Umfrage: Trends in der Sensorik und Messtechnik
07.06.2024 - Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind auch im Bereich Sensorik und Messtechnik die aktuellen Schlagworte. Doch in der Tiefe sind die Trends weit vielfältiger. Wie vielfältig, zeigen die Statements unserer fünf Branchenexperten.
Nadine Rauch, Geschäftsführerin bei Amsys
Der Aufwärtstrend der Sensornachfrage ist nicht zu leugnen und die besten Jahre liegen – durch den Schub von IoT und KI – noch vor uns. Digitalisierung, Miniaturisierung und Effizienzsteigerung der Hardware-Komponenten sind fast schon ein alter Hut im Entwicklungsprozess von Sensoren. Aber nun fließt die KI in den Herstellungsprozess und die Kalibrierung der intelligenten Sensoren ein und neue Möglichkeiten ergeben sich durch die Verbindung immer smarterer Sensoren, deren Vernetzung im IoT-Netz und die Nutzung der erhobenen Messdaten durch die KI.
Großes Potential besteht dabei für die Sensorik und Messtechnik über die industriellen Anwendungen der Automatisierung hinaus in speziellen Anwendungen wie zum Beispiel der Gebäudetechnik, die unsere Wohn- und Aufenthaltsflächen energiesparender und sicherer machen sollen. Neue Anwendungsfelder werden vor allem in der Medizintechnik entstehen. Dort wird es durch weitere Miniaturisierung und innovative Messtechniken für die klinische Behandlung einerseits und der breitgefächerten Überwachung unserer Gesundheitsparameter andererseits zu einem starken Marktzuwachs kommen. Aus dem elektronischen Hightech-gadget zur Pulserfassung wurde ein modisches Fitband, in Verbindung mit der App ein Trend zur physiologischen Kontrolle und daraus eine weitverbreitete Erhebungsmethode. So werden gewählte Lifestyle-Trends, das Streben nach Komfort und Sicherheit die Nachfrage nach Sensoren positiv beeinflussen.
Vor allem optische Sensoren und Sensorsysteme werden nicht nur das autonome Fahren und die Sicherheit im Straßenverkehr beeinflussen, sondern dazu beitragen, dass Datensätze für den Vergleich – und bleiben wir bei der Gesundheit – von Krankheitsfällen zur Analyse verfügbar sind. Bei der Auswertung der Daten wird die KI eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Neben einer reinen Mengensteigerung an Sensoren, ist man heute schon dabei, die Hardware energieeffizienter zu gestalten und morgen werden wir vielleicht mehr von Energy Harvesting und Biosensoren hören.
Was wir in Zukunft erfassen, wie und womit wir messen werden, sind Fragen, die die Sensorik und Messtechnik betreffen und durch die steigenden Nachfrage, in einer zunehmend elektrisierten Welt, eine rosige Zukunft vorhersagen. Einen ethischen Hauch bekommt das Ganze, wenn wir dem situativen Nutzen die Notwendigkeit und Abhängigkeit gegenüberstellen und überdenken, wie wir diese Datenmengen in der Folge verwenden werden.
Guy Beaho, Leiter Branchenmanagement bei Jumo
Wir bei Jumo sehen großes Potenzial bei Single Pair Ethernet (SPE). SPE ist für die Sensor- und Messtechnik von Bedeutung, da es die Infrastruktur vereinfacht und die Installationskosten senkt. SPE bietet zudem hohe Datenraten und ist robust gegenüber industriellen Störungen. In Zukunft wird meiner Ansicht nach SPE eine Schlüsselrolle bei der weiteren Digitalisierung industrieller Umgebungen spielen, indem es eine einfache, kostengünstige und effiziente Möglichkeit bietet, eine große Anzahl von Sensoren in einem Netzwerk zu integrieren. Dies wird besonders in der Industrie 4.0 und bei IIoT-Anwendungen eine erhebliche Rolle spielen.
Einen weiteren Trend sehe ich bei der Entwicklung von Sensoren mit energieeffizienter Technologie, die auch in schwierigen Umgebungsbedingungen zuverlässig arbeiten. Dazu zählen wir bei Jumo Sensoren, die unter extremen Temperaturen, Drücken oder in korrosiven Umgebungen einsetzbar sind. Spannend wird die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Sensoren, wodurch diese in die Lage versetzt werden, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Diese „Smart Sensors“ werden echte Gamechanger werden. Die Miniaturisierung bleibt ein fortlaufender Trend, kleinere und leistungsfähigere Sensoren bleiben gefragt.
Auf der mechanischen Seite hingegen passiert momentan nicht viel. Edelstahl wird (aus Gewichts- und Kostengründen) durch leichtere oder andere kostengünstigere Materialien ersetzt. Bei der Mechanik ist derzeit nicht viel Musik drin.
