„Wir wollen die erste Wahl für alle Ingenieure sein“
12.02.2025
- Im Gespräch: Eric J. Halvorson, Senior Marketing Technology Manager – Automation and Control bei DigiKey
Wie der Distributor DigiKey von den derzeit politischen Spannungen zwischen den USA und China beeinflusst wird, wie Lieferketten dennoch sichergestellt werden sollen und wie das Unternehmen seine Produkte weiterhin zu fairer Preisen anbieten will, darüber sprechen wir mit Eric J. Halvorson.
Welche (neuen) Produkte und Technologien bietet DigiKey speziell für den Anlagen- und Maschinenbau an – und wie unterstützen sie den Trend der Digitalisierung?
Eric J. Halvorson: Als E-Commerce-Distributor arbeitet DigiKey eng mit erstklassigen Lieferanten zusammen. So stellen wir sicher, dass wir die vom Kunden benötigten Produkte vorrätig haben – und zwar genau dann, wenn diese gebraucht werden. Von Sensoren bis hin zu Antrieben finden Kunden alles bei DigiKey. Wir bieten nun auch Produkte für die intelligente Fertigung an, um Designs zukunftssicher zu machen: ob es sich dabei um einen TeSys Giga Smart Motor Starter von Schneider Electric oder einen V20 Drive von Siemens handelt – unser Portfolio umfasst genau die Produkte, die gebraucht werden, um die intelligente Fabrik der Zukunft zu realisieren.
Wie unterstützt DigiKey Kunden im Anlagen- und Maschinenbau bei der Umsetzung von Automatisierungslösungen und der Integration von IoT-Technologien?
Eric J. Halvorson: Wir unterstützen den Kunden auf verschiedene Weise. Zum einen verfolgt DigiKey einen One-to-many-Ansatz, wenn es um technische Unterstützung geht. Wir bieten dem Kunden die Möglichkeit, sich selbst zu informieren, durch Dokumentationen auf unserer Website in Form von Datenblättern, CAD-Modellen, Bedienungsanleitungen, Videos, Artikeln, Blogs, Webinaren und insbesondere unser TechForum. Hier können sich Kunden gegenseitig helfen, mit Technikern und Ingenieuren bei DigiKey austauschen und meist auch direkt mit dem Lieferanten sprechen. Wir stellen FAQs, Anleitungen und vieles mehr zur Verfügung. Kunden können auch live mit einem unserer Techniker oder Ingenieuren am Telefon und über Webchats sprechen. DigiKey hat eine Vielzahl an Tools, um Kunden bei ihrer Arbeit zu unterstützen – von Punchout-Katalogen bis hin zu APIs unterstützen wir Kunden bei ihren Designs und verbinden sie mit dem technischen Support, den sie benötigen. Unser Portfolio umfasst auch eine Vielzahl an IoT-Produkten, um Kunden im Anlagen- und Maschinenbau zu unterstützen, darunter Mobilfunkpläne, Gateways, Router, RF-Kabelbauer, Antennenbauer und mehr.
Inwieweit beeinflussen die aktuellen politischen Spannungen zwischen China und den USA Ihre Lieferketten? Wie stellen Sie weiterhin eine stabile Lieferkette sicher?
Eric J. Halvorson: Unsere Strategie bleibt unverändert, auch wenn verschiedene geopolitische Spannungen auftreten. Wir wollen die erste Wahl für alle Ingenieure sein, wenn sie mit ihren Designs und Produkteinführungen starten. Wir arbeiten weiterhin mit unseren Lieferanten zusammen, um sicherzustellen, dass DigiKey das umfassendste Portfolio an Lagerbeständen anbieten kann – unabhängig von den geografischen Märkten, Lieferkettenbeschränkungen und anderen Problemen, mit denen die Branche konfrontiert ist.
In Bezug auf die Stabilität der Lieferkette bietet DigiKey ein robustes Lieferkettenmanagementsystem, um die rechtzeitige Lieferung von Komponenten sicherzustellen. Unsere Lieferkettenangebote umfassen Einblicke in Bestellungen, Rücksendungen, Prognosebeschränkungen, Lagerbestände, Sendungen und Rechnungsstellung. Wir bieten dies über das Web oder eine API an, was Flexibilität und Resilienz während des gesamten Produktlebenszyklus ermöglicht, beginnend mit der Einführung neuer Produkte (NPI) über die Produktion bis hin zum Ende des Lebenszyklus (EOL).
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken durch potenzielle Handelsbeschränkungen oder Zölle zu minimieren?
Eric J. Halvorson: Die Orientierung durch die Zölle kann herausfordernd sein, insbesondere mit den jüngsten und bevorstehenden Änderungen. DigiKey steht hier unterstützend zur Seite. Unser Team arbeitet eng mit unseren Lieferanten zusammen, um Importlösungen zu entwickeln, die finanzielle Auswirkungen minimieren. Die Partnerschaft mit dem Foreign-Trade-Zone (FTZ)-Programm von DigiKey ermöglicht es uns, als Importer of Record (IOR) zu fungieren. Das bedeutet, dass wir die Papierarbeit, Erklärungen sowie die Zollverwaltung übernehmen, woraus niedrigere Kosten und wettbewerbsfähigere Preise resultieren. Die neuen 301-Zölle, die in diesem Jahr in Kraft getreten sind, werden europäische Kunden nicht betreffen. Neue Zölle werden wir weiterhin überwachen und bewerten, um Unterbrechungen zu vermeiden. Zudem sind wir bestrebt, unsere Kunden ständig über Neuerungen auf dem Laufenden zu halten.
