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Künstliche Intelligenz: Relevanz von Digitalkompetenz und kritischem Denken steigt

30.08.2024 - Studie der Uni Hohenheim zeigt: KI führt zu neuen Anforderungen an die Menschen

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Bedeutung von grundlegenden menschlichen Kompetenzen − von der Bildung über den Beruf bis hin zum privaten Leben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter Leitung der Universität Hohenheim in Stuttgart. Danach gewinnen methodische Basiskompetenzen wie kritisches Denken und Problemlösungskompetenz stark an Bedeutung. Auch die Digitalkompetenz wird immer wichtiger, während die Relevanz von Fremdsprachenkenntnissen abnimmt. Soziale Basiskompetenzen bleiben weitgehend stabil. Ein Whitepaper fasst die Ergebnisse zusammen und gibt Empfehlungen, wie die Erkenntnisse in Bildungsprogramme und Arbeitsorganisation eingebaut werden können. Es ist hier abrufbar. 

Künstliche Intelligenz beeinflusst mittlerweile sämtliche Lebensbereiche, sei es im Beruf, im privaten Umfeld oder auch in der Bildung. Sprachgesteuerte Assistenzsysteme wie Alexa, Siri und Cortana oder Computer Vision zum Entsperren von Smartphones sind nur einige Beispiele, die zu einer immer häufigeren Nutzung von KI-Systemen im Alltag führen. In jüngster Zeit finden zudem sogenannte generative KI-Systeme wie ChatGPT oder GeminiAI immer größere Verbreitung.
 
„Künstliche Intelligenz zieht in alle Lebensbereiche ein und verändert sie“, so Studienleiter Prof. Dr. Henner Gimpel von der Universität Hohenheim. „Dabei dient Künstliche Intelligenz derzeit vorrangig als unterstützendes Werkzeug“, erklärt der Experte. „Jedoch zeichnet sich ab, dass KI in Zukunft vermehrt Tätigkeiten zu einem großen Teil oder sogar ganz übernehmen wird. Diese neuen Möglichkeiten verändern die erforderlichen Kompetenzen von Menschen, die zunehmend mit KI zu tun haben.“

  
Wie verändert sich die Bedeutung von Basiskompetenzen im Zeitalter von KI? 

Doch welchen Einfluss hat dies auf die Fähigkeiten der Menschen, den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden? Wie sollten Bildungseinrichtungen, Arbeitgeber:innen und die Gesellschaft insgesamt auf die Veränderungen reagieren? Diesen Fragen sind Forschende vom Fachgebiet Digitales Management an der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Informationsmanagement (FIM) und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) nachgegangen.
 
Ihr Augenmerk galt den sogenannten Basiskompetenzen, die oft auch als Schlüsselkompetenzen bezeichnet werden. „Gemeint ist damit eine Kombination aus Fertigkeiten, Wissen und Einstellungen, die zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe oder Aktivität erforderlich sind“, erläutert Dr. Julia Lanzl von der Universität Hohenheim. „Diese Kompetenzen decken alle Lebensbereiche ab und können in vielen verschiedenen Zusammenhängen eingesetzt werden. Gleichzeitig bilden sie die Grundlage für die Entwicklung weiterer spezifischer, kontextbezogener Fähigkeiten.“
 
„Damit sich Bildungseinrichtungen, Arbeitgeber:innen und Individuen auf die Veränderung einstellen können, müssen sie wissen, wie sich die Bedeutung einzelner Basiskompetenzen durch KI verändern wird“, sagt Frederik Schöttl, Doktorand im Fachgebiet Digitales Management. „Ein gutes Prognose-Tool ist eine sogenannten Delphi-Studie, bei der die Befragten immer wieder mit den Einschätzungen der anderen Teilnehmenden konfrontiert werden und diese bewerten.“ So entstand ein Meinungsbild von 34 Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis, die sich entweder innerhalb der Forschung oder dem individuellen Beruf intensiv mit Kompetenzen und/oder KI beschäftigt haben.
 

Methodische Basiskompetenzen gewinnen an Bedeutung

Demnach werden methodische Basiskompetenzen wie kritisches Denken, Entscheidungskompetenz, analytisches Denken und Problemlösungskompetenz durch die zunehmende Nutzung von KI an Wichtigkeit gewinnen. „KI kann viele Aufgaben automatisieren, aber die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen und kritisch zu hinterfragen, bleibt eine menschliche Domäne“, analysiert Frederik Schöttl die Studienergebnisse. „Die Menschen müssen in der Lage sein die Ergebnisse von KI-Systemen auf ihre Korrektheit und Glaubwürdigkeit zu prüfen. Aufgrund der ‚Black-Box‘-Natur vieler KI-Systeme und der generativen KI-Technologien wird besonders das kritische Denken immer wichtiger.“

Eine zunehmende Bedeutung zeigt sich auch bei der Digitalkompetenz: „In einer von KI geprägten Welt ist es unerlässlich, digitale Technologien zu verstehen und anzuwenden“, sagt Prof. Dr. Gimpel. „Die Fähigkeit digitale Werkzeuge und Technologien effektiv zu nutzen, wird in nahezu allen Lebensbereichen unerlässlich. Dies könnte bedeuten, dass die Digitalkompetenz in Zukunft spezialisierter und die Fähigkeit zur KI-Nutzung zu einer eigenständigen Kompetenz wird.“
 
Die Expert:innen in der Studie kommen jedoch auch zu dem Schluss, dass Fremdsprachenkenntnisse an Bedeutung verlieren. „KI-Technologien sind zunehmend in der Lage, Übersetzungen und sprachliche Kommunikation zu übernehmen, wodurch der Bedarf an traditionellen Fremdsprachenkenntnissen sinkt“, so Mike Possin, wissenschaftliche Hilfskraft. „Nichtsdestoweniger ist es aktuell immer noch nötig, das Ergebnis einer KI-generierten Übersetzung zu überprüfen.“
 

Soziale Basiskompetenzen bleiben weitgehend unbeeinflusst

Soziale Basiskompetenzen wie Fähigkeit zur Empathie, Kommunikation und Zusammenarbeit bleiben weitgehend stabil in ihrer Bedeutung. „Menschliche Interaktionen sind nur in geringem Maße durch KI ersetzbar“, erklärt Dr. Lanzl. „KI kann hier zwar in einigen Aspekte unterstützen, aber echte menschliche Verbindungen und das Verständnis emotionaler und sozialer Kontexte sind zumindest bisher schwer zu automatisieren.“
 
Eine Ausnahme bilde die Ethik- und Kulturkompetenz: „Sie gewinnt an Relevanz, da die Notwendigkeit steigt moralische Normen und Werte im Umgang mit KI zu hinterfragen und zu überwachen.“

 

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