Automatisierung

„Zur Robotik gibt es wenige Alternativen“

24.10.2024 - Im Gespräch: Helmut Schmid, Vorstandsmitglied des Deutschen Robotik Verbands (DRV) und Gründer von HS Auxilium

Der Deutschen Robotik Verband wurde vor vier Jahre gegründet. Heute hat der Verband rund 300 Mitglieder. Dass man als Unternehmen gemeinsam mit dem DRV mehr erreichen kann sowie über deren Ziele, Herausforderungen und den Robotik-Standort Deutschland sprechen wir mit Helmut Schmid. Willkommen ist im Verband jeder, der sich für Robotik begeistert und Ideen voranbringen möchte.
 

Ihre Mission ist es, die Zukunft mit ­Robotik zu gestalten. Wie sieht denn unsere Zukunft mit Cobots & Robotern aus?

Helmut Schmid: Mit einem Wort, rosig! Wenn wir gemeinsam als Gesellschaft die kommenden Herausforderungen für den Standort Deutschland meistern und den aufgebauten Wohlstand sichern und ausbauen wollen, gibt es zur Robotik wenig Alternativen. Hierzu müssen aber Politik, Unternehmen und die Gesellschaft als solches an einem Strang ziehen. Daher sehen wir die Zukunft der Robotik sehr positiv.

Mit welchem Ziel wurde der Deutsche Robotik Verband im Jahr 2020 gegründet und wer steht hinter dem Verband? 

Helmut Schmid: Als wir vor etwa vier Jahren den Verband gegründet haben, war unser Ziel, die Robotik in Deutschland großflächig im Bereich der KMU bekannt zu machen und auf die bestehenden, gedanklichen Barrieren wie zu teuer, zu komplex und vernichtet Arbeitsplätze aus den Köpfen der Unternehmer zu bekommen. Hierzu sind die Gründer – alles enthusiastische Freunde der Robotik – angetreten.


Jeder von Ihnen ist mit seiner eigenen Vision angetreten. Wie lauten diese und inwieweit sind sie schon ein Stück weit Realität geworden? 

Helmut Schmid: Wir haben unter anderem gedacht, ein Roboter Cluster wie in Odense voranzutreiben und aufzubauen, den Weg zur Do it Yourself (DiY) Robotik zu ebnen, Aufklärung über die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen und dadurch die Robotik dem Mittelstand näher zu bringen und viele weitere Visionen. Zumindest in der Aufklärung und dem Bekanntheitsgrad für Roboter im KMU sind wir schon einen sehr großen Schritt weitergekommen.


Welche Herausforderungen gab es bei der Gründung und wie wurden diese überwunden?

Helmut Schmid: Wir sind ähnlich einem Robotik-Start-up gestartet und hier fehlt es meistens an der entsprechenden Finanzierung, dem Bekanntheitsgrad und dem Markt beziehungsweise der Zielgruppendefinition. Der Vorstand und die Gründungsmitglieder haben hier durch viel Engagement, Netzwerk, Erfahrung und Kundenakquise begonnen, die ersten Steine erfolgreich ins Rollen zu bekommen. Als ehrenamtliche Tätigkeit zählt hier in erster Linie Zeit, die es gilt, neben der normalen Tätigkeit zu finden und erfolgreich in den Verband einzubringen.


Welche spezifischen Fach- und Themen­bereiche deckt der Verband ab? 

Helmut Schmid: Wir decken mit unserem Verband sieben Fachbereiche wie die Forschungskoordination, die gesetzlichen Normen und Sicherheit, Applikationstechnik, mobile Robotik, Invest und Förderung, Bildung und Weiterbildung sowie ein Technologie Radar ab. Auch wenn der Großteil der heutigen Anwendungen und Mitglieder noch aus der Industrie kommen, stehen wir großes Potential und Wachstum in den Einsatzbereichen der Bauindustrie, der Landwirtschaft, der Logistik, der Medizin und dem Service. 
Die vergangenen Jahre waren wirtschaftlich und politisch eine bewegte Zeit. 


Inwieweit hat diese den Verband geprägt?  

Helmut Schmid: Ja, die Zeiten waren nicht einfach, aber hier ist jetzt Pragmatismus and Anpacken gefragt. Es wird viel zu viel lamentiert und bedauert, als einfach zu nur machen und nur den Staat um Hilfe zu rufen. Wir entfernen uns immer weiter von einer Leistungsgesellschaft und hier wollen wir als Verband unseren Mitgliedern Möglichkeiten und Ansätze bieten, die Robotik und Automatisierung selbst in die Hand zunehmen und erfolgreich im Netzwerk umzusetzen.


Inwieweit beeinflusst der DRV die Entwicklung der Robotik-Branche in Deutschland? Wie entwickelt sich der deutsche Markt aktuell? 