Jan Tippner, Head of Sales bei Delphin Technology
Betrachtet man das aktuelle Marktgeschehen, so wird sehr schnell deutlich: Enorm gestiegene Energie- und Betriebskosten sowie der zunehmende Wettbewerb zwingen die Betreiber von Maschinen und Anlagen dazu, immer effizienter und kostengünstiger zu agieren. Stillstandzeiten müssen unbedingt vermieden werden, um auch längerfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und am Markt bestehen zu können. Die Anforderungen an die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Maschinen und Anlagen steigen stetig an. Genau aus diesen Gründen bieten immer mehr Hersteller ihren Kunden mittlerweile Add-Ons wie beispielsweise „Messtechnik respektive Monitoring as a Service“ an. Hierbei wird zusätzliche Messtechnik direkt in die Maschinen und Anlagen integriert, um dem Kunden ein permanentes Monitoring der wichtigsten Betriebs- und Prozessdaten zu bieten. Besonders bei älteren Maschinen und Anlagen mit wenigen Schnittstellen und veralteter Technik bedeutet ein solches Digitalisierungsprojekt jedoch meist einen hohen Kosten- und Arbeitsaufwand. Genau hier setzen wir bereits in zahlreichen Projekten unsere flexible Messtechnik-Hardware sowie unsere Messdaten-Software, das Delphin Data Center, ein. Beides vernetzt Maschinen und Anlagen weltweit und ist somit der Einstieg für Industrie 4.0 und IIoT. Alter, Standort und Schnittstellen der verschiedenen Datenquellen spielen dabei keine Rolle. Aus unserer Sicht ist dies auf jeden Fall auch besonders im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung ein sehr interessantes Geschäftsmodell und wird kontinuierlich ausgebaut.
Heinrich Steger, Leitung Strategisches Produktmarketing bei Polytec
Die Branche ist nach wie vor sehr dynamisch, die wachsenden Anforderungen der Anwender nach Präzision und Effizienz treffen auf innovative Lösungen, die sowohl durch neue, vor allem datengetriebene Technologien wie maschinelles Lernen vorangetrieben werden, als auch durch die konsequente Weiterentwicklung des Bewährten bis an die Grenzen des Machbaren wie im Bereich der optischen Messverfahren.
Speziell hier kann die Produktivität immer noch weiter gesteigert werden. So sorgen neueste optische Designs wie die Polytec QTec-Mehrkanal-Interferometrie für exzellente Datenqualität in der optischen Schwingungsmessung bei gleichzeitig sehr kurzen Messzeiten oder die innovative RotoVib-Teststation für eine vollständige Automatisierung der experimentellen Modalanalyse.
Digitalisierung treibt den End-of-Line-Test: Der Fokus auf automatisierte Testverfahren, die eine kontinuierliche Überwachung und ein schnelles Feedback ermöglichen, um Produktionsfehler und kritische Trends frühzeitig zu erkennen und Ausschuss zu minimieren, wird sich weiter verstärken. Die vollständige Digitalisierung des Prüffeldes ist dafür eine notwendige Voraussetzung. Beispielhaft sei hier das Polytec IVS-Industrie-Vibrometer genannt, das Messgrößen wie Schwingweg, Geschwindigkeit oder Beschleunigung per Ethernet direkt in die Fertigungssteuerung liefert, ohne dass eine zusätzliche konventionelle Datenerfassung hierfür erforderlich ist.
Wolfgang Mörsch, Sachgebietsleiter Marketing International bei ZwickRoell
Digitalisierung und Nachhaltigkeit kann man zwar sicherlich nicht mehr als Trends bezeichnen, doch sind diese beiden Themen für uns als Unternehmen maßgeblich für Innovationen und neue Produkte. Die Digitalisierung spielt für uns als Prüfmaschinenhersteller weiter eine entscheidende Rolle in den nächsten Jahren. Unsere Kunden produzieren mit ihren Prüfmaschinen eine enorme Menge an Messdaten. Das Potenzial dieser Big Testing Data ist bisher noch nahezu ungenutzt. Ein intelligentes Test Data Management bietet hier einen deutlichen Mehrwert. Mess- und Maschinendaten, auch von mehreren Maschinen und Standorten, können hier in Echtzeit ausgewertet und für Trendanalysen oder Predictive-Maintenance-Funktionen herangezogen werden. Dies steigert die Effizienz, reduziert Fehler und Ausfallzeiten. Sicherlich wird auch das Thema KI bei der Analyse dieser Daten zukünftig eine wichtige Rolle spielen.
Getrieben werden wir als Hersteller auch von den globalen Megatrends Nachhaltigkeit respektive Net Zero. Dies spiegelt sich beispielsweise in der enormen Nachfrage nach unseren Wasserstoffprüflösungen wider. Mit dem zunehmenden Fokus auf CO2 neutrale Energieversorgung und alternativen Antriebstechnologien steigt die Notwendigkeit von Prüflösungen entlang der kompletten Wertschöpfungskette der Wasserstofftechnologie. Das beginnt bei Prüflösungen für Elektrolyseure, über Prüfsysteme für Wasserstoffleitungen und -Tanks bis hin zu Prüfanwendungen für Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Batterien.
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