„Wir erwarten starke Wachstumszahlen in den Bereichen E-Mobility und Wasserstoff“
18.02.2025 - Im Gespräch: Wolfgang Mörsch, Pressesprecher bei dem Prüfmaschinenhersteller ZwickRoell
Wir sprechen mit Wolfgang Mörsch, wie ZwickRoell durch Internationalisierung und das Erschließen neuer Branchen wie Wasserstoff und E-Mobility wachsen will, warum das Unternehmen in China oder Nordamerika noch „Aufklärungsarbeit“ leisten muss und wie Prüflösungen Batterien und andere Komponenten für Elektrofahrzeuge optimieren können.
ZwickRoell lag 2024 mit Blick auf Auftragseingang und Umsatz hinter Plan. Doch sagt Klaus Cierocki, CEO/CFO, Wachstum ist möglich. Wie lautet Ihre Strategie?
Wolfgang Mörsch: Unsere Strategie basiert hier auf drei Pfeilern. Zum einen setzen wir weiterhin auf eine starke Internationalisierung beispielsweise mit den USA. Zudem sehen wir in vielen Ländern Asiens wachsende Märkte und eine steigende Nachfrage. Zudem befeuert der Fachkräftemangel in vielen Branchen die Anfragen nach immer stärker automatisierten Prüflösungen, hier forcieren wir als zweiten Pfeiler sozusagen unsere Produktentwicklungen. Zuletzt intensivieren wir unsere Aktivitäten in neuen Branchen. So sehen wir in den Bereichen E-Mobility oder Wasserstoff über die nächsten Jahre weiter starke Wachstumszahlen.
Auf welche Märkte und Branchen richten Sie verstärkt Ihren Fokus?
Wolfgang Mörsch: Rund 50 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit der Kunststoff- und Metallindustrie. Hier wollen wir vor allem der verstärkten Nachfrage nach automatisierten Lösungen gerecht werden. Weiter setzen wir unsere Aktivitäten im Bereich Pharma/Medizin fort. In Nordamerika, Europa und Asien sehen wir ein starkes Wachstum an Produktionskapazitäten für Biopharmazeutika. Diese werden oft mit Autoinjektoren verabreicht, was eine steigende Nachfrage an Prüflösungen für diese Injektionssysteme mit sich bringt. Hinzu kommen wie oben genannt, der Bereich E-Mobility/Wasserstoff, in dem wir weltweit ein großes Potenzial sehen.
Inwieweit unterscheiden sich Ihre Strategien für die verschiedenen Märkte?
Wolfgang Mörsch: In Märkten wie Deutschland oder Europa sind wir Marktführer – hier können wir die Kunden ganz anders ansprechen. In Nordamerika oder China sind wir zwar nicht unbekannt, müssen aber viel mehr die „Geschichte von ZwickRoell“ erzählen und befinden uns im Doing teilweise eher im „Start-up-Modus“.
Welche spezifischen Produkte bieten Sie für diese Branchen an?
Wolfgang Mörsch: Grundsätzlich bieten wir Universal-Prüfmaschinen an, sprich mit unseren Maschinen können eine Vielzahl von mechanischen Prüfungen durchgeführt werden. Jede Branche beziehungsweise jede Prüfanwendung hat unterschiedliche Anforderungen an das „Zusatzequipment“. Abhängig von Material und Norm werden unter anderem unterschiedliche Probenhalter oder Längenänderungsaufnehmer benötigt. Wir stellen quasi die Prüfmaschinen passend zu den Kundenanforderungen zusammen.
Welche Trends im Bereich Mess- und Prüftechnik treiben den Markt aktuell an?
Wolfgang Mörsch: Zum einen geht ein Trend ganz klar in Richtung Automatisierung. Fachkräftemangel auf der einen Seite und Bestrebungen zur Effizienzsteigerung auf der anderen lassen die Nachfrage nach voll- oder teilautomatisierten Prüflösungen in nahezu allen Branchen steigen. Positiver Nebeneffekt, die Sicherheit der Prüfergebnisse wird erhöht, da Fehler quasi ausgeschlossen werden können. Zum anderen sehen wir auch im Bereich der Prüftechnik eine verstärkte Nachfrage nach digitalen Lösungen. Sprich, wie kann ich aus den Prüfergebnissen „mehr herausholen“, Stichwort zentrale Analyse alle Prüfdaten und Trendanalysen.
