Automatisierung

Per Touch zur eisigen Abkühlung

Automatisierungslösung erlaubt Realisierung eines Tiefkühlverkaufsautomaten mit Waren­korbfunktion, digitalen Informationsfeldern für Allergene und Inhaltsstoffe, flexibel einsetzbaren Zahl­systemen und Touch-Bedienflächen

19.07.2022 - Eisautomaten in Schwimmbädern, Vergnügungsparks oder Raststätten verschaffen an heißen Tagen Abkühlung. Die Auswahl und Bezahlung an der aktuellen Automatengeneration ist allerdings alles andere als ein Vergnügen. Die Seco Manufaktur will dies mit seinem Secomat IC One Indoor ändern.

In den heißer werdenden Sommern sehnt man sich nach Abkühlung, zum Beispiel durch ein leckeres Eis. Während die Digitalisierung fast überall im Alltag Einzug hält, wirken viele Eisautomaten wie aus dem vergangenen Jahrhundert: Zahlen kann man nur mit Münzen und für jedes Eis einzeln. Bei einer vierköpfigen Familie kann das dann schon mal dauern. So schmilzt das erste Eis vor sich hin, wenn das letzte in die Ausgabe fällt. Und wenn sich dann noch die Schlange hinter einem murrend bemerkbar macht, wird klar, dass es eine moderne Alternative geben sollte. 

In Deutschland sind rund 1,5 Millionen Verkaufsautomaten in Betrieb, vorwiegend aufgestellt an Autobahnraststätten, Schwimmbädern, Freizeitparks oder Flughäfen, viele davon werden von dem Unternehmen Seco Kältetechnik betreut, das 1993 in Bochum gegründet wurde. Was als Planungsbüro für Großkälteanlagen begann, entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem Vollservice in allen Bereichen der Kältetechnik. In Deutschland und Österreich wenden sich Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel, dem Discount, der Industrie sowie Kühlmöbelhersteller an Seco. Hierfür wurde die Seco Manufaktur gegründet und der Produkt-Launch der „alten“ Automaten konnte nach 1,5 Jahren Entwicklungszeit mit dem High-End-Verkaufsautomaten Secomat IC One Indoor beginnen. Erstmalig gibt es nun einen Tiefkühlverkaufsautomaten mit Warenkorbfunktion, digitalen Informationsfeldern für Allergene und Inhaltsstoffe, flexibel einsetzbare Zahlsysteme (beispielsweise EC-, Kreditkarte, RFID oder ApplePay) und Touch-Bedienflächen, auf denen Videos oder Werbung integriert sind. Preis- und Produktänderung können online durchgeführt werden. „Der Secomat IC One zeigt sich auch gesellschaftlich kompatibel“, erklärt Sabine Nicole Delimèle, die die Leitung des internationalen Vertriebs übernommen hat. Sehbehinderte Personen können mittels Blindenschrift den Eisautomaten ohne Hilfe bedienen. Kleinstmengen an Propan als Kältemittel sorgen für eine grüne, flexible Aufstellung an unterschiedlichen Plätzen. Ein Hingucker ist vor allem das Innenleben, das durch eine große transparente Schreibe zu sehen ist. Denn nach der Auswahl des jeweiligen Eis bewegt sich laufruhig eine Roboterkinematik im Inneren, öffnet die Tiefkühltruhe, entnimmt das Eis und legt es in das Ausgabefach. 

