Frank Winter, Geschäftsführer B&R Deutschland„Weiterhin historische Höchststände“
17.06.2011 -
B&R Deutschland freut sich über einen ständigen Zuwachs an Neukunden. Dadurch gewinnt das Unternehmen nicht nur Marktanteile, die Verantwortlichen können auch historische Höchststände bei den Monatsumsätzen verkünden. Und das bereits seit Anfang 2010, als andere Unternehmen noch mitten in der Krise steckten, informiert Frank Winter, Geschäftsführer von B&R Deutschland. Für welche Überraschungen B&R im Jahr 2011 gut ist und welche Ziele das Unternehmen weiterhin verfolgt, das fanden wir in einem persönlichen Gespräch mit Frank Winter heraus.
messtec drives Automation: Welche Themen stehen für B&R dieses Jahr besonders im Fokus?
F. Winter: Zunächst einmal stehen bei B&R die Trendthemen Energieoptimierung und regenerative Energien, vor allem die Windkraft, im Fokus. Auch der Bereich Motion Control ist in diesem Jahr wieder ein Schwerpunkt. Schließlich liefert der Acopos Multi 65 ganz neue Möglichkeiten bei der dezentralen Servoverstärker-Anordnung im Maschinen-Umfeld. Und natürlich das Thema Safety, das durchgängig über Powerlink und mit Open Safety quasi über alle namhaften Feldbusse von uns forciert wird.
Sie haben kürzlich eine Kooperation mit Altera bekannt gegeben. Damit wollen Sie sicherlich auch Sensor-Hersteller den Einstieg in die Powerlink-Technologie schmackhaft machen. Wie erfolgreich ist Powerlink derzeit? Und wo liegen die Kosten für Powerlink-ASIC-Lösungen?
F. Winter: Ich behaupte, was installierte Systeme und Knoten im Feld angeht, liegt B&R vor EtherCAT. Der Hauptanteil der Powerlink-Anwendungen liegt derzeit allerdings bei B&R-Usern. Hier haben wir sicherlich einen Nachholbedarf was die Breite des Anwenderspektrums angeht, speziell auch außerhalb des Maschinenbaus. Natürlich kann ich mehr Knoten im Feld aufweisen, je mehr Sensorhersteller ich dazu bewege, Powerlink zu berücksichtigen. Das war sicher ein Argument für die Kooperation mit Altera. Die Kosten pro Powerlink-ASIC wollten wir möglichst Stückzahl-unabhängig halten, sie belaufen sich auf ca. 5 € pro ASIC. Das ist ein Weg, um letztendlich auch bei den Sensoren- und Komponentenherstellern eine größere Breite zu erlangen.
Weiterhin zeigen Powerlink-Anwendungen - speziell bei interessanten Komplettlösungen mit Motion-Control - eine deutlich höhere Performance als die meisten anderen Ethernet-basierten Protokolle.
Wie schnell, schätzen Sie, wird es dauern, bis diese Bemühungen fruchten?
F. Winter: Ich denke, dass unsere Strategie relativ schnell greifen wird, denn wir gehen aktiv auf die Sensorhersteller zu. Meine Prognose: 2012, 2013. Das sind normale Reaktionszeiten im Markt. So ein Sensor ist zwar eine anspruchsvolle Entwicklung, aber zeitlich überschaubar.
Bei einem induktiven Näherungsschalter macht es vielleicht keinen Sinn, einen Powerlink-Knoten zu integrieren. Aber je komplexer die Informationen sind, die übertragen werden sollen, desto eher macht es Sinn, einen Knoten anzubringen. Und das sind ja auch riesige Märkte für die Sensorhersteller. Denn wenn B&R um 20% wächst, und Powerlink auf dieser Schiene mit mehr als 20% wächst, dann ist das allein auf B&R bezogen schon ein enormer Wachstumsmarkt.
Wettbewerber von Ihnen binden auch klassische Messtechnik in ihre Automatisierungslösungen mit ein. Wie sieht es hier bei B&R aus?
F. Winter: Es ist nicht so, dass wir den Markt in der Vergangenheit nicht bedient hätten. Zum Beispiel Motorprüfstände: Das sind Anwendungen, in denen B&R strenggenommen Messtechnik mit einbindet. Und solche Prüfstände kann man nur realisieren, wenn man auch schnell hochaufgelöste Daten erfassen kann. Eine hohe Auflösung und eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit: Dadurch zeichnen sich die B&R-Systeme jeder Generation aus.
Sie haben Ende letzten Jahres eine Kooperation mit Cognex bekannt gegeben. Wie wichtig ist B&R das Thema Bildverarbeitung?
F. Winter: Die Themen Automatisierung und Bildverarbeitung wachsen sicherlich zusammen. Man muss die Überschneidungen berücksichtigen und letztendlich die Möglichkeiten nutzen, die sich daraus ergeben. Hierbei geht es vor allem um die Schnittstelle, ein Feldbusanschluss oder eine andere Art der schnellen Kommunikation. Daran angebunden brauchen Sie dann spezielle Inspektionssysteme. Deswegen haben unsere Industrie-PCs schon seit vielen Jahren Gigabit-Ethernet on Board, bzw. konnten mit einem Modul entsprechend aufgerüstet werden. Was nutzt es, wenn eine Kamera über das schnelle Ethernet Informationen liefert, ich die Daten aber nicht schnell genug verarbeiten kann, um z.B. eine Flasche auszusortieren. Deshalb optimieren wir unsere Industrie-PCs und Komponenten derart, dass am Ende ein Gesamtsystem entsteht, das in der Lage ist, auch z. B. in der Druckbranche die Bildverarbeitung zu ermöglichen.
Letztes Jahr hat B&R die Firma Mondial electronic übernommen. Wie sehen Sie die Wachstumschancen für den Bereich Mobil Automation?
F. Winter: Der Umsatz des Bereichs Mobil Automation liegt momentan bereits bei knapp 20 Mio. €. Ich denke, wir können diesen Betrag mittelfristig, also in zwei bis vier Jahren, vervielfachen, da wir unsere Vertriebsoberfläche sehr gut dafür nutzen können. Das notwendige Spezialwissen lässt sich der gesamten Mannschaft schnell vermitteln. Wir werden dieses Thema auch auf der Hannover Messe präsentieren. Bis dahin dürften unsere Ingenieure diese Produkte mit vorhandener B&R-Technologie bereits entsprechend weiter optimiert haben. So zeigen wir dann beispielsweise, dass die Systeme auch mit anderen Werkzeugen als der Mondial-eigenen programmiert werden können.
Was werden wir auf der Hannover Messe noch von B&R sehen?
F. Winter: Die Servohydraulik: Wir wollen in Hannover herausarbeiten, wie man z.B. eine hydraulikgetriebene Maschine über die Servotechnik möglichst Energie-optimiert betreiben kann. Und dazu liefern wir die Hardware und die Regelungstechnik in Form von Software.
Weiterhin wird B&R Prozessleittechnik mit seinem Produkt Aprol interessante Lösungen im Bereich Hybridautomation präsentieren.
Herr Winter, wir bedanken uns für die interessanten Einblicke.