Wie reagieren Sie auf diese Trends?
Wolfgang Mörsch: Wir haben die Produktentwicklung im Bereich Automatisierung weiter intensiviert und die Lösungen weitgehend standardisiert. Sprich die automatisierten Prüfsysteme gibt es als Paket für bestimmte Anwendungen und/oder Anforderungen. Zudem haben wir das Portfolio „nach unten“ erweitert. So ist beispielsweise mit unserer einfachsten Automatisierungslösung ein wirtschaftlicher Betrieb bereits ab nur zehn Proben am Tag möglich.
Welche Rolle spielen dabei Digitalisierung und KI?
Wolfgang Mörsch: Die Digitalisierung spielt vor allem bei der systematischen Auswertung der Prüf- und Maschinendaten eine große Rolle. Wie können diese großen Datenmengen analysiert werden, um hieraus unter anderem Trendanalysen zu erstellen oder Qualitätsschwankungen frühzeitig zu erkennen. KI-Funktionen kommen momentan bei der Bildauswertung zum Einsatz, wie zum Beispiel bei der Analyse für Härteeindrücken oder bei der Blechumformung.
Prüflösungen für E-Mobility sind ein Bereich, den ZwickRoell verstärkt in den Mittelpunkt rückt. Welche Lösungen bieten Sie hierfür an?
Wolfgang Mörsch: Das Portfolio an Prüflösungen reicht hierbei von der Batteriefolie über die komplette Zelle bis hin zum Elektromotor an sich. In Summe haben wir bereits über 30 verschiedene mechanische Prüfungen realisiert.
Wie unterstützen Ihre Prüflösungen die Optimierung von Batterien und anderen Komponenten für Elektrofahrzeuge?
Wolfgang Mörsch: Primär geht es unseren Kunden um zwei Aspekte: Sicherheit und Effizienz. Zum einen sollen Batterien sicher sein, hier bieten wir zum Beispiel eine Prüflösung an, mit der sogenannte Abuse Tests an kompletten Batteriezellen durchgeführt werden können, um zu ermitteln, welche mechanische Belastungen Batterien etwa bei einem Unfall aushalten können, ohne dass ein sogenanntes „thermisches Durchgehen“ stattfindet. Zum anderen dient eine Vielzahl der Prüfungen dazu, dass die Batterien langlebiger beziehungsweise leistungsfähiger werden. Hierzu werden unter anderem Schäl- und Adhäsionsversuche an ein- oder doppelseitigen Elektrodenbeschichtungen durchgeführt.
Welche Besonderheiten respektive Anforderungen bringt diese Branche mit sich?
Wolfgang Mörsch: Bei E-Mobility sprechen wir immer noch von einer sehr „jungen“ Branche. Das heißt es gibt noch sehr viele Bestrebungen im F&E-Bereich, hier kommen Kunden häufig mit speziellen Anforderungen auf uns zu. Auch sind die standardisierten oder genormten Prüfungen noch nicht so etabliert wie in anderen Branchen, das heißt wir als Hersteller müssen zum einen sehr viel Anwendungsberatung betreiben, zum anderen entwickeln sich Prüfmethoden teils sehr dynamisch weiter.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Prüflösungen den hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards entsprechen?
Wolfgang Mörsch: Zahlreiche Branchen haben entsprechend hohe Sicherheitsstandards, beispielsweise die komplette Automotive-Industrie, Aerospace oder Medizintechnik. Diese Anforderungen sind für uns so zusagen Standard. (agry)
Kontakt
ZwickRoell GmbH & Co. KG
August-Nagel-Str. 11
89079 Ulm
Deutschland
+49 7305 100
+49 7305 10200