Intelligentes Management des Kabelbestands
03.05.2024 - Smarte Kabeltrommel ermöglicht Überblick über Lagerbestand – nahezu in Echtzeit
Stillstand in der Fertigung wird schnell teuer – zum Beispiel, wenn die Kabelrolle leer ist und die Produktion stillsteht. Aktuell kann in vielen Unternehmen über die verbleibende Restmenge an Kabeln im Lager nur spekuliert werden. Eine Lösung soll hier Abhilfe schaffen: intelligente Sensorik für das Kabeltrommelregal.
„Innovation ist kein Selbstzweck, sondern muss immer auf ein konkretes Bedürfnis ausgerichtet sein“, so Dominik Schmalzried, Global Business Process Owner Digital Innovation bei Lapp. In Gesprächen mit Kund:innen identifizierte er den fehlenden Überblick über ihren eigenen Kabelbestand als solches Bedürfnis. Er erinnert sich an ein Gespräch: „Einem Kunden, mit dem ich gesprochen habe, ging ein wichtiges Kabel im ungünstigsten Moment aus, der Maschinenbau stand still, und das Unternehmen musste pro Woche Verzögerung ein Prozent des Maschinenwerts als Abschlagszahlung leisten – da kamen schnell unnötige Kosten von mehreren Tausend Euro pro Woche zusammen.“
Die Idee einer intelligenten Kabeltrommel ist bei Lapp nicht neu: Die Trommel überwacht zum einen die Entnahme von Kabellänge, zum anderen bestellt sie automatisch nach, sobald eine Mindestmenge unterschritten wird. Aufgrund der erkannten Bedarfe seitens der Kund:innen hat das Unternehmen das Projekt für intelligentes Kabelbestands-Management wieder aufgegriffen, unter Federführung von Dominik Schmalzried. Gemeinsam mit seinen Kollegen Manuel Richter, Digital Sales Manager, und Patrick Olivan, Head of Business Development, entwickelte er ein System namens eKanban in enger Abstimmung mit Kund:innen weiter.
Trägheitssensor misst Umdrehungen und damit die entnommene Kabellänge
Zunächst sollten Abstandssensoren die entnommene Kabelmenge und deren Verbleib messen. Doch diese Methode erwies sich als zu ungenau. In einer zweiten Version entschied sich das Team für einen Trägheitssensor, der die Umdrehungen der Trommel misst und daraus die entnommene Kabelmenge berechnet. „Statt zehn bis 15 Prozent Ungenauigkeit liegen wir mit der neuen technischen Lösung bei einer Abweichung von +/-1 Prozent – das ist für den Anwendungszweck mehr als akzeptabel“, so Dominik Schmalzried. Die Lösung ließ sich Lapp daher patentieren. Sie besteht aus dem erwähnten Trägheitssensor an der Kabeltrommel oder der Achse und einem Display, das am Trommelregal angebracht ist. Die Hauptschlagader ist ein webbasiertes Dashboard, in dem sowohl die Monteure der Kund:innen als auch Einkäufer:innen von ihrem Arbeitsplatz Zugriff auf alle Kabelbestände haben. Die Sensorik zeichnet sich durch eine lange Akkulaufzeit aus und lässt sich an bestehenden Kabelregalen und -trommeln nachrüsten. Hinzu kommt eine Anbindung an digitale Systeme von Lapp. Schnittstellen zu ERP-Systemen soll das eKanban im Zuge der Entwicklung zur Serienreife später ebenfalls bieten: Industrie 4.0 für das Kabelbestands-Management. Damit soll eKanban das Kabelbestands-Management und die Prozesssicherheit revolutionieren, auch bei Regalen und Trommeln anderer Anbieter:innen.
Automatisches Kabelmanagement in Echtzeit
Konfigurieren und kontrollieren lässt sich das System auf einem digitalen Dashboard. Angezeigt wird der Füllstand der Kabeltrommeln nahezu in Echtzeit. Zudem kann ein Schwellenwert für automatische Bestellungen festlegt und der Bestelltermin flexibel eingerichtet werden, wenn das System an Lapp angebunden ist. „Die Daten, die unsere Sensoren erfassen, helfen vorauszusagen, wie viel Kabellänge in einem bestimmten Zeitraum verbraucht wird. Das System prüft, wie lange eine Lieferung zu diesem Zeitpunkt dauert“, erklärt Dominik Schmalzried.
Durch einen Abgleich der Verbrauchs- und Lieferprognosedaten kann das System die Nachbestellung so terminieren, dass Nachschub rechtzeitig da ist. Solche Lösungen werden bald die Regel sein, da ist sich Dominik Schmalried sicher: „Unternehmen erleben heute hochkompetitive Märkte und müssen daher auf höchstmögliche Effizienz setzen. Zudem sind sie auf maximale Prozesssicherheit angewiesen. Letzteres ist aufgrund strapazierter Lieferketten eine besondere Herausforderung. Vernetzung und Automatisierung bieten hier großes Potenzial, weil sie ineffiziente, manuelle und damit fehleranfällige Prozesse reduzieren. Und weil sie auf Kunden- wie auch auf Lieferantenseite mehr Transparenz schaffen, welche die Planbarkeit verbessert.“
Autorin
Ann-Kathrin Hoffmann, Marketing Communications