Wir kaufen unsere Produkte ein, wenn es basierend auf dem aktuellen Lagerbestand angemessen ist. Es ist wichtig, dass unsere Kunden erkennen, dass Zölle eine von der Regierung vorgeschriebene Steuer sind und keine zusätzliche Gebühr unsererseits. Wir sind bestrebt, Produkte zu fairen Preisen anzubieten, und diese Anpassungen spiegeln nur die unvermeidbaren Kosten der Zölle wider – nicht eine Erhöhung unserer Margen.
Gibt es alternative Lieferanten außerhalb Chinas, die Sie in Betracht ziehen?
Eric J. Halvorson: Bei all den geopolitischen Problemen, die China betreffen, gibt es einen Silberstreif am Horizont, so dass viele der umliegenden Länder wie Vietnam, Südkorea und Malaysia davon profitieren. Wir bleiben flexibel, konzentrieren uns darauf, wo die Menschen uns brauchen, und sind da, wenn sie uns brauchen.
Welche Komponenten sind derzeit am stärksten von Preisschwankungen betroffen?
Eric J. Halvorson: Preisschwankungen sind ein natürlicher und erwarteter Teil jedes Marktes. Angebot und Nachfrage sowie externe Faktoren wie Zölle und Lieferkettenprobleme können den Preis von Waren beeinflussen. Im Laufe der Zeit haben wir Preisschwankungen bei einer Vielzahl von Komponenten erlebt. Der Markt ändert sich ständig und wir haben keinen bestimmten Komponententyp, der am häufigsten davon betroffen ist.
Welche Strategien verfolgen Sie, um Preisstabilität für Ihre Kunden zu gewährleisten?
Eric J. Halvorson: Um unsere Kunden zu unterstützen und ihnen so viel Preisstabilität wie möglich zu bieten, konzentrieren wir uns auf die Zusammenarbeit mit Lieferanten, das Bestandsmanagement und die proaktive Planung. Wir tauschen uns regelmäßig mit Lieferanten aus, um stets die aktuellen Kosten zu kennen und um sicherzustellen, dass Preisstrategien die aktuellen Marktbedingungen widerspiegeln und unerwartete Schwankungen vermieden werden. Das Vorhalten von Lagerbeständen hilft, die Volatilität von Sofortbestellungen zu reduzieren und bietet Kunden konsistente Preise trotz Markt- oder Lieferkettenvariabilität. Wir arbeiten eng mit Lieferanten zusammen, um Kostenänderungen vorherzusehen und Pläne zu entwickeln, die Preiserhöhungen minimieren. Zudem investieren wir weiterhin in unsere Web-Tools und digitalen Lösungen, einschließlich geplanter Bestellungen und myLists, um die Suche und den Einkauf einfacher und kostengünstiger zu gestalten.
Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland?
Eric J. Halvorson: In den vergangenen fünf Jahren war die wirtschaftliche Lage in Deutschland schwierig. Viele Branchen vor allem der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Automobilindustrie waren oder sind noch immer davon betroffen. Steigende Energiekosten, Inflation, stärkere Konkurrenz aus den USA und China und die drohende Möglichkeit von Zöllen haben zu stagnierendem Wachstum geführt. Doch steht der deutsche Maschinen- und Anlagenbau in naher Zukunft vor einem erheblichen Wachstum. Während die Branche dem aktuellen Gegenwind trotzt, setzt sie ebenso auf Innovation und digitale Transformation, um stärker als je zuvor hervorzugehen. Wichtige Wachstumstreiber sind Industrie 4.0 und 5.0, die wachsende globale Betonung der Nachhaltigkeit und die Expansion in neue und wachsende Märkte, insbesondere in Asien und Afrika. Durch die Stärke von Industrie 4.0 und 5.0, die Relevanz von Nachhaltigkeit und die Partnerschaft mit Unternehmen wie DigiKey ist der deutsche Maschinen- und Anlagenbau gut aufgestellt, um in Zukunft wieder zu wachsen.
Welche Auswirkungen haben die wirtschaftlichen Herausforderungen auf die Nachfrage nach elektronischen Komponenten in diesem Sektor?
Eric J. Halvorson: Derzeit gibt es immer noch viel Unsicherheit, insbesondere im Halbleiterbereich. Die Lagerbestände sind zwar höher als in den vergangenen Jahren und auch der notwendige Optimismus ist vorhanden, doch mit der immer noch recht hohen Inflation und den Bedenken hinsichtlich des aktuellen geopolitischen Klimas, erwarten wir, dass dies die Unsicherheit bis zur ersten Hälfte des Jahres 2025 und möglicherweise darüber hinaus andauern wird.
Wie unterstützen Sie Ihre Kunden im Maschinen- und Anlagenbau bei der Bewältigung wirtschaftlicher Unsicherheiten?
Eric Halvorson: Wir unterstützen unsere Kunden so, wie wir es immer in guten und schwierigen Zeiten getan haben. Als Lager-E-Commerce-Distributor können wir geopolitische und wirtschaftliche Turbulenzen durch diese Stärke überstehen. Ob der Kunde nach einem Kondensator, einem Antrieb oder sogar einem Roboter sucht, DigiKey bleibt die zuverlässige Quelle, um dem Kunden Qualitätsprodukte zu einem fairen Preis und in einer angemessenen Zeit zu liefern. (agry)
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