Modularer Baukasten erlaubt „unendliche“ Möglichkeiten

Diese zentrale Roboterkinematik stammt von Igus und nennt sich Apiro. Der Begriff ist an das griechische Wort für unendlich angelehnt, da sich mit dem modularen Baukasten nahezu unendliche Robotikmöglichkeiten realisieren lassen. Im Mittelpunkt stehen tribologisch optimierte Schneckengetriebe. Die korrosionsfreien und chemikalienresistenten Hochleistungskunststoffe sorgen für eine hohe Stabilität, geringes Gewicht, Langlebigkeit und Wartungsfreiheit. Die Verbindung der Gelenke erfolgt beim Apiro-Baukasten über ein Multifunktionsprofil aus Aluminium. Es ermöglicht, Antriebswellen in der Mitte durch einen Hohlraum zu führen, was sich das invertierte Schneckengetriebe zu Nutze macht. Durch das Getriebe rotiert das durchlaufende Aluminiumprofil, wodurch sich sein Einsatz ideal für Robotik- und Rotationsanwendungen eignet. Bei dem Schneckengetriebe mit Linearbewegung kann das Aluminiumprofil linear durch das Getriebe verfahren oder das Getriebe verfährt auf dem Linearprofil. Alle Schneckengetriebe sind zudem besonders spielarm. Das Multifunktionsprofil bietet dem Anwender zusätzlich die Möglichkeit, die verschiedenen Getriebe der Drygear-Apiro-Serie seriell zu verbinden. Parallele Gelenkverbindungen sind ebenfalls möglich, indem mehrere Apiro-Gelenke nebeneinandergesetzt werden. Dadurch ergeben sich unzählige Kombinationsmöglichkeiten, um verschiedene Anwendungen zu automatisieren, wie die Eisentnahme im Secomat IC One. „Diese Flexibilität war einer der Punkte, warum wir im Entwicklungsprozess auf den Apiro-Baukasten gesetzt haben“, erinnert sich Frank Kuhn, Geschäftsführer der Seco Manufaktur. „Zuerst hatten wir an einen Scara-Roboter gedacht. Es stellte sich allerdings schnell heraus, dass mit der Zeit die Fehlerquote recht hoch ist, wenn dieser Aufbau nicht in einer Fabrik steht und ständig gewartet werden kann. Gerade verminderte Wartungsintervalle und Langlebigkeit waren uns aber besonders wichtig.“ Zusammen mit den Experten von Igus wurden im Entwicklungsprozess verschiedene Apiro-Kinematiken ausprobiert, bis das Ergebnis schließlich feststand. Zusätzlich zum 3-Achsen-Portal kommen im finalen Komplettsystem zwei Energieketten der Serie E2 sowie Chainflex-Leitungen, ebenfalls von Igus, zum Einsatz. „Es ist nicht nur technisch optimal, sondern auch optisch. Denn die Eisentnahme findet ja im Sichtbereich statt, da wollten wir keine „kühle“ industrielle Lösung. Vielmehr sollte es auch ein visuell ansprechendes System sein und den Nutzer neugierig machen.“

Geplant: Outdoor-Version, Heißgetränke und Suppen

Neugierig gemacht hat die Seco Kältemanufaktur auch zahlreiche international agierende Eisanbieter. Denn der Secomat IC One bietet auch Vorteile für Anbieter und Betreiber. Durch eine smarte Webanbindung können die Displays mit Informationen aus der Ferne bespielt oder aber gut laufende Eissorten evaluiert werden. Durch die generierten Daten ist eine Planung der Bestellungen deutlich einfacher, gleichzeitig können neue Eissorten und Angebote getestet werden. Für Frank Kuhn ist auch der nächste Entwicklungsschritt schon klar: „Neben dieser Indoor-Version arbeiten wir bereits an einer Outdoor-Version des Secomat IC One.“ Und für die kälteren Tage ist eine Variante geplant, die heiße Getränke oder Suppen ausgeben kann. „Langfristig ist sogar denkbar, dass wir Ladestationen und Ausgabeautomaten miteinander kombinieren, so dass, wenn ein E-Auto lädt, man sich die Wartezeit mit einem kühlen Eis oder einer heißen Suppe verkürzen kann.“ 

Autor
Andrej Schmidt, Industry Manager Vending Machines bei Igus

Kontakt

Igus GmbH

Spicher Str. 1 a
51147 Köln

+49 2203 9649 0

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