt bis zu seinem Abbild im Speicher oder auf einem Bildschirm ist mit vielen Hindernissen und Fehlerquellen gespickt. Die Abbildungsqualität wird von der gesamten bildgebenden Kette bestimmt. Das schwächste Kettenglied ist ausschlaggebend für die Bildqualität. Fehlerquellen dabei sind oft eine falsche Beleuchtung oder nicht angepasst Optik. Selbstverständlich gehört auch eine gute Kamera dazu. Über die Grenzen der Kamera hinaus helfen wir unseren Kunden, das gewünschte Abbildungsresultat zu erreichen. Wir denken in Systemen und nicht nur in Kameras. Was die Kameras direkt betrifft, ist ein exaktes Timing und saubere Signal- Aufbereitung des anlogen Sensor-Signals vor der Digitalisierung ein wichtiges und qualitätsbestimmendes Merkmal. Störende Einflüsse auf der Strecke zwischen Sensor und ADWandler sind vom Nutzsignal fernzuhalten. Auflösung, Linearität, Rauschen und Temperaturverhalten werden entscheidend durch Schaltungstechnik, Bauelement-Auswahl und Layout der Baugruppe bestimmt. Qualitätsmerkmale sind aber sicher auch die 12 Bit (16 Bit) Signalverarbeitung und immer größerer Kamera-Funktionsumfang, wie Kontrastanhebung, Echtzeit-Farb-Signalverarbeitung, kamera-interne Bilddaten-Signatur und weiteres.
Für Ihre Digitalkameras bieten Sie u. a. CameraLink als Schnittstelle an. In welche Richtung geht die Entwicklung bei den Schnittstellen? Sehen Sie eine ernsthafte Konkurrenz zu CameraLink, womöglich Ethernet?
C.-D. Kasten: Es gibt keine perfekte Allround-Schnittstelle für den Bildtransport zwischen Kameras und einem weiterverarbeitenden Gerät, z. B. einem PC. Die geeignete Schnittstelle muss sich sowohl an der Datenmenge pro Zeiteinheit als auch an der zulässigen Kabellänge sowie an den Vorgaben der Kunden orientieren. Auch das Kostenbewusstsein für die gesamten Systemkosten spielt dabei eine zunehmende Rolle. Wo möglich, werden die Kosten für einen Frame Grabber eingespart. So hat jede Schnittstelle ihren Einsatzbereich.
Welches sind Ihre wichtigsten Zielmärkte und wie schätzen Sie deren Entwicklung ein?
C.-D. Kasten: Nach wie vor ist Europa der wichtigste Zielmarkt von Kappa. In einigen Ländern Europas wollen wir unsere Position weiter ausbauen. Unsere Vertriebsniederlassung in Frankreich wird diesen Prozess aktiv unterstützen. Unsere Tochterfirma in den USA mit Vertrieb und Service spielt für den nordund südamerikanischen Markt dabei eine wichtige Rolle. Natürlich wird auch Asien von uns intensiv bearbeitet. Wir sehen für unsere Produkte gute Exportchancen und werden hier unsere Position weiter ausbauen.
Was sagen Sie als Komponentenhersteller zum Standort Europa?
C.-D. Kasten: Europa ist für einen Technologieanbieter kein schlechter Standort. In praxisorientierten Studiengängen wird qualifiziertes Fachpersonal mit Potential für Hightech-Entwicklung und Produktion ausgebildet. Diese Qualifikation und die Kooperation über lokale Verbände und Strukturen bieten Möglichkeiten, erfolgreich und rentabel zu produzieren. Da wir unseren Erfolg unseren Mitarbeitern und ihrem Wissen und Engagement zu verdanken haben, sind wir mit unserem Standort hier in der Nähe von Göttingen sehr zufrieden.
Kontakt: Kappa opto-electronics GmbH Klaus-Dieter Kasten Vertriebs- und Marketingleiter Tel. 05508/974-125 cd.kasten@kappa.de www.kappa.de