MVTec Innovation Day 2024 war erneut Treffpunkt der Bildverarbeitungsbranche
24.04.2024 - MVTec, Hersteller von Bildverarbeitungs-Software lud zum Innovation Day ein, wo es neben Vorträgen auch Gelegenheit zum Networking sowie zum Austausch über wirtschaftliche Trends ging.
Der MVTec Innovation Day war wieder einmal ein Treffpunkt der Branche. Das zeigten einerseits die Teilnehmerzahlen: Rund 190 Besucherinnen und Besucher waren vor Ort in Fürstenfeldbruck, im Livestream schauten sich die Veranstaltung bis zu 120 Personen gleichzeitig an (zwischenzeitlich waren also sicher deutlich mehr dabei). Andererseits waren in den Pausen Vertreter des Who-is-who der Bildverarbeitungsbranche anwesend, um die Gelegenheit für das Netzwerken zu nutzen. Ein Teilnehmer drückte es überspitzt aus: „Ich komme nicht wegen der Vorträge, sondern fürs Networking.“
Nichtsdestotrotz war das Programm erneut dicht gepackt mit Vorträgen zu einer großen Bandbreite an Themen. Darunter ein Beitrag von Ulf Schulmeyer, Produktmanager Merlic, und Xin Jin, Applikationsingenieur, die anhand eines praktischen Beispiels die Flexibilität und Vielfältigkeit von Merlic zeigten.
Ebenfalls besonders spannend waren die Ausführungen von Enwicklungsingenieur Michael Fauser, der einen Ausblick auf die Weiterentwicklung von Deep-Learning-Funktionen bei MVTec gab.
Genauso einen Besuch wert war der Live-Demobereich, in dem das Unternehmen zahlreiche Applikationen zeigte. Darunter eine Codelese-Demo und eine Zählapplikation mittels Deep Learning sowie ein Beispiel für die Batterieinspektion.
Bevor es jedoch mit dem ersten offiziellen Programpunkt losging, lud MVTec erneut zum Pressegespräch mit Geschäftsführer Dr. Olaf Munkelt und Dr. Maximilian Lückenhaus, Director, Marketing + Business Development, bei dem beide über die globalen Trends sprachen sowie darüber berichteten, wie MVTec in derzeitigen Umfeld agiert.
Gesamtwirtschaft: „Raue See“ im Geschäftsjahr 2023
Zunächst gab Munkelt einen Überblick zum Geschäftsjahr 2023. Gesamtwirtschaftlich betrachtet, war es im Vergleich zum Vorjahr schwierig, eine Fahrt auf „rauer See“. Schuld waren mehrere Faktoren, die sich auf alle Branchen zugleich auswirkten: eine hohe Inflation, der Krieg in der Ukraine, zurückgehende Aufträge und einiges mehr. Letzteres war besonders bitter, weil sich während der Coronapandemie ein hoher Auftragsbestand angesammelt hatte, der die Produktion nicht nur in der Bildverarbeitungsbranche bis weit ins Jahr 2023 voll auslastete. Doch es kamen viel zu wenige nach, weshalb der Auftragsbestand im dritten Quartal abgebaut war. Mit den bekannten Folgen für Umsatz und Gewinn. So meldet der VDMA für seine Mitgliedsfirmen ein Nullwachstum.
Entsprechend fiel das Geschäftsklima in der EU seit dem Jahr 2021 in allen Branchen fast kontinuierlich. In Deutschland stagnierte das Bruttoinlandsprodukt. Der Grund für letzteres, führte Munkelt aus, sei allerdings vor allem in den ausgelaufenen Coronahilfen zu suchen. Sprich: Die staatlichen Investitionen wurden zurückgefahren.
MVTec: Auch 2023 deutlich gewachsen
MVTec konnte seinen Umsatz im Geschäftsjahr allerdings um 4 bis 5 Prozent auf rund 38 Millionen Euro erhöhen und die Mitarbeiterzahl auf 270. Munkelt sieht als Hauptgrund für den Erfolg die breite Ausrichtung, sowohl länderspezifisch – Hauptabsatzmärkte sind neben DACH Japan, USA, China – als auch branchenspezifisch – Die Halbleiterbranche bringt derzeit hohe Umsatzanteile, aber auch Automobil (5–10 Prozent vom Umsatz), Nahrungsmittel, Verpackung und andere.
Für das Jahr 2024 rechnet Munkelt mit einem „Wachstum im oberen einstelligen Prozentbereich“. Um das einzuordnen: Der VDMA rechnet dagegen mit einem Produktionsminus von 4 Prozent für den gesamten Maschinenbau. Der Fachverband Robotik + Automation (wozu auch die Bildverarbeitung gehört) geht von einem Umsatzplus von 4 Prozent aus.
Vorhaben für 2024: Niederlassung in Taiwan, mehr Schnittstellen, mehr KI
Dr. Maximilian Lückenhaus erläuterte die anstehenden Projekte für das laufende Jahr 2024. Demnach will MVTec eine Niederlassung in Taiwan gründen. Eröffnet werden soll sie im Mai oder Juni.
Produktseitig arbeitet das Unternehmen weiter an KI-Technologien wie Maßnahmen gegen das „katastrophale Vergessen“. So bezeichnet man den Fall, wenn ein zuvor zuverlässiges KI-Modell nach dem Hinzufügen einer neuen Kategorie eine oder mehrere alte vergisst, diese Objekte also plötzlich nicht mehr erkennt. Das macht das Modell unbrauchbar und zwingt den Anwender letztlich dazu, ein komplett neues KI-Modell zu implementieren.
Außerdem will MVTec die Schnittstellen von Halcon und Merlic erweitern, um die jeweilige Software einfacher und besser in bestehende Produktionsprozesse integrieren zu können. Konkret genannt hat Lückenhaus die Anbindung an Modbus (für Steuerungen von Schneider Electric), das bereits in der aktuellen Merlic-Version implementiert ist, sowie die Anbindung an Siemens Edge.
Beim „Deep Learning Tool“, eine Software zum Labeln von Objekten für die Integration in Halcon oder Merlic, soll das Labeln weiter vereinfacht werden. Außerdem will MVTec die Kollaborationsmöglichkeiten ausbauen, um das gemeinsame Arbeiten an einem KI-Modell in einem Unternehmen zu verbessern.