Helmut Schmid: In erster Linie verstehen wir uns als Interessensgemeinschaft mit dem Ziel, Robotik auf breiter Fläche einzuführen. Entwickelt sich der Markt und die Installationsquote in Deutschland positiv, haben wir eventuell einen kleinen Teil mit dazu beigetragen. Aber Deutschland sollte die Augen nicht verschließen und sich auf unseren Lorbeeren ausruhen, denn Südkorea hat mit einer ähnlichen Wirtschaftslandschaft fast dreimal so viele Roboter im Einsatz und China wächst überproportional schnell. Hieran sollten wir uns zukünftig ein Beispiel nehmen, was alles geht und machbar ist.


Wie plant der Verband, auf zukünftige Herausforderungen und Trends in der Robotik zu reagieren?

Helmut Schmid: Wir wollen uns in den Fachbereichen zu den neuen Trends besser aufstellen und mit der Entwicklung und Einführung des geplanten Roboterführerscheins für alle Einsteiger eine gute Startbasis schaffen. Alles beginnt mit dem ersten Schritt und hier soll der Roboterführerschein eine Guideline darstellen.


Wen adressiert der Verband, wie viele Mitglieder hat der DRV aktuell und wie sieht die Mitgliederstruktur aus? 

Helmut Schmid: Unsere Mitglieder kommen aus dem Bereich der Hochschulen/Forschung, der Roboter und Komponenten-Herstellern, der Integratoren, Anwender und interessierten Privatpersonen. Noch bewegen wir uns im unteren dreistelligen Mitgliederbereich, aber wachsen konstant und stetig.


Müssen bestimmt Voraussetzungen erfüllt werden, um dem DRV beizutreten? 

Helmut Schmid: Nein, die einzige Voraussetzung ist, einen Bezug zur Robotik zu haben, das heißt Privatpersonen, Studenten, Handwerksbetriebe als auch Unternehmen sind bei uns willkommen, insofern Sie sich für die Robotik begeistern und uns in der weiteren Entwicklung unterstützen wollen.


Wie unterstützt der Verband seine Mitglieder? 

Helmut Schmid: Wir haben mit Messeveranstaltern wie Easyfairs und der Hannover Messe als auch Medien wie dem Wiley-VCH Verlag Kooperationen geschlossen, um die Robotik voranzubringen und unseren Mitgliedern spezielle Arrangements anbieten zu können. Wir sind überzeugt, das Öffentlichkeitsarbeit und eine Vorstellung und Vorführung der Produkte und Lösungen einer der besten und wichtigsten Aktivitäten darstellt, um die Lösung für ein mögliches Problem zu finden.


Können Sie Beispiele nennen, wie Mitglieder von den Initiativen und Programmen des Verbands profitiert haben?

Helmut Schmid: Wir bieten den Mitgliedern zum Beispiel auf der aaa die Möglichkeit, sich mit ihren Vorträgen dem Publikum zu präsentieren, mit der Hannover Messe haben wir erfolgreich den Applikationpark ausgerichtet, um live die Lösungen vorstellen und mit dem Wiley Verlag bieten wir ab jetzt eine besondere Reihe zur Aufklärung und Darstellung für unsere Mitglieder. All dies wurde in der Vergangenheit bereits gut und erfolgreich genutzt.  


Wie werden die Mitglieder in die Entscheidungsprozesse des Verbands einbezogen?

Helmut Schmid: Wir bieten einmal im Monat einen Roboterstammtisch für alle Interessierten und zusätzlich einmal monatlich einen Austausch mit dem Vorstand und allen Fachbereichsleitern an. Hier werden Anregungen, Vorschläge und die weiteren Aktivitäten gemeinsam besprochen und die Mitglieder aktiv um ihren Beitrag gebeten. Wer etwas bewegen will, ist bei uns richtig aufgehoben.


Gibt es spezielle Gremien oder Arbeitsgruppen, in denen Mitglieder aktiv mitwirken können?

Helmut Schmid: In all unseren sieben Fachbereichen können sich unsere Mitglieder gemäß ihren Interessen einbringen und unterstützen. Es ist sogar ausdrücklich gewünscht, dies zu tun, denn mit zurücklehnen und darauf warten, dass etwas passiert, wird es sicherlich nichts werden. Wir verstehen uns als Verband von Machern für Macher und in diesem Kontext macht die erfolgreiche Zusammenarbeit auch am meisten Spaß. Das Geben und Nehmen sollte Hand in Hand gehen.


Welche neuen Technologien sehen Sie als besonders vielversprechend für die Zukunft der Robotik?

Helmut Schmid: Eine der größten Veränderungen der Robotik wird zukünftig die Kombination von KI und Robotik sein, die bereits in vielen Bereichen Einzug hält. Eine Vielzahl von deutschen Start-ups haben hier bereits hervorragende Lösungen am Start. Zudem werden voraussichtlich, die aktuell stark gehypten humanoiden Roboter eine der treibenden Rollen übernehmen und dies sowohl in der Industrie, im Service und womöglich auch im Haushalt. Aber auch die Weiterentwicklung der stationären, mobilen, vierbeinigen und fliegenden Robotern werden uns zukünftig in vielen Bereichen begegnen. (agry)

Kontakt

Deutscher Robotik Verband e.V.

c/o Hochschule Trier, Umwelt-Campus Birkenfeld Campusallee
55768 Hoppstätten-Weiersbach
Deutschland

+49 6782 4